Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirckung des Regens im Frühling.
Der aufgeqvollnen Knospen-Menge,
Mit ihren theils erst halb-theils schon gebohrnen Kindern,
Formirten in der Luft ein duftiges Gepränge,
Ein grünliches Gewölck, ein angenehm Gewirre.
Es gleichet alles fast geflochtnen grünen Netzen,
Jn welchen man, mit lieblichem Geschwirre,
Die Vögel fliegen sieht, und sich und uns ergetzen.
Dieß junge grüne nun, zusammt der Pracht der Blüthe
Erfüllete mit Lust und Andacht mein Gemühte.
Jch kehrte mich demnach, mit höchst erfreutem Sinn,
Zum Ursprung aller Pracht, zum grossen Schöpfer hin;
Besunge seine Macht, voll froher Danckbarkeit,
Und wuste mich für Anmuth kaum zu fassen,
Daß er die holde Frühlings-Zeit
Mich abermahl erleben lassen.
Ach! rief ich, möcht' ich das, was, blos durch dich, so schön,
Mit nimmer satter Lust, dir oft zu Ehren, sehn!
[Abbildung]
Früh-
Wirckung des Regens im Fruͤhling.
Der aufgeqvollnen Knoſpen-Menge,
Mit ihren theils erſt halb-theils ſchon gebohrnen Kindern,
Formirten in der Luft ein duftiges Gepraͤnge,
Ein gruͤnliches Gewoͤlck, ein angenehm Gewirre.
Es gleichet alles faſt geflochtnen gruͤnen Netzen,
Jn welchen man, mit lieblichem Geſchwirre,
Die Voͤgel fliegen ſieht, und ſich und uns ergetzen.
Dieß junge gruͤne nun, zuſammt der Pracht der Bluͤthe
Erfuͤllete mit Luſt und Andacht mein Gemuͤhte.
Jch kehrte mich demnach, mit hoͤchſt erfreutem Sinn,
Zum Urſprung aller Pracht, zum groſſen Schoͤpfer hin;
Beſunge ſeine Macht, voll froher Danckbarkeit,
Und wuſte mich fuͤr Anmuth kaum zu faſſen,
Daß er die holde Fruͤhlings-Zeit
Mich abermahl erleben laſſen.
Ach! rief ich, moͤcht’ ich das, was, blos durch dich, ſo ſchoͤn,
Mit nimmer ſatter Luſt, dir oft zu Ehren, ſehn!
[Abbildung]
Fruͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0050" n="34"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wirckung des Regens im Fru&#x0364;hling.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Der aufgeqvollnen Kno&#x017F;pen-Menge,</l><lb/>
          <l>Mit ihren theils er&#x017F;t halb-theils &#x017F;chon gebohrnen Kindern,</l><lb/>
          <l>Formirten in der Luft ein duftiges Gepra&#x0364;nge,</l><lb/>
          <l>Ein gru&#x0364;nliches Gewo&#x0364;lck, ein angenehm Gewirre.</l><lb/>
          <l>Es gleichet alles fa&#x017F;t geflochtnen gru&#x0364;nen Netzen,</l><lb/>
          <l>Jn welchen man, mit lieblichem Ge&#x017F;chwirre,</l><lb/>
          <l>Die Vo&#x0364;gel fliegen &#x017F;ieht, und &#x017F;ich und uns ergetzen.</l><lb/>
          <l>Dieß junge gru&#x0364;ne nun, zu&#x017F;ammt der Pracht der Blu&#x0364;the</l><lb/>
          <l>Erfu&#x0364;llete mit Lu&#x017F;t und Andacht mein Gemu&#x0364;hte.</l><lb/>
          <l>Jch kehrte mich demnach, mit ho&#x0364;ch&#x017F;t erfreutem Sinn,</l><lb/>
          <l>Zum Ur&#x017F;prung aller Pracht, zum gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfer hin;</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;unge &#x017F;eine Macht, voll froher Danckbarkeit,</l><lb/>
          <l>Und wu&#x017F;te mich fu&#x0364;r Anmuth kaum zu fa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Daß er die holde Fru&#x0364;hlings-Zeit</l><lb/>
          <l>Mich abermahl erleben la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Ach! rief ich, mo&#x0364;cht&#x2019; ich das, was, blos durch dich, &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Mit nimmer &#x017F;atter Lu&#x017F;t, dir oft zu Ehren, &#x017F;ehn!</l>
        </lg><lb/>
        <figure/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fru&#x0364;h-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0050] Wirckung des Regens im Fruͤhling. Der aufgeqvollnen Knoſpen-Menge, Mit ihren theils erſt halb-theils ſchon gebohrnen Kindern, Formirten in der Luft ein duftiges Gepraͤnge, Ein gruͤnliches Gewoͤlck, ein angenehm Gewirre. Es gleichet alles faſt geflochtnen gruͤnen Netzen, Jn welchen man, mit lieblichem Geſchwirre, Die Voͤgel fliegen ſieht, und ſich und uns ergetzen. Dieß junge gruͤne nun, zuſammt der Pracht der Bluͤthe Erfuͤllete mit Luſt und Andacht mein Gemuͤhte. Jch kehrte mich demnach, mit hoͤchſt erfreutem Sinn, Zum Urſprung aller Pracht, zum groſſen Schoͤpfer hin; Beſunge ſeine Macht, voll froher Danckbarkeit, Und wuſte mich fuͤr Anmuth kaum zu faſſen, Daß er die holde Fruͤhlings-Zeit Mich abermahl erleben laſſen. Ach! rief ich, moͤcht’ ich das, was, blos durch dich, ſo ſchoͤn, Mit nimmer ſatter Luſt, dir oft zu Ehren, ſehn! [Abbildung] Fruͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/50
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/50>, abgerufen am 30.04.2024.