Auch für die, o ew'ge Liebe! meine Seufzer auszuschütten, Und, von dir, Barmhertzigkeit für die Armen zu erbitten. Ach, wie mancher Mensch muß sich jetzt auf harten Boden legen, Drauf er, sonder Dach und Fach, sich für Kälte, Sturm und Regen Kaum mit alten Lumpen schützet! da ich, mit Beqvemlichkeit, Jn so weichen Feder-Decken mich gemächlich legen kann; Ach erbarm dich ihrer auch, sieh' ihr Elend gnädig an! Schencke wenigstens Gedult! und laß, nebst Gelassenheit, Die Gewohnheit ihre Plagen, wo nicht gantz und gar vermindern, Doch in Hofnung und Vertrauen, wenigstens in etwas lindern! Nun so schließ ich meiner Augen Schlaf-begier'ge Lieder zu, Und, indem die müden Glieder, sammt den matt-gewor- dnen Sehnen, Sich, mit einer neuen Lust, sanfte von einander dehnen, Denck' ich, mich in dich versenckend, auf die Lust der ew'- gen Ruh.
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Ver-
Abend-Andacht.
Auch fuͤr die, o ew’ge Liebe! meine Seufzer auszuſchuͤtten, Und, von dir, Barmhertzigkeit fuͤr die Armen zu erbitten. Ach, wie mancher Menſch muß ſich jetzt auf harten Boden legen, Drauf er, ſonder Dach und Fach, ſich fuͤr Kaͤlte, Sturm und Regen Kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzet! da ich, mit Beqvemlichkeit, Jn ſo weichen Feder-Decken mich gemaͤchlich legen kann; Ach erbarm dich ihrer auch, ſieh’ ihr Elend gnaͤdig an! Schencke wenigſtens Gedult! und laß, nebſt Gelaſſenheit, Die Gewohnheit ihre Plagen, wo nicht gantz und gar vermindern, Doch in Hofnung und Vertrauen, wenigſtens in etwas lindern! Nun ſo ſchließ ich meiner Augen Schlaf-begier’ge Lieder zu, Und, indem die muͤden Glieder, ſammt den matt-gewor- dnen Sehnen, Sich, mit einer neuen Luſt, ſanfte von einander dehnen, Denck’ ich, mich in dich verſenckend, auf die Luſt der ew’- gen Ruh.
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Abend-Andacht.
Auch fuͤr die, o ew’ge Liebe! meine Seufzer auszuſchuͤtten,
Und, von dir, Barmhertzigkeit fuͤr die Armen zu erbitten.
Ach, wie mancher Menſch muß ſich jetzt auf harten Boden
legen,
Drauf er, ſonder Dach und Fach, ſich fuͤr Kaͤlte, Sturm
und Regen
Kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzet! da ich, mit Beqvemlichkeit,
Jn ſo weichen Feder-Decken mich gemaͤchlich legen kann;
Ach erbarm dich ihrer auch, ſieh’ ihr Elend gnaͤdig an!
Schencke wenigſtens Gedult! und laß, nebſt Gelaſſenheit,
Die Gewohnheit ihre Plagen, wo nicht gantz und gar
vermindern,
Doch in Hofnung und Vertrauen, wenigſtens in etwas
lindern!
Nun ſo ſchließ ich meiner Augen Schlaf-begier’ge Lieder zu,
Und, indem die muͤden Glieder, ſammt den matt-gewor-
dnen Sehnen,
Sich, mit einer neuen Luſt, ſanfte von einander dehnen,
Denck’ ich, mich in dich verſenckend, auf die Luſt der ew’-
gen Ruh.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/191>, abgerufen am 14.06.2024.
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