Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. Feindschaft den andern ausfodern; Zum dritten/ niemand/ da er herabgestochen würde/ auf den über-winder einigen Neid oder Haß werffen/ oder ihn ferner umb einen Rit begrüssen und sonsten alles dz tuhn und lassen sol/ was Ritters brauch erfodert und bißhergeübet hat. Darauff ward die Bahn frey gelassen und die Schranken geöffnet/ zwischen denen etliche hundert Ritter sich setzeten/ in mancherley ansehnlicher Rustung. Doch hatten alle Zuseher auff drey/ welche in Gesel- schaft ritten/ insonderheit die Augen gerichtet/ als welche vor andern gar prächtig auffge- zogen kahmen. Der in der mitte hatte einen schwarzglänzenden Schild/ in welchem zu oberst eine helleuchtende güldene Sonne stund/ und in der mitte ein Silbernes V; nähest darunter wahr die bleich-roht-scheinende Morgenröhte sehr artig entworffen/ und zu un- terst diese Worte gesetzet. CLARAm Solis Auroram spero. Das ist: Zur hellen Morgenröhte der Sonnen stehet mein hoffen. Auff dem Helme führete er ein Tiegertihr/ in dessen linken Tatze ein Schildlein hing mit dieser Schrifft: Amor absens gravis Entfernete Liebe ist schwer zuerdulden. Der zur rechten führete einen blauen Schild mit eben solcher Sonnen und dem Silbern V. nähest darunter stund der schimmernde Morgenstern/ mit dieser Unterschrift: LVCIferum Solis gero. Der Sonnen Morgenstern trage ich bey mir. Auff seinem Helme stund eine nackete Jungfer/ welche in der Rechten ein Täflein hielt/ mit dieser Auffschrift: Amor praesens suavis. Nahe Liebe ist süsse. Der dritte hatte einen rohten Schild mit eben der vorigen Sonnen und dem V. In der mitte den helleuchtenden Abendstern mit dieser bezeichnis: SIderis Hesperum sub Sole fero. Des Himmels Abendstern trage ich unter der Sonnen bescheinung. Auff dem Helm aber ein Schäflein/ an dessen Brust diese schwarze Buchstaben geetzet wah- ren; Amor favet gnavis. Die Liebe begünstiget die Unverdrossenen. Hinter ihnen her ritten drey ansehnliche frische Ritter in blanker Rustung mit güldenen Blumen sehr artig bestreuet/ jeder führete einen rohten Löuen im Schilde mit dieser umbschrift: Pro Lege & Rege. Alles dem Gesez und Könige zu dienste Auff dem Helme hatten sie lange weisse Federbüsche/ und auf einem daran gehefteten Schildlein diese Worte: DEO DVCE. Durch Gottes anführung. Diese sechse nahmen die obriste Stelle ein/ und foderten eine zimliche anzahl Speere/ daß mann leicht urteilete/ sie währen nicht willens/ ohn stechen abzuzihen; wie dann die drey ersten alsbald sich auff die Bahn setzeten/ hatten einen zierlich geputzeten ädelknaben/ wel- cher mit heller Stimme also anfing: Hochlöbliche preißwirdige Ritterschaft; demnach gegenwärtige diese drey Ritter Gebrüder/ auff ihrer schleunigen Reise nach Griechenland ohngefehr vernommen/ daß ein ausländischer Fürst dieses Ritterspiel angeordnet/ haben sie etliche wenig Tage abgebrochen/ diesem Stechen ein oder zwo Stunden beyzuwohnen/ dienst- und freundlich gesinnend/ ihnen diese Bahn ein wenig zu gönnen/ biß sie durch tap- fere Speere/ denen sie wolgewogen bleiben wollen/ herunter geworffen werden/ jedoch mit dem bedinge/ daß sie von niemand über den dritten Rit angefodert werden; des erbieten sie sich hinwiederumb/ einem jeden nach Standes gebühr und hocheit ihre Freundschaft und Dienste an. Hiemit nam der Knabe abscheid/ und ritte aus den Schranken/ da seine Her- ren sich fertig hielten/ mit allen/ so es begehren würden/ ein Treffen zu tuhn; wie sich dann gar bald drey ansehnliche Ritter funden/ die sich ihnen entgegen setzeten. Der erste hatte ei- nen Bähren im Schilde/ welchen eine schöne Jungfer an der Hand leitete/ mit diesem Merkworte: Feritas mansuescit amore. Das Wild wird durch Liebe Zahm. Sein Helm wahr ganz
Sechſtes Buch. Feindſchaft den andern ausfodern; Zum dritten/ niemand/ da er herabgeſtochen wuͤrde/ auf den uͤber-winder einigen Neid oder Haß werffen/ oder ihn ferner umb einen Rit begruͤſſen und ſonſten alles dz tuhn und laſſen ſol/ was Ritters brauch erfodert und bißhergeuͤbet hat. Darauff ward die Bahn frey gelaſſen und die Schranken geoͤffnet/ zwiſchen denen etliche hundert Ritter ſich ſetzetẽ/ in mancherley anſehnlicher Ruſtung. Doch hatten alle Zuſeher auff drey/ welche in Geſel- ſchaft ritten/ inſonderheit die Augen gerichtet/ als welche vor andern gar praͤchtig auffge- zogen kahmen. Der in der mitte hatte einen ſchwarzglaͤnzenden Schild/ in welchem zu oberſt eine helleuchtende guͤldene Sonne ſtund/ und in der mitte ein Silbernes V; naͤheſt darunter wahr die bleich-roht-ſcheinende Morgenroͤhte ſehr artig entworffen/ und zu un- terſt dieſe Worte geſetzet. CLARAm Solis Auroram ſpero. Das iſt: Zur hellen Morgenroͤhte der Sonnen ſtehet mein hoffen. Auff dem Helme führete er ein Tiegertihr/ in deſſen linken Tatze ein Schildlein hing mit dieſer Schrifft: Amor abſens gravis Entfernete Liebe iſt ſchwer zuerdulden. Der zur rechten führete einen blauen Schild mit eben ſolcher Soñen und dem Silbern V. naͤheſt darunter ſtund der ſchimmernde Morgenſtern/ mit dieſer Unterſchrift: LVCIferum Solis gero. Der Sonnen Morgenſtern trage ich bey mir. Auff ſeinem Helme ſtund eine nackete Jungfer/ welche in der Rechten ein Taͤflein hielt/ mit dieſer Auffſchrift: Amor præſens ſuavis. Nahe Liebe iſt ſuͤſſe. Der dritte hatte einen rohten Schild mit eben der vorigẽ Sonnen und dem V. In der mitte den helleuchtenden Abendſtern mit dieſer bezeichnis: SIderis Hesperum ſub Sole fero. Des Himmels Abendſtern trage ich unter der Soñen beſcheinung. Auff dem Helm aber ein Schaͤflein/ an deſſen Bruſt dieſe ſchwarze Buchſtaben geetzet wah- ren; Amor favet gnavis. Die Liebe beguͤnſtiget die Unverdroſſenen. Hinter ihnen her ritten drey anſehnliche friſche Ritter in blanker Ruſtung mit guͤldenen Blumen ſehr artig beſtreuet/ jeder fuͤhrete einen rohten Loͤuen im Schilde mit dieſer umbſchrift: Pro Lege & Rege. Alles dem Geſez und Koͤnige zu dienſte Auff dem Helme hatten ſie lange weiſſe Federbuͤſche/ und auf einem daran geheftetẽ Schildlein dieſe Worte: DEO DVCE. Durch Gottes anfuͤhrung. Dieſe ſechſe nahmen die obriſte Stelle ein/ und foderten eine zimliche anzahl Speere/ daß mann leicht urteilete/ ſie waͤhren nicht willens/ ohn ſtechen abzuzihen; wie dann die drey erſten alsbald ſich auff die Bahn ſetzeten/ hatten einen zierlich geputzeten aͤdelknaben/ wel- cher mit heller Stimme alſo anfing: Hochloͤbliche preißwirdige Ritterſchaft; demnach gegenwaͤrtige dieſe drey Ritter Gebruͤder/ auff ihrer ſchleunigen Reiſe nach Griechenland ohngefehr vernommen/ daß ein auslaͤndiſcher Fuͤrſt dieſes Ritterſpiel angeordnet/ haben ſie etliche wenig Tage abgebrochen/ dieſem Stechen ein oder zwo Stunden beyzuwohnen/ dienſt- und freundlich geſinnend/ ihnen dieſe Bahn ein wenig zu goͤnnen/ biß ſie durch tap- fere Speere/ denen ſie wolgewogen bleiben wollen/ herunter geworffen werden/ jedoch mit dem bedinge/ daß ſie von niemand uͤber den dritten Rit angefodert werden; des erbieten ſie ſich hinwiederumb/ einem jeden nach Standes gebuͤhr und hocheit ihre Freundſchaft und Dienſte an. Hiemit nam der Knabe abſcheid/ und ritte aus den Schranken/ da ſeine Her- ren ſich fertig hielten/ mit allen/ ſo es begehren wuͤrden/ ein Treffen zu tuhn; wie ſich dann gar bald drey anſehnliche Ritter funden/ die ſich ihnen entgegen ſetzeten. Der erſte hatte ei- nen Baͤhren im Schilde/ welchen eine ſchoͤne Jungfer an der Hand leitete/ mit dieſem Merkworte: Feritas manſueſcit amore. Das Wild wird durch Liebe Zahm. Sein Helm wahꝛ ganz
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Sechſtes Buch.
Feindſchaft den andern ausfodern; Zum dritten/ niemand/ da er herabgeſtochen wuͤrde/ auf den uͤber-
winder einigen Neid oder Haß werffen/ oder ihn ferner umb einen Rit begruͤſſen und ſonſten alles dz
tuhn und laſſen ſol/ was Ritters brauch erfodert und bißhergeuͤbet hat. Darauff ward die Bahn
frey gelaſſen und die Schranken geoͤffnet/ zwiſchen denen etliche hundert Ritter ſich ſetzetẽ/
in mancherley anſehnlicher Ruſtung. Doch hatten alle Zuſeher auff drey/ welche in Geſel-
ſchaft ritten/ inſonderheit die Augen gerichtet/ als welche vor andern gar praͤchtig auffge-
zogen kahmen. Der in der mitte hatte einen ſchwarzglaͤnzenden Schild/ in welchem zu
oberſt eine helleuchtende guͤldene Sonne ſtund/ und in der mitte ein Silbernes V; naͤheſt
darunter wahr die bleich-roht-ſcheinende Morgenroͤhte ſehr artig entworffen/ und zu un-
terſt dieſe Worte geſetzet. CLARAm Solis Auroram ſpero. Das iſt: Zur hellen Morgenroͤhte
der Sonnen ſtehet mein hoffen. Auff dem Helme führete er ein Tiegertihr/ in deſſen linken
Tatze ein Schildlein hing mit dieſer Schrifft: Amor abſens gravis Entfernete Liebe iſt ſchwer
zuerdulden. Der zur rechten führete einen blauen Schild mit eben ſolcher Soñen und dem
Silbern V. naͤheſt darunter ſtund der ſchimmernde Morgenſtern/ mit dieſer Unterſchrift:
LVCIferum Solis gero. Der Sonnen Morgenſtern trage ich bey mir. Auff ſeinem Helme ſtund
eine nackete Jungfer/ welche in der Rechten ein Taͤflein hielt/ mit dieſer Auffſchrift: Amor
præſens ſuavis. Nahe Liebe iſt ſuͤſſe. Der dritte hatte einen rohten Schild mit eben der vorigẽ
Sonnen und dem V. In der mitte den helleuchtenden Abendſtern mit dieſer bezeichnis:
SIderis Hesperum ſub Sole fero. Des Himmels Abendſtern trage ich unter der Soñen beſcheinung.
Auff dem Helm aber ein Schaͤflein/ an deſſen Bruſt dieſe ſchwarze Buchſtaben geetzet wah-
ren; Amor favet gnavis. Die Liebe beguͤnſtiget die Unverdroſſenen. Hinter ihnen her ritten drey
anſehnliche friſche Ritter in blanker Ruſtung mit guͤldenen Blumen ſehr artig beſtreuet/
jeder fuͤhrete einen rohten Loͤuen im Schilde mit dieſer umbſchrift: Pro Lege & Rege. Alles
dem Geſez und Koͤnige zu dienſte Auff dem Helme hatten ſie lange weiſſe Federbuͤſche/ und
auf einem daran geheftetẽ Schildlein dieſe Worte: DEO DVCE. Durch Gottes anfuͤhrung.
Dieſe ſechſe nahmen die obriſte Stelle ein/ und foderten eine zimliche anzahl Speere/ daß
mann leicht urteilete/ ſie waͤhren nicht willens/ ohn ſtechen abzuzihen; wie dann die drey
erſten alsbald ſich auff die Bahn ſetzeten/ hatten einen zierlich geputzeten aͤdelknaben/ wel-
cher mit heller Stimme alſo anfing: Hochloͤbliche preißwirdige Ritterſchaft; demnach
gegenwaͤrtige dieſe drey Ritter Gebruͤder/ auff ihrer ſchleunigen Reiſe nach Griechenland
ohngefehr vernommen/ daß ein auslaͤndiſcher Fuͤrſt dieſes Ritterſpiel angeordnet/ haben
ſie etliche wenig Tage abgebrochen/ dieſem Stechen ein oder zwo Stunden beyzuwohnen/
dienſt- und freundlich geſinnend/ ihnen dieſe Bahn ein wenig zu goͤnnen/ biß ſie durch tap-
fere Speere/ denen ſie wolgewogen bleiben wollen/ herunter geworffen werden/ jedoch mit
dem bedinge/ daß ſie von niemand uͤber den dritten Rit angefodert werden; des erbieten ſie
ſich hinwiederumb/ einem jeden nach Standes gebuͤhr und hocheit ihre Freundſchaft und
Dienſte an. Hiemit nam der Knabe abſcheid/ und ritte aus den Schranken/ da ſeine Her-
ren ſich fertig hielten/ mit allen/ ſo es begehren wuͤrden/ ein Treffen zu tuhn; wie ſich dann
gar bald drey anſehnliche Ritter funden/ die ſich ihnen entgegen ſetzeten. Der erſte hatte ei-
nen Baͤhren im Schilde/ welchen eine ſchoͤne Jungfer an der Hand leitete/ mit dieſem
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/365>, abgerufen am 15.06.2024. |