Uns scheinet unser Bett nie süsser, als wenn wir es ver- lassen müssen; Der uns sich nahende Verlust des Guten fügt uns erst zu wissen, Was ungefühlt genossen worden; dieß geht in allen Dingen so: Wir werden, weil wir dran nicht dencken, auch niemahls unsrer Güter froh, Biß sie uns, oder wir sie, lassen. Dann allererst wird alles besser, Dann fühlet allererst der Geist was er gehabt und nicht gefühlt, Und die zu spät-gefühlte Lust macht den Verlust noch desto grösser.
Ach, daß man denn mit mehrerm Ernste nicht hier auf sein Vergnügen zielt! Ach, daß man stets vom eintzgen Wege der wahren Wollust sich verirrt! Jndem kein Gutes, ohn zu dencken, daß mans besitzt, be- sessen wird; Wird man, auch bey dem grösten Glück auf Erden, sich nicht glücklich nennen; Wofern wir unser Glück, nur dann, wann wirs verlieren, erst erkennen.
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Cro-
Weg zum Vergnuͤgen.
Uns ſcheinet unſer Bett nie ſuͤſſer, als wenn wir es ver- laſſen muͤſſen; Der uns ſich nahende Verluſt des Guten fuͤgt uns erſt zu wiſſen, Was ungefuͤhlt genoſſen worden; dieß geht in allen Dingen ſo: Wir werden, weil wir dran nicht dencken, auch niemahls unſrer Guͤter froh, Biß ſie uns, oder wir ſie, laſſen. Dann allererſt wird alles beſſer, Dann fuͤhlet allererſt der Geiſt was er gehabt und nicht gefuͤhlt, Und die zu ſpaͤt-gefuͤhlte Luſt macht den Verluſt noch deſto groͤſſer.
Ach, daß man denn mit mehrerm Ernſte nicht hier auf ſein Vergnuͤgen zielt! Ach, daß man ſtets vom eintzgen Wege der wahren Wolluſt ſich verirrt! Jndem kein Gutes, ohn zu dencken, daß mans beſitzt, be- ſeſſen wird; Wird man, auch bey dem groͤſten Gluͤck auf Erden, ſich nicht gluͤcklich nennen; Wofern wir unſer Gluͤck, nur dann, wann wirs verlieren, erſt erkennen.
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Weg zum Vergnuͤgen.
Uns ſcheinet unſer Bett nie ſuͤſſer, als wenn wir es ver-
laſſen muͤſſen;
Der uns ſich nahende Verluſt des Guten fuͤgt uns erſt zu
wiſſen,
Was ungefuͤhlt genoſſen worden; dieß geht in allen Dingen ſo:
Wir werden, weil wir dran nicht dencken, auch niemahls
unſrer Guͤter froh,
Biß ſie uns, oder wir ſie, laſſen. Dann allererſt wird alles
beſſer,
Dann fuͤhlet allererſt der Geiſt was er gehabt und nicht
gefuͤhlt,
Und die zu ſpaͤt-gefuͤhlte Luſt macht den Verluſt noch deſto
groͤſſer.
Ach, daß man denn mit mehrerm Ernſte nicht hier auf
ſein Vergnuͤgen zielt!
Ach, daß man ſtets vom eintzgen Wege der wahren Wolluſt
ſich verirrt!
Jndem kein Gutes, ohn zu dencken, daß mans beſitzt, be-
ſeſſen wird;
Wird man, auch bey dem groͤſten Gluͤck auf Erden, ſich
nicht gluͤcklich nennen;
Wofern wir unſer Gluͤck, nur dann, wann wirs verlieren,
erſt erkennen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/381>, abgerufen am 18.06.2024.
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