Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. (unter welchen nunmehr Olaff sich finden ließ) ein ernstliches Gebeht zu Gott/ daß er sei-nes Nahmens Ehre retten/ und den unschuldigen Beystand leisten wolte. Die Heerschau- ung wahr schon des vorigen Tages geschehen/ und ihnen ernstlich befohlen/ sich alle Stun- den zum Aufbruch fertig zu halten/ und auff drey Tage Speise zu sich zu nehmen/ welche ihnen zu aller gnüge ausgeteilet ward. Von Prag ab wurden ihnen fast täglich unterschied- liche Schaaren von neuen Völkern zugeschicket/ welche mit dem Pannonischen eroberten Waffen und Pferden gnugsam versehen wurden/ so das ihr Heer vor dißmahl 100000 zu Roß/ und 50000 zu Fusse stark wahr/ welches er also austeilete/ und gegen früh morgens fortgeführet ward. König Henrich/ Fabius/ Markus und Gallus hatten das Fußvolk in der mitte. Zur Rechten hatten Herkules/ Arbianes/ Olaff/ Prinsla und Klodius 50000 Reuter. Zur Linken Ladisla/ Siegward/ Leches und Neda eine gleiche Anzahl/ wovon Le- ches 6000 zum Vortrab führete. Sie nahmen den Pannonischen Gesanten mit sich/ wel- cher über ihr grosses Heer sich verwunderte. Eine halbe Meile von des Feindes neuem La- ger/ stieß Leches auff 7000 Reuter/ welche er beherzt angriff/ und nach hartem Gefechte auf die Flucht brachte; zog von den Gefangenen alle Kundschaft ein/ und taht es seinem Köni- ge zu wissen/ daher sie in gerichteter Schlachtordnung fortgingen/ und ihre Völker vermah- neten/ Stand zu halten/ und nicht/ wie im ersten Treffen unter Siegwarden geschehen/ ih- re Ordnung brechen zulassen; liessen den Pannonischen Heerhold seines Weges reiten/ und zogen fort/ biß sie den Feind eine Meile von ihrem alten Lager dieser gestalt im Felde halten sahen. Das Fußvolk 44000 wolgeübete Manschafft hielt in der Mitte; Zur Rech- ten gegen Ladilsla stund der König mit 65000 Reutern; zur Linken gegen Herkules führe- te Feldmarschalk Dropion eine gleichmässige Anzahl/ wie sein König/ aber die auserlesen- ste Ritterschafft/ dann er hatte ihm gänzlich vorgenommen/ vor dißmahl ein Königreich zuerstreiten/ worzu ihm sein König nun mehr grosse Hoffnung gemacht hatte/ umb seine Verrähterey zu hintertreiben/ dann er hatte sonst mit Agis und Hyppasus schon abgere- det/ daß nach erhaltenem Siege er ihn vor Gericht stellen/ seines Gottlosen Vorhabens ihn überzeugen/ und ihn an den Galgen wolte henken lassen. Er wahr sonst nicht allein ruhmrätig/ sondern von sehr grosser Leibeskrafft/ und daneben vorsichtig und gerade/ hat- te auch 26 Römische Ritter in absonderlichen Kämpfen erleget. König Mnata sahe zwar/ daß er den unsern an Manschafft nicht sonderlich groß überlegen wahr/ aber er tröstete sich dessen/ daß die seinen durchgehend wol geübet/ und unter den unsern nicht wenig undüchti- ge gesunden wurden/ welches auch unsere Helden am meisten betrachteten; Uberdas ver- ließ er sich auff seinen treflichen Entsaz/ welcher von lauter geübeten Grenzvölkern bestund/ an deren stelle man ungeübete hingeschicket hatte/ und taht den unsern den allergrösten Schaden/ daß von diesem Entsatze sie nicht die allergeringeste Nachricht oder Muhtmas- sung hatten. An allen Seiten wahren die Feld Herren bemühet/ den ihren ein Herz einzu- sprechen. König Mnata hielt den seinen vor/ die Götter hätten den Feind überredet/ sich ins offene Feld zusetzen/ da ihnen aller Vortel abgeschnitten währe/ hinter welchem sie sich biß daher so munter beschirmet hätten; es währe jezt Zeit/ der angefügeter Schmach ein- gedenke zuseyn/ und den schäbichten Hund zuvergelten; und ob des Feindes Frecheit an- fangs etwas gegenhalten würde/ solten sie nur behutsam fahren/ und keine angebrachte Wun-
Achtes Buch. (unter welchen nunmehr Olaff ſich finden ließ) ein ernſtliches Gebeht zu Gott/ daß er ſei-nes Nahmens Ehre retten/ und den unſchuldigen Beyſtand leiſten wolte. Die Heerſchau- ung wahr ſchon des vorigen Tages geſchehen/ und ihnen ernſtlich befohlen/ ſich alle Stun- den zum Aufbruch fertig zu halten/ und auff drey Tage Speiſe zu ſich zu nehmen/ welche ihnen zu aller gnuͤge ausgeteilet ward. Von Prag ab wurden ihnẽ faſt taͤglich unterſchied- liche Schaaren von neuen Voͤlkern zugeſchicket/ welche mit dem Pannoniſchen eroberten Waffen und Pferden gnugſam verſehen wurden/ ſo das ihr Heer vor dißmahl 100000 zu Roß/ und 50000 zu Fuſſe ſtark wahr/ welches er alſo austeilete/ und gegen fruͤh morgens fortgefuͤhret ward. Koͤnig Henrich/ Fabius/ Markus und Gallus hatten das Fußvolk in der mitte. Zur Rechten hatten Herkules/ Arbianes/ Olaff/ Prinſla und Klodius 50000 Reuter. Zur Linken Ladiſla/ Siegward/ Leches und Neda eine gleiche Anzahl/ wovon Le- ches 6000 zum Vortrab fuͤhrete. Sie nahmen den Pannoniſchen Geſanten mit ſich/ wel- cher uͤber ihr groſſes Heer ſich verwunderte. Eine halbe Meile von des Feindes neuem La- ger/ ſtieß Leches auff 7000 Reuter/ welche er beherzt angriff/ und nach hartem Gefechte auf die Flucht brachte; zog von den Gefangenen alle Kundſchaft ein/ und taht es ſeinem Koͤni- ge zu wiſſen/ daher ſie in gerichteter Schlachtordnung fortgingen/ uñ ihre Voͤlker vermah- neten/ Stand zu halten/ und nicht/ wie im erſten Treffen unter Siegwarden geſchehen/ ih- re Ordnung brechen zulaſſen; lieſſen den Pannoniſchen Heerhold ſeines Weges reiten/ und zogen fort/ biß ſie den Feind eine Meile von ihrem alten Lager dieſer geſtalt im Felde halten ſahen. Das Fußvolk 44000 wolgeuͤbete Manſchafft hielt in der Mitte; Zur Rech- ten gegen Ladilſla ſtund der Koͤnig mit 65000 Reutern; zur Linken gegen Herkules fuͤhre- te Feldmarſchalk Dropion eine gleichmaͤſſige Anzahl/ wie ſein Koͤnig/ aber die auserleſen- ſte Ritterſchafft/ dann er hatte ihm gaͤnzlich vorgenommen/ vor dißmahl ein Koͤnigreich zuerſtreiten/ worzu ihm ſein Koͤnig nun mehr groſſe Hoffnung gemacht hatte/ umb ſeine Verraͤhterey zu hintertreiben/ dann er hatte ſonſt mit Agis und Hyppaſus ſchon abgere- det/ daß nach erhaltenem Siege er ihn vor Gericht ſtellen/ ſeines Gottloſen Vorhabens ihn uͤberzeugen/ und ihn an den Galgen wolte henken laſſen. Er wahr ſonſt nicht allein ruhmraͤtig/ ſondern von ſehr groſſer Leibeskrafft/ und daneben vorſichtig und gerade/ hat- te auch 26 Roͤmiſche Ritter in abſonderlichen Kaͤmpfen erleget. Koͤnig Mnata ſahe zwaꝛ/ daß er den unſern an Manſchafft nicht ſonderlich groß uͤberlegen wahr/ aber er troͤſtete ſich deſſen/ daß die ſeinen durchgehend wol geuͤbet/ und unter den unſern nicht wenig unduͤchti- ge geſunden wurden/ welches auch unſere Helden am meiſten betrachteten; Uberdas ver- ließ er ſich auff ſeinen treflichen Entſaz/ welcher von lauter geuͤbeten Grenzvoͤlkern beſtund/ an deren ſtelle man ungeuͤbete hingeſchicket hatte/ und taht den unſern den allergroͤſten Schaden/ daß von dieſem Entſatze ſie nicht die allergeringeſte Nachricht oder Muhtmaſ- ſung hatten. An allen Seiten wahren die Feld Herren bemuͤhet/ den ihren ein Herz einzu- ſprechen. Koͤnig Mnata hielt den ſeinen vor/ die Goͤtter haͤtten den Feind uͤberredet/ ſich ins offene Feld zuſetzen/ da ihnen aller Vortel abgeſchnitten waͤhre/ hinter welchem ſie ſich biß daher ſo munter beſchirmet haͤtten; es waͤhre jezt Zeit/ der angefuͤgeter Schmach ein- gedenke zuſeyn/ und den ſchaͤbichten Hund zuvergelten; und ob des Feindes Frecheit an- fangs etwas gegenhalten wuͤrde/ ſolten ſie nur behutſam fahren/ und keine angebrachte Wun-
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Achtes Buch.
(unter welchen nunmehr Olaff ſich finden ließ) ein ernſtliches Gebeht zu Gott/ daß er ſei-
nes Nahmens Ehre retten/ und den unſchuldigen Beyſtand leiſten wolte. Die Heerſchau-
ung wahr ſchon des vorigen Tages geſchehen/ und ihnen ernſtlich befohlen/ ſich alle Stun-
den zum Aufbruch fertig zu halten/ und auff drey Tage Speiſe zu ſich zu nehmen/ welche
ihnen zu aller gnuͤge ausgeteilet ward. Von Prag ab wurden ihnẽ faſt taͤglich unterſchied-
liche Schaaren von neuen Voͤlkern zugeſchicket/ welche mit dem Pannoniſchen eroberten
Waffen und Pferden gnugſam verſehen wurden/ ſo das ihr Heer vor dißmahl 100000 zu
Roß/ und 50000 zu Fuſſe ſtark wahr/ welches er alſo austeilete/ und gegen fruͤh morgens
fortgefuͤhret ward. Koͤnig Henrich/ Fabius/ Markus und Gallus hatten das Fußvolk in
der mitte. Zur Rechten hatten Herkules/ Arbianes/ Olaff/ Prinſla und Klodius 50000
Reuter. Zur Linken Ladiſla/ Siegward/ Leches und Neda eine gleiche Anzahl/ wovon Le-
ches 6000 zum Vortrab fuͤhrete. Sie nahmen den Pannoniſchen Geſanten mit ſich/ wel-
cher uͤber ihr groſſes Heer ſich verwunderte. Eine halbe Meile von des Feindes neuem La-
ger/ ſtieß Leches auff 7000 Reuter/ welche er beherzt angriff/ und nach hartem Gefechte auf
die Flucht brachte; zog von den Gefangenen alle Kundſchaft ein/ und taht es ſeinem Koͤni-
ge zu wiſſen/ daher ſie in gerichteter Schlachtordnung fortgingen/ uñ ihre Voͤlker vermah-
neten/ Stand zu halten/ und nicht/ wie im erſten Treffen unter Siegwarden geſchehen/ ih-
re Ordnung brechen zulaſſen; lieſſen den Pannoniſchen Heerhold ſeines Weges reiten/
und zogen fort/ biß ſie den Feind eine Meile von ihrem alten Lager dieſer geſtalt im Felde
halten ſahen. Das Fußvolk 44000 wolgeuͤbete Manſchafft hielt in der Mitte; Zur Rech-
ten gegen Ladilſla ſtund der Koͤnig mit 65000 Reutern; zur Linken gegen Herkules fuͤhre-
te Feldmarſchalk Dropion eine gleichmaͤſſige Anzahl/ wie ſein Koͤnig/ aber die auserleſen-
ſte Ritterſchafft/ dann er hatte ihm gaͤnzlich vorgenommen/ vor dißmahl ein Koͤnigreich
zuerſtreiten/ worzu ihm ſein Koͤnig nun mehr groſſe Hoffnung gemacht hatte/ umb ſeine
Verraͤhterey zu hintertreiben/ dann er hatte ſonſt mit Agis und Hyppaſus ſchon abgere-
det/ daß nach erhaltenem Siege er ihn vor Gericht ſtellen/ ſeines Gottloſen Vorhabens
ihn uͤberzeugen/ und ihn an den Galgen wolte henken laſſen. Er wahr ſonſt nicht allein
ruhmraͤtig/ ſondern von ſehr groſſer Leibeskrafft/ und daneben vorſichtig und gerade/ hat-
te auch 26 Roͤmiſche Ritter in abſonderlichen Kaͤmpfen erleget. Koͤnig Mnata ſahe zwaꝛ/
daß er den unſern an Manſchafft nicht ſonderlich groß uͤberlegen wahr/ aber er troͤſtete ſich
deſſen/ daß die ſeinen durchgehend wol geuͤbet/ und unter den unſern nicht wenig unduͤchti-
ge geſunden wurden/ welches auch unſere Helden am meiſten betrachteten; Uberdas ver-
ließ er ſich auff ſeinen treflichen Entſaz/ welcher von lauter geuͤbeten Grenzvoͤlkern beſtund/
an deren ſtelle man ungeuͤbete hingeſchicket hatte/ und taht den unſern den allergroͤſten
Schaden/ daß von dieſem Entſatze ſie nicht die allergeringeſte Nachricht oder Muhtmaſ-
ſung hatten. An allen Seiten wahren die Feld Herren bemuͤhet/ den ihren ein Herz einzu-
ſprechen. Koͤnig Mnata hielt den ſeinen vor/ die Goͤtter haͤtten den Feind uͤberredet/ ſich
ins offene Feld zuſetzen/ da ihnen aller Vortel abgeſchnitten waͤhre/ hinter welchem ſie ſich
biß daher ſo munter beſchirmet haͤtten; es waͤhre jezt Zeit/ der angefuͤgeter Schmach ein-
gedenke zuſeyn/ und den ſchaͤbichten Hund zuvergelten; und ob des Feindes Frecheit an-
fangs etwas gegenhalten wuͤrde/ ſolten ſie nur behutſam fahren/ und keine angebrachte
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/774>, abgerufen am 16.06.2024. |