Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
des 1740sten Jahres.
Es hat, in diesem Jahr annoch, ein ganz besonderes
Vergnügen,

Zu ungezähltem anderm Guten, zu meiner Lust, sich
müssen fügen:

Da ich ein kleines Enkelchen, das schön, ja recht aus-
nehmend schön,

Und mit besonderm Geist begabt, zum allererstenmal
gesehn.

Es hat mich sein so lebhaft Wesen in ganz besondre Lust
gesetzet;

Sein kindisch-munterer Betrieb hat mich recht ungemein
ergetzet,

Und zwar weit mehr, als unsre Sippschaft: Denn,
wenn ihn auch ein Fremder sieht,

So ist wohl keiner, dessen Lieb' er nicht gleich zu und
auf sich zieht.

"Jch danke Dir, mein Gott! von Herzen, daß Du
denselben uns gegeben,

"Und flehe Dich inbrünstig an: Laß ihn zu Deinen
Ehren leben!
Was sind nicht sonst, in meinem Amte, für Fälle
von mir abgekehrt,

Die würdig, daß mein Geist die Hand, die mich beschirmt,
in Demuth ehrt!

Jch habe, mit Gewalt und Waffen, des Strandes Frey-
heit schützen müssen,

Wie Güt- und Lindigkeit nicht half; was uns schon
mehrentheils entrissen,

Ward herzhaft wieder hergestellt: Wobey dann ich und
jedermann,

Daß alles glücklich ausgeführt, Gott nie genug verdan-
ken kann.
Viel
Z 2
des 1740ſten Jahres.
Es hat, in dieſem Jahr annoch, ein ganz beſonderes
Vergnuͤgen,

Zu ungezaͤhltem anderm Guten, zu meiner Luſt, ſich
muͤſſen fuͤgen:

Da ich ein kleines Enkelchen, das ſchoͤn, ja recht aus-
nehmend ſchoͤn,

Und mit beſonderm Geiſt begabt, zum allererſtenmal
geſehn.

Es hat mich ſein ſo lebhaft Weſen in ganz beſondre Luſt
geſetzet;

Sein kindiſch-munterer Betrieb hat mich recht ungemein
ergetzet,

Und zwar weit mehr, als unſre Sippſchaft: Denn,
wenn ihn auch ein Fremder ſieht,

So iſt wohl keiner, deſſen Lieb’ er nicht gleich zu und
auf ſich zieht.

“Jch danke Dir, mein Gott! von Herzen, daß Du
denſelben uns gegeben,

“Und flehe Dich inbruͤnſtig an: Laß ihn zu Deinen
Ehren leben!
Was ſind nicht ſonſt, in meinem Amte, fuͤr Faͤlle
von mir abgekehrt,

Die wuͤrdig, daß mein Geiſt die Hand, die mich beſchirmt,
in Demuth ehrt!

Jch habe, mit Gewalt und Waffen, des Strandes Frey-
heit ſchuͤtzen muͤſſen,

Wie Guͤt- und Lindigkeit nicht half; was uns ſchon
mehrentheils entriſſen,

Ward herzhaft wieder hergeſtellt: Wobey dann ich und
jedermann,

Daß alles gluͤcklich ausgefuͤhrt, Gott nie genug verdan-
ken kann.
Viel
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0369" n="355"/>
              <fw place="top" type="header">des 1740&#x017F;ten Jahres.</fw><lb/>
              <lg n="33">
                <l>Es hat, in die&#x017F;em Jahr annoch, ein ganz be&#x017F;onderes<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
                <l>Zu ungeza&#x0364;hltem anderm Guten, zu meiner Lu&#x017F;t, &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;gen:</hi></l><lb/>
                <l>Da ich ein kleines Enkelchen, das &#x017F;cho&#x0364;n, ja recht aus-<lb/><hi rendition="#et">nehmend &#x017F;cho&#x0364;n,</hi></l><lb/>
                <l>Und mit be&#x017F;onderm Gei&#x017F;t begabt, zum allerer&#x017F;tenmal<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;ehn.</hi></l><lb/>
                <l>Es hat mich &#x017F;ein &#x017F;o lebhaft We&#x017F;en in ganz be&#x017F;ondre Lu&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;etzet;</hi></l><lb/>
                <l>Sein kindi&#x017F;ch-munterer Betrieb hat mich recht ungemein<lb/><hi rendition="#et">ergetzet,</hi></l><lb/>
                <l>Und zwar weit mehr, als un&#x017F;re Sipp&#x017F;chaft: Denn,<lb/><hi rendition="#et">wenn ihn auch ein Fremder &#x017F;ieht,</hi></l><lb/>
                <l>So i&#x017F;t wohl keiner, de&#x017F;&#x017F;en Lieb&#x2019; er nicht gleich zu und<lb/><hi rendition="#et">auf &#x017F;ich zieht.</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Jch danke Dir, mein Gott! von Herzen, daß Du<lb/><hi rendition="#et">den&#x017F;elben uns gegeben,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Und flehe Dich inbru&#x0364;n&#x017F;tig an: Laß ihn zu Deinen<lb/><hi rendition="#et">Ehren leben!</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="34">
                <l>Was &#x017F;ind nicht &#x017F;on&#x017F;t, in meinem Amte, fu&#x0364;r Fa&#x0364;lle<lb/><hi rendition="#et">von mir abgekehrt,</hi></l><lb/>
                <l>Die wu&#x0364;rdig, daß mein Gei&#x017F;t die Hand, die mich be&#x017F;chirmt,<lb/><hi rendition="#et">in Demuth ehrt!</hi></l><lb/>
                <l>Jch habe, mit Gewalt und Waffen, des Strandes Frey-<lb/><hi rendition="#et">heit &#x017F;chu&#x0364;tzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
                <l>Wie Gu&#x0364;t- und Lindigkeit nicht half; was uns &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#et">mehrentheils entri&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
                <l>Ward herzhaft wieder herge&#x017F;tellt: Wobey dann ich und<lb/><hi rendition="#et">jedermann,</hi></l><lb/>
                <l>Daß alles glu&#x0364;cklich ausgefu&#x0364;hrt, Gott nie genug verdan-<lb/><hi rendition="#et">ken kann.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Viel</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0369] des 1740ſten Jahres. Es hat, in dieſem Jahr annoch, ein ganz beſonderes Vergnuͤgen, Zu ungezaͤhltem anderm Guten, zu meiner Luſt, ſich muͤſſen fuͤgen: Da ich ein kleines Enkelchen, das ſchoͤn, ja recht aus- nehmend ſchoͤn, Und mit beſonderm Geiſt begabt, zum allererſtenmal geſehn. Es hat mich ſein ſo lebhaft Weſen in ganz beſondre Luſt geſetzet; Sein kindiſch-munterer Betrieb hat mich recht ungemein ergetzet, Und zwar weit mehr, als unſre Sippſchaft: Denn, wenn ihn auch ein Fremder ſieht, So iſt wohl keiner, deſſen Lieb’ er nicht gleich zu und auf ſich zieht. “Jch danke Dir, mein Gott! von Herzen, daß Du denſelben uns gegeben, “Und flehe Dich inbruͤnſtig an: Laß ihn zu Deinen Ehren leben! Was ſind nicht ſonſt, in meinem Amte, fuͤr Faͤlle von mir abgekehrt, Die wuͤrdig, daß mein Geiſt die Hand, die mich beſchirmt, in Demuth ehrt! Jch habe, mit Gewalt und Waffen, des Strandes Frey- heit ſchuͤtzen muͤſſen, Wie Guͤt- und Lindigkeit nicht half; was uns ſchon mehrentheils entriſſen, Ward herzhaft wieder hergeſtellt: Wobey dann ich und jedermann, Daß alles gluͤcklich ausgefuͤhrt, Gott nie genug verdan- ken kann. Viel Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/369
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/369>, abgerufen am 14.05.2024.