für ein Geheimniß sei, darüber konnte er nicht in's Reine kommen. Vielleicht, ja, das war das Beste, konnte er von Staunitz selbst Auskunft erhalten. War der in Beziehung auf Tina ver¬ drießlich und mißmuthig, so mußte zwischen beiden nothwendig etwas nicht Unwichtiges vorgefallen sein. Auf jeden Fall wollte er noch heute mit Staunitz reden, denn im Trüben zu fischen, war ihm unerträglich.
Die Geschäfte waren bald abgemacht, und mit schmollender Miene stieg Heinrich in den Wagen, den Tina bereits aufgesucht hatte, um nur recht schnell in ihr stilles Zimmer zurückzuge¬ langen, wo man sie weder durch lästige Fragen, noch durch unbegründete Vermuthungen peinigte. Heinrich saß ganz stumm auf seinem Platze, er schien sich nur mit den dicken Dampfwolken seiner Pfeife zu unterhalten, während er doch nicht von seinem Thema abkommen konnte. Es ärgerte ihn heimlich, daß ihm Tina so wenig Vertrauen bewies, und gerade aus diesem Grunde nahm er sich vor, die Sache aufzuklären, wenn sie auch noch mehr Schwierigkeiten darbiete.
Heinrichs erste Frage bei seiner Zurückkunft nach Blumenau war nach Staunitz. Der alte
7
fuͤr ein Geheimniß ſei, daruͤber konnte er nicht in's Reine kommen. Vielleicht, ja, das war das Beſte, konnte er von Staunitz ſelbſt Auskunft erhalten. War der in Beziehung auf Tina ver¬ drießlich und mißmuthig, ſo mußte zwiſchen beiden nothwendig etwas nicht Unwichtiges vorgefallen ſein. Auf jeden Fall wollte er noch heute mit Staunitz reden, denn im Truͤben zu fiſchen, war ihm unertraͤglich.
Die Geſchaͤfte waren bald abgemacht, und mit ſchmollender Miene ſtieg Heinrich in den Wagen, den Tina bereits aufgeſucht hatte, um nur recht ſchnell in ihr ſtilles Zimmer zuruͤckzuge¬ langen, wo man ſie weder durch laͤſtige Fragen, noch durch unbegruͤndete Vermuthungen peinigte. Heinrich ſaß ganz ſtumm auf ſeinem Platze, er ſchien ſich nur mit den dicken Dampfwolken ſeiner Pfeife zu unterhalten, waͤhrend er doch nicht von ſeinem Thema abkommen konnte. Es aͤrgerte ihn heimlich, daß ihm Tina ſo wenig Vertrauen bewies, und gerade aus dieſem Grunde nahm er ſich vor, die Sache aufzuklaͤren, wenn ſie auch noch mehr Schwierigkeiten darbiete.
Heinrichs erſte Frage bei ſeiner Zuruͤckkunft nach Blumenau war nach Staunitz. Der alte
7
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0103"n="97"/>
fuͤr ein Geheimniß ſei, daruͤber konnte er nicht<lb/>
in's Reine kommen. Vielleicht, ja, das war das<lb/>
Beſte, konnte er von Staunitz ſelbſt Auskunft<lb/>
erhalten. War der in Beziehung auf Tina ver¬<lb/>
drießlich und mißmuthig, ſo mußte zwiſchen beiden<lb/>
nothwendig etwas nicht Unwichtiges vorgefallen<lb/>ſein. Auf jeden Fall wollte er noch heute mit<lb/>
Staunitz reden, denn im Truͤben zu fiſchen, war<lb/>
ihm unertraͤglich.</p><lb/><p>Die Geſchaͤfte waren bald abgemacht, und<lb/>
mit ſchmollender Miene ſtieg Heinrich in den<lb/>
Wagen, den Tina bereits aufgeſucht hatte, um<lb/>
nur recht ſchnell in ihr ſtilles Zimmer zuruͤckzuge¬<lb/>
langen, wo man ſie weder durch laͤſtige Fragen,<lb/>
noch durch unbegruͤndete Vermuthungen peinigte.<lb/>
Heinrich ſaß ganz ſtumm auf ſeinem Platze, er<lb/>ſchien ſich nur mit den dicken Dampfwolken ſeiner<lb/>
Pfeife zu unterhalten, waͤhrend er doch nicht von<lb/>ſeinem Thema abkommen konnte. Es aͤrgerte<lb/>
ihn heimlich, daß ihm Tina ſo wenig Vertrauen<lb/>
bewies, und gerade aus dieſem Grunde nahm<lb/>
er ſich vor, die Sache aufzuklaͤren, wenn ſie auch<lb/>
noch mehr Schwierigkeiten darbiete.</p><lb/><p>Heinrichs erſte Frage bei ſeiner Zuruͤckkunft<lb/>
nach Blumenau war nach Staunitz. Der alte<lb/><fwplace="bottom"type="sig">7<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[97/0103]
fuͤr ein Geheimniß ſei, daruͤber konnte er nicht
in's Reine kommen. Vielleicht, ja, das war das
Beſte, konnte er von Staunitz ſelbſt Auskunft
erhalten. War der in Beziehung auf Tina ver¬
drießlich und mißmuthig, ſo mußte zwiſchen beiden
nothwendig etwas nicht Unwichtiges vorgefallen
ſein. Auf jeden Fall wollte er noch heute mit
Staunitz reden, denn im Truͤben zu fiſchen, war
ihm unertraͤglich.
Die Geſchaͤfte waren bald abgemacht, und
mit ſchmollender Miene ſtieg Heinrich in den
Wagen, den Tina bereits aufgeſucht hatte, um
nur recht ſchnell in ihr ſtilles Zimmer zuruͤckzuge¬
langen, wo man ſie weder durch laͤſtige Fragen,
noch durch unbegruͤndete Vermuthungen peinigte.
Heinrich ſaß ganz ſtumm auf ſeinem Platze, er
ſchien ſich nur mit den dicken Dampfwolken ſeiner
Pfeife zu unterhalten, waͤhrend er doch nicht von
ſeinem Thema abkommen konnte. Es aͤrgerte
ihn heimlich, daß ihm Tina ſo wenig Vertrauen
bewies, und gerade aus dieſem Grunde nahm
er ſich vor, die Sache aufzuklaͤren, wenn ſie auch
noch mehr Schwierigkeiten darbiete.
Heinrichs erſte Frage bei ſeiner Zuruͤckkunft
nach Blumenau war nach Staunitz. Der alte
7
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/103>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.