Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Buch. Verschiedene Arten der Handl.
winn von ihren Lieferungs-Contracten wol so sicher,
als die Einkünfte eines Ritterguts waren. Aber
die Zuverlässigkeit in diesen Contracten, eben durch
das sich mehrende Geldvermögender Lieferanten, und
die Hinaussicht, daß er vielleicht selbst in die Lage kom-
men mögte, da er die Bezahlung nicht zu rechter
Zeit leisten köunte, und sie ihm alsdann auch noch
zuverlässig bleiben müßten, veranlaßten den König,
seiner sonst gewohnten Sparsamkeit in diesem Fall
zu entsagen.

§. 6.

Das ist nun freilich nicht der Fall, in welchem
der Kaufmann sich befindet, wenn er einen Handel
auf Lieferung
schließt. Eine ihm entstandene
Speculation, oder eine eingelaufene grosse Commis-
sion, macht ihm das Bedürfnis eines grössern Vor-
rahts von einer gewissen Waare entstehen, als wel-
cher zu der Zeit sich in den Händen seiner Mitbürger
oder in einer solchen Nähe befindet, aus welcher er
selbst ihn herbeizuschaffen im Stande ist. Ihm ist
also das Erbieten eines jeden willkommen, welcher
ihm die Waare in bestimmter Zeit herbei zu schaffen
verspricht, es sei nun, daß dieselbe schon sich unter-
wegs befindet, oder er sich im Stande glaubt, sie
schneller als andre, und mit grössern Vorteilen im
Preise und Unkosten, anzuschaffen. Er nimmt in

3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl.
winn von ihren Lieferungs-Contracten wol ſo ſicher,
als die Einkuͤnfte eines Ritterguts waren. Aber
die Zuverlaͤſſigkeit in dieſen Contracten, eben durch
das ſich mehrende Geldvermoͤgender Lieferanten, und
die Hinausſicht, daß er vielleicht ſelbſt in die Lage kom-
men moͤgte, da er die Bezahlung nicht zu rechter
Zeit leiſten koͤunte, und ſie ihm alsdann auch noch
zuverlaͤſſig bleiben muͤßten, veranlaßten den Koͤnig,
ſeiner ſonſt gewohnten Sparſamkeit in dieſem Fall
zu entſagen.

§. 6.

Das iſt nun freilich nicht der Fall, in welchem
der Kaufmann ſich befindet, wenn er einen Handel
auf Lieferung
ſchließt. Eine ihm entſtandene
Speculation, oder eine eingelaufene groſſe Commis-
ſion, macht ihm das Beduͤrfnis eines groͤſſern Vor-
rahts von einer gewiſſen Waare entſtehen, als wel-
cher zu der Zeit ſich in den Haͤnden ſeiner Mitbuͤrger
oder in einer ſolchen Naͤhe befindet, aus welcher er
ſelbſt ihn herbeizuſchaffen im Stande iſt. Ihm iſt
alſo das Erbieten eines jeden willkommen, welcher
ihm die Waare in beſtimmter Zeit herbei zu ſchaffen
verſpricht, es ſei nun, daß dieſelbe ſchon ſich unter-
wegs befindet, oder er ſich im Stande glaubt, ſie
ſchneller als andre, und mit groͤſſern Vorteilen im
Preiſe und Unkoſten, anzuſchaffen. Er nimmt in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0304" n="282"/><fw place="top" type="header">3. Buch. Ver&#x017F;chiedene Arten der Handl.</fw><lb/>
winn von ihren Lieferungs-Contracten wol &#x017F;o &#x017F;icher,<lb/>
als die Einku&#x0364;nfte eines Ritterguts waren. Aber<lb/>
die Zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit in die&#x017F;en Contracten, eben durch<lb/>
das &#x017F;ich mehrende Geldvermo&#x0364;gender Lieferanten, und<lb/>
die Hinaus&#x017F;icht, daß er vielleicht &#x017F;elb&#x017F;t in die Lage kom-<lb/>
men mo&#x0364;gte, da er die Bezahlung nicht zu rechter<lb/>
Zeit lei&#x017F;ten ko&#x0364;unte, und &#x017F;ie ihm alsdann auch noch<lb/>
zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig bleiben mu&#x0364;ßten, veranlaßten den Ko&#x0364;nig,<lb/>
&#x017F;einer &#x017F;on&#x017F;t gewohnten Spar&#x017F;amkeit in die&#x017F;em Fall<lb/>
zu ent&#x017F;agen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 6.</head><lb/>
                <p>Das i&#x017F;t nun freilich nicht der Fall, in welchem<lb/>
der Kaufmann &#x017F;ich befindet, wenn er einen <hi rendition="#g">Handel<lb/>
auf Lieferung</hi> &#x017F;chließt. Eine ihm ent&#x017F;tandene<lb/>
Speculation, oder eine eingelaufene gro&#x017F;&#x017F;e Commis-<lb/>
&#x017F;ion, macht ihm das Bedu&#x0364;rfnis eines gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Vor-<lb/>
rahts von einer gewi&#x017F;&#x017F;en Waare ent&#x017F;tehen, als wel-<lb/>
cher zu der Zeit &#x017F;ich in den Ha&#x0364;nden &#x017F;einer Mitbu&#x0364;rger<lb/>
oder in einer &#x017F;olchen Na&#x0364;he befindet, aus welcher er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihn herbeizu&#x017F;chaffen im Stande i&#x017F;t. Ihm i&#x017F;t<lb/>
al&#x017F;o das Erbieten eines jeden willkommen, welcher<lb/>
ihm die Waare in be&#x017F;timmter Zeit herbei zu &#x017F;chaffen<lb/>
ver&#x017F;pricht, es &#x017F;ei nun, daß die&#x017F;elbe &#x017F;chon &#x017F;ich unter-<lb/>
wegs befindet, oder er &#x017F;ich im Stande glaubt, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chneller als andre, und mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Vorteilen im<lb/>
Prei&#x017F;e und Unko&#x017F;ten, anzu&#x017F;chaffen. Er nimmt in<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0304] 3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl. winn von ihren Lieferungs-Contracten wol ſo ſicher, als die Einkuͤnfte eines Ritterguts waren. Aber die Zuverlaͤſſigkeit in dieſen Contracten, eben durch das ſich mehrende Geldvermoͤgender Lieferanten, und die Hinausſicht, daß er vielleicht ſelbſt in die Lage kom- men moͤgte, da er die Bezahlung nicht zu rechter Zeit leiſten koͤunte, und ſie ihm alsdann auch noch zuverlaͤſſig bleiben muͤßten, veranlaßten den Koͤnig, ſeiner ſonſt gewohnten Sparſamkeit in dieſem Fall zu entſagen. §. 6. Das iſt nun freilich nicht der Fall, in welchem der Kaufmann ſich befindet, wenn er einen Handel auf Lieferung ſchließt. Eine ihm entſtandene Speculation, oder eine eingelaufene groſſe Commis- ſion, macht ihm das Beduͤrfnis eines groͤſſern Vor- rahts von einer gewiſſen Waare entſtehen, als wel- cher zu der Zeit ſich in den Haͤnden ſeiner Mitbuͤrger oder in einer ſolchen Naͤhe befindet, aus welcher er ſelbſt ihn herbeizuſchaffen im Stande iſt. Ihm iſt alſo das Erbieten eines jeden willkommen, welcher ihm die Waare in beſtimmter Zeit herbei zu ſchaffen verſpricht, es ſei nun, daß dieſelbe ſchon ſich unter- wegs befindet, oder er ſich im Stande glaubt, ſie ſchneller als andre, und mit groͤſſern Vorteilen im Preiſe und Unkoſten, anzuſchaffen. Er nimmt in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/304
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/304>, abgerufen am 30.04.2024.