Wann nun begreiflich, da die Erde, in einer starken Fahrt, sich drehet; Daß da, woselbst ihr Kreis am größten, der Drang am heftigsten entstehet, Jn der daselbst vom Sonnen-Feur zugleich gedehnten Luft; wie wir Dann, zwischen denen Tropicis, die Wirkung finden, da wir hier Die Wind' in unveränderlich- und immer gleichem Gange wehen, Und halbe theils, theils ganze Jahre, in einem Zuge blasen sehen: Wann aber, gegentheils, bey uns, in unserm kältern Himmels-Strich, Die Winde so veränderlich; So scheint die Ursach klar zu seyn, daß sich die Luft mehr abwärts lenkt, Und auf der runden Erden-Kugel, die hier sich senkt, herunter senkt. Da dann, indem ihr hier zugleich, der Widerstand von mehrerer, Und nicht so sehr verdünnter, Luft, in ihrem Gang', im Wege stehet, Der Wind unordentlicher stets, und nimmer so beständig, wehet; Zumal auch die vermengten Dünste, die stets sich in die Luft erheben, Von allerley Materien, zu diesen Winden Anlaß geben.
Dann tritt, vermuthlich, dieß noch bey, daß aus den Polis, wie man meynt, Und es aus der Erfahrung scheint,
Von
und Urſachen der veraͤnderlichen Winde.
Wann nun begreiflich, da die Erde, in einer ſtarken Fahrt, ſich drehet; Daß da, woſelbſt ihr Kreis am groͤßten, der Drang am heftigſten entſtehet, Jn der daſelbſt vom Sonnen-Feur zugleich gedehnten Luft; wie wir Dann, zwiſchen denen Tropicis, die Wirkung finden, da wir hier Die Wind’ in unveraͤnderlich- und immer gleichem Gange wehen, Und halbe theils, theils ganze Jahre, in einem Zuge blaſen ſehen: Wann aber, gegentheils, bey uns, in unſerm kaͤltern Himmels-Strich, Die Winde ſo veraͤnderlich; So ſcheint die Urſach klar zu ſeyn, daß ſich die Luft mehr abwaͤrts lenkt, Und auf der runden Erden-Kugel, die hier ſich ſenkt, herunter ſenkt. Da dann, indem ihr hier zugleich, der Widerſtand von mehrerer, Und nicht ſo ſehr verduͤnnter, Luft, in ihrem Gang’, im Wege ſtehet, Der Wind unordentlicher ſtets, und nimmer ſo beſtaͤndig, wehet; Zumal auch die vermengten Duͤnſte, die ſtets ſich in die Luft erheben, Von allerley Materien, zu dieſen Winden Anlaß geben.
Dann tritt, vermuthlich, dieß noch bey, daß aus den Polis, wie man meynt, Und es aus der Erfahrung ſcheint,
Von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0301"n="287"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Urſachen der veraͤnderlichen Winde.</hi></fw><lb/><lgn="5"><l>Wann nun begreiflich, da die Erde, in einer ſtarken<lb/><hirendition="#et">Fahrt, ſich drehet;</hi></l><lb/><l>Daß da, woſelbſt ihr Kreis am groͤßten, der Drang<lb/><hirendition="#et">am heftigſten entſtehet,</hi></l><lb/><l>Jn der daſelbſt vom Sonnen-Feur zugleich gedehnten<lb/><hirendition="#et">Luft; wie wir</hi></l><lb/><l>Dann, zwiſchen denen <hirendition="#aq">Tropicis,</hi> die Wirkung finden,<lb/><hirendition="#et">da wir hier</hi></l><lb/><l>Die Wind’ in unveraͤnderlich- und immer gleichem Gange<lb/><hirendition="#et">wehen,</hi></l><lb/><l>Und halbe theils, theils ganze Jahre, in einem Zuge<lb/><hirendition="#et">blaſen ſehen:</hi></l><lb/><l>Wann aber, gegentheils, bey uns, in unſerm kaͤltern<lb/><hirendition="#et">Himmels-Strich,</hi></l><lb/><l>Die Winde ſo veraͤnderlich;</l><lb/><l>So ſcheint die Urſach klar zu ſeyn, daß ſich die Luft<lb/><hirendition="#et">mehr abwaͤrts lenkt,</hi></l><lb/><l>Und auf der runden Erden-Kugel, die hier ſich ſenkt,<lb/><hirendition="#et">herunter ſenkt.</hi></l><lb/><l>Da dann, indem ihr hier zugleich, der Widerſtand von<lb/><hirendition="#et">mehrerer,</hi></l><lb/><l>Und nicht ſo ſehr verduͤnnter, Luft, in ihrem Gang’, im<lb/><hirendition="#et">Wege ſtehet,</hi></l><lb/><l>Der Wind unordentlicher ſtets, und nimmer ſo beſtaͤndig,<lb/><hirendition="#et">wehet;</hi></l><lb/><l>Zumal auch die vermengten Duͤnſte, die ſtets ſich in die<lb/><hirendition="#et">Luft erheben,</hi></l><lb/><l>Von allerley Materien, zu dieſen Winden Anlaß geben.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Dann tritt, vermuthlich, dieß noch bey, daß aus den<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Polis,</hi> wie man meynt,</hi></l><lb/><l>Und es aus der Erfahrung ſcheint,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Von</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[287/0301]
und Urſachen der veraͤnderlichen Winde.
Wann nun begreiflich, da die Erde, in einer ſtarken
Fahrt, ſich drehet;
Daß da, woſelbſt ihr Kreis am groͤßten, der Drang
am heftigſten entſtehet,
Jn der daſelbſt vom Sonnen-Feur zugleich gedehnten
Luft; wie wir
Dann, zwiſchen denen Tropicis, die Wirkung finden,
da wir hier
Die Wind’ in unveraͤnderlich- und immer gleichem Gange
wehen,
Und halbe theils, theils ganze Jahre, in einem Zuge
blaſen ſehen:
Wann aber, gegentheils, bey uns, in unſerm kaͤltern
Himmels-Strich,
Die Winde ſo veraͤnderlich;
So ſcheint die Urſach klar zu ſeyn, daß ſich die Luft
mehr abwaͤrts lenkt,
Und auf der runden Erden-Kugel, die hier ſich ſenkt,
herunter ſenkt.
Da dann, indem ihr hier zugleich, der Widerſtand von
mehrerer,
Und nicht ſo ſehr verduͤnnter, Luft, in ihrem Gang’, im
Wege ſtehet,
Der Wind unordentlicher ſtets, und nimmer ſo beſtaͤndig,
wehet;
Zumal auch die vermengten Duͤnſte, die ſtets ſich in die
Luft erheben,
Von allerley Materien, zu dieſen Winden Anlaß geben.
Dann tritt, vermuthlich, dieß noch bey, daß aus den
Polis, wie man meynt,
Und es aus der Erfahrung ſcheint,
Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/301>, abgerufen am 16.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.