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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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Tanz) und nachfolgende Erkältungen (besonders kalte Bäder,
Injektionen oder Waschungen während der Menstruation),
plötzlich gehemmte Blutflüsse oder Schleimflüsse der Geburts-
theile, oder Hautausschläge; ferner: Druck des Uterus bey
falschen Lagen, durch fremde Körper, z. B. Pessarien, Poly-
pen, Reizung des Uterus durch unpassende Injektionen, zu
häufigen, mit Rohheit vollzogenen Coitus, durch Onanie, end-
lich anderweitige Krankheiten, Syphilis, Metastasen, Ent-
zündung benachbarter Organe, Geschwüre der Mutterscheide
u. s. w.

§. 339.

Die Prognose der Gebärmutterentzündung ist zwar
nach der Individualität der Körper, nach ihren verschiedenen
Ursachen u. s. w. sehr verschieden, im Ganzen muß jedoch
diese Krankheit, gleich andern innern Entzündungen, theils
wegen der Wichtigkeit des Organs, theils wegen der Heftig-
keit des damit sich verbindenden Fiebers stets zu den gefahr-
vollen gezählt werden, obwohl nicht zu läugnen ist, daß durch
ein zu rechter Zeit eintretendes kräftiges antiphlogistisches Heil-
verfahren sehr wohl ein günstiger Ausgang, und zwar in der
Mehrzahl der Fälle, herbeygeführt werden kann. Am un-
günstigsten wird die Prognose bey der phlegmonösen Entzün-
dung, namentlich unter innern und äußern Verhältnissen,
welche zum typhösen Fieber und Brande führen können.
Was das Alter betrifft, so erscheint zwar gewöhnlich bey
jüngern Personen die Entzündung mit mehr Heftigkeit, ent-
scheidet sich aber auch in der Regel vollkommner und geht
weniger leicht in Nachkrankheiten über, als bey ältern. Vor-
züglich aber wird der Arzt bey der acuten Metritis Ursache
haben, die Prognose nach dem Zeitpunkte, in welchem die
Krankheit, als er gerufen wurde, sich befand, zu bestimmen,
indem hiervon außerordentlich viel abhängt. -- Endlich die
chronische Entzündung betreffend, so wird hierbey auf die
Dauer der Krankheit, auf den Grad derselben, vorzüglich
aber auf die etwa schon eingetretenen oder noch nicht vor-
handenen Degenerationen, Verhärtungen, Verwachsungen,

Tanz) und nachfolgende Erkaͤltungen (beſonders kalte Baͤder,
Injektionen oder Waſchungen waͤhrend der Menſtruation),
ploͤtzlich gehemmte Blutfluͤſſe oder Schleimfluͤſſe der Geburts-
theile, oder Hautausſchlaͤge; ferner: Druck des Uterus bey
falſchen Lagen, durch fremde Koͤrper, z. B. Peſſarien, Poly-
pen, Reizung des Uterus durch unpaſſende Injektionen, zu
haͤufigen, mit Rohheit vollzogenen Coitus, durch Onanie, end-
lich anderweitige Krankheiten, Syphilis, Metaſtaſen, Ent-
zuͤndung benachbarter Organe, Geſchwuͤre der Mutterſcheide
u. ſ. w.

§. 339.

Die Prognoſe der Gebaͤrmutterentzuͤndung iſt zwar
nach der Individualitaͤt der Koͤrper, nach ihren verſchiedenen
Urſachen u. ſ. w. ſehr verſchieden, im Ganzen muß jedoch
dieſe Krankheit, gleich andern innern Entzuͤndungen, theils
wegen der Wichtigkeit des Organs, theils wegen der Heftig-
keit des damit ſich verbindenden Fiebers ſtets zu den gefahr-
vollen gezaͤhlt werden, obwohl nicht zu laͤugnen iſt, daß durch
ein zu rechter Zeit eintretendes kraͤftiges antiphlogiſtiſches Heil-
verfahren ſehr wohl ein guͤnſtiger Ausgang, und zwar in der
Mehrzahl der Faͤlle, herbeygefuͤhrt werden kann. Am un-
guͤnſtigſten wird die Prognoſe bey der phlegmonoͤſen Entzuͤn-
dung, namentlich unter innern und aͤußern Verhaͤltniſſen,
welche zum typhoͤſen Fieber und Brande fuͤhren koͤnnen.
Was das Alter betrifft, ſo erſcheint zwar gewoͤhnlich bey
juͤngern Perſonen die Entzuͤndung mit mehr Heftigkeit, ent-
ſcheidet ſich aber auch in der Regel vollkommner und geht
weniger leicht in Nachkrankheiten uͤber, als bey aͤltern. Vor-
zuͤglich aber wird der Arzt bey der acuten Metritis Urſache
haben, die Prognoſe nach dem Zeitpunkte, in welchem die
Krankheit, als er gerufen wurde, ſich befand, zu beſtimmen,
indem hiervon außerordentlich viel abhaͤngt. — Endlich die
chroniſche Entzuͤndung betreffend, ſo wird hierbey auf die
Dauer der Krankheit, auf den Grad derſelben, vorzuͤglich
aber auf die etwa ſchon eingetretenen oder noch nicht vor-
handenen Degenerationen, Verhaͤrtungen, Verwachſungen,

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[264/0284] Tanz) und nachfolgende Erkaͤltungen (beſonders kalte Baͤder, Injektionen oder Waſchungen waͤhrend der Menſtruation), ploͤtzlich gehemmte Blutfluͤſſe oder Schleimfluͤſſe der Geburts- theile, oder Hautausſchlaͤge; ferner: Druck des Uterus bey falſchen Lagen, durch fremde Koͤrper, z. B. Peſſarien, Poly- pen, Reizung des Uterus durch unpaſſende Injektionen, zu haͤufigen, mit Rohheit vollzogenen Coitus, durch Onanie, end- lich anderweitige Krankheiten, Syphilis, Metaſtaſen, Ent- zuͤndung benachbarter Organe, Geſchwuͤre der Mutterſcheide u. ſ. w. §. 339. Die Prognoſe der Gebaͤrmutterentzuͤndung iſt zwar nach der Individualitaͤt der Koͤrper, nach ihren verſchiedenen Urſachen u. ſ. w. ſehr verſchieden, im Ganzen muß jedoch dieſe Krankheit, gleich andern innern Entzuͤndungen, theils wegen der Wichtigkeit des Organs, theils wegen der Heftig- keit des damit ſich verbindenden Fiebers ſtets zu den gefahr- vollen gezaͤhlt werden, obwohl nicht zu laͤugnen iſt, daß durch ein zu rechter Zeit eintretendes kraͤftiges antiphlogiſtiſches Heil- verfahren ſehr wohl ein guͤnſtiger Ausgang, und zwar in der Mehrzahl der Faͤlle, herbeygefuͤhrt werden kann. Am un- guͤnſtigſten wird die Prognoſe bey der phlegmonoͤſen Entzuͤn- dung, namentlich unter innern und aͤußern Verhaͤltniſſen, welche zum typhoͤſen Fieber und Brande fuͤhren koͤnnen. Was das Alter betrifft, ſo erſcheint zwar gewoͤhnlich bey juͤngern Perſonen die Entzuͤndung mit mehr Heftigkeit, ent- ſcheidet ſich aber auch in der Regel vollkommner und geht weniger leicht in Nachkrankheiten uͤber, als bey aͤltern. Vor- zuͤglich aber wird der Arzt bey der acuten Metritis Urſache haben, die Prognoſe nach dem Zeitpunkte, in welchem die Krankheit, als er gerufen wurde, ſich befand, zu beſtimmen, indem hiervon außerordentlich viel abhaͤngt. — Endlich die chroniſche Entzuͤndung betreffend, ſo wird hierbey auf die Dauer der Krankheit, auf den Grad derſelben, vorzuͤglich aber auf die etwa ſchon eingetretenen oder noch nicht vor- handenen Degenerationen, Verhaͤrtungen, Verwachſungen,

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/284>, abgerufen am 30.04.2024.