Denn daß Blauenstein wenige Wochen nachher seiner holden Tina am Altare die Hand zum ehelichen Bunde reichte, daß er sie der getroffenen Verabredung gemäß nach seinem schönen Stamm¬ schlosse Bohlingen führte, wo es sich leben lassen soll wie im Paradiese, daß ferner Emil, Tinas geliebter Bruder, ernstlich beschlossen hat, irgend einer der reizenden Leserinnen seine Hand zu reichen, keineswegs aber der kugelrunden Tochter des alten Kammerherrn, so wie, daß Tante Letty nach endlicher Verzeihung und erfreulichen Auf¬ klärung wieder in Gnaden in die sich alljährlich auf einige Monate vereinigende Familie aufge¬ nommen ist, das sind alles Dinge, die sich von selbst verstehn.
Einige Jahre nach dem, was die freundlichen Leser so eben erfuhren, gelangte ich auf einer Geschäftsreise in die Nähe des reizend gelegenen Blumenau. Der überaus fette Boden war an den schlechten Wegen schuld, welche meinem Rei¬ sewagen auf ähnliche Weise ein Rad raubten, wie dem Brautfahrer Blauenstein, und ich sah mich genöthigt, die gastfreundliche Güte des nahen Gutsbesitzers in Anspruch zu nehmen, den ich nicht einmal dem Namen nach kannte. Im
Denn daß Blauenſtein wenige Wochen nachher ſeiner holden Tina am Altare die Hand zum ehelichen Bunde reichte, daß er ſie der getroffenen Verabredung gemaͤß nach ſeinem ſchoͤnen Stamm¬ ſchloſſe Bohlingen fuͤhrte, wo es ſich leben laſſen ſoll wie im Paradieſe, daß ferner Emil, Tinas geliebter Bruder, ernſtlich beſchloſſen hat, irgend einer der reizenden Leſerinnen ſeine Hand zu reichen, keineswegs aber der kugelrunden Tochter des alten Kammerherrn, ſo wie, daß Tante Letty nach endlicher Verzeihung und erfreulichen Auf¬ klaͤrung wieder in Gnaden in die ſich alljaͤhrlich auf einige Monate vereinigende Familie aufge¬ nommen iſt, das ſind alles Dinge, die ſich von ſelbſt verſtehn.
Einige Jahre nach dem, was die freundlichen Leſer ſo eben erfuhren, gelangte ich auf einer Geſchaͤftsreiſe in die Naͤhe des reizend gelegenen Blumenau. Der uͤberaus fette Boden war an den ſchlechten Wegen ſchuld, welche meinem Rei¬ ſewagen auf aͤhnliche Weiſe ein Rad raubten, wie dem Brautfahrer Blauenſtein, und ich ſah mich genoͤthigt, die gaſtfreundliche Guͤte des nahen Gutsbeſitzers in Anſpruch zu nehmen, den ich nicht einmal dem Namen nach kannte. Im
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Denn daß Blauenſtein wenige Wochen nachher
ſeiner holden Tina am Altare die Hand zum
ehelichen Bunde reichte, daß er ſie der getroffenen
Verabredung gemaͤß nach ſeinem ſchoͤnen Stamm¬
ſchloſſe Bohlingen fuͤhrte, wo es ſich leben laſſen
ſoll wie im Paradieſe, daß ferner Emil, Tinas
geliebter Bruder, ernſtlich beſchloſſen hat, irgend
einer der reizenden Leſerinnen ſeine Hand zu
reichen, keineswegs aber der kugelrunden Tochter
des alten Kammerherrn, ſo wie, daß Tante Letty
nach endlicher Verzeihung und erfreulichen Auf¬
klaͤrung wieder in Gnaden in die ſich alljaͤhrlich
auf einige Monate vereinigende Familie aufge¬
nommen iſt, das ſind alles Dinge, die ſich von
ſelbſt verſtehn.
Einige Jahre nach dem, was die freundlichen
Leſer ſo eben erfuhren, gelangte ich auf einer
Geſchaͤftsreiſe in die Naͤhe des reizend gelegenen
Blumenau. Der uͤberaus fette Boden war an
den ſchlechten Wegen ſchuld, welche meinem Rei¬
ſewagen auf aͤhnliche Weiſe ein Rad raubten,
wie dem Brautfahrer Blauenſtein, und ich ſah
mich genoͤthigt, die gaſtfreundliche Guͤte des nahen
Gutsbeſitzers in Anſpruch zu nehmen, den ich
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/267>, abgerufen am 18.06.2024.
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