nes Plans hinter dem Angreifenden zurückbleiben und sich mehr auf die Führung verlassen müssen.
553. Dies Resultat führt also wieder dahin daß der Vertheidiger vorzugsweise die successive Kraftverwen- dung suchen muß.
554. Aber wir haben früher gesehen daß nur die großen Massen den Vortheil kurzer Fronten haben kön- nen, und wir müssen also jetzt sagen daß der Vertheidi- ger sich um so eher aus der Gefahr einer übermäßi- gen durch das Terrain veranlaßten Ausdehnung seines Plans, einer verderblichen Kraftversplit- terung retten muß zu den Hülfsquellen die in der Füh- rung, d. i. in den starken Reserven liegen.
555. Hieraus entsteht offenbar die Folgerung daß das Verhältniß der Vertheidigung zum Angriff um so günstiger wird je größer die Massen werden.
556. Dauer des Gefechts, d. i. starke Reserven und möglichst successive Verwendung derselben, ist also die erste Bedingung für die Führung, und die Überlegenheit in diesen Dingen muß also auch eine Über- legenheit in der Führung mit sich bringen, abgesehen von aller Virtuosität dessen der sie braucht, denn die höchste Kunst kann ohne Mittel nicht wirksam werden, und man kann sich sehr gut denken daß der minder Geschickte, dem aber noch mehr Mittel zu Gebote stehen, im Verlauf des Gefechts das Übergewicht bekommt.
557. Nun giebt es noch eine zweite objektive Be- dingung welche im Allgemeinen die Überlegenheit in der Führung giebt, und diese liegt ganz auf der Seite des Vertheidigers: es ist die Bekanntschaft mit der Gegend. Welchen Vortheil diese da geben muß wo es auf schnelle
nes Plans hinter dem Angreifenden zuruͤckbleiben und ſich mehr auf die Fuͤhrung verlaſſen muͤſſen.
553. Dies Reſultat fuͤhrt alſo wieder dahin daß der Vertheidiger vorzugsweiſe die ſucceſſive Kraftverwen- dung ſuchen muß.
554. Aber wir haben fruͤher geſehen daß nur die großen Maſſen den Vortheil kurzer Fronten haben koͤn- nen, und wir muͤſſen alſo jetzt ſagen daß der Vertheidi- ger ſich um ſo eher aus der Gefahr einer uͤbermaͤßi- gen durch das Terrain veranlaßten Ausdehnung ſeines Plans, einer verderblichen Kraftverſplit- terung retten muß zu den Huͤlfsquellen die in der Fuͤh- rung, d. i. in den ſtarken Reſerven liegen.
555. Hieraus entſteht offenbar die Folgerung daß das Verhaͤltniß der Vertheidigung zum Angriff um ſo guͤnſtiger wird je groͤßer die Maſſen werden.
556. Dauer des Gefechts, d. i. ſtarke Reſerven und moͤglichſt ſucceſſive Verwendung derſelben, iſt alſo die erſte Bedingung fuͤr die Fuͤhrung, und die Überlegenheit in dieſen Dingen muß alſo auch eine Über- legenheit in der Fuͤhrung mit ſich bringen, abgeſehen von aller Virtuoſitaͤt deſſen der ſie braucht, denn die hoͤchſte Kunſt kann ohne Mittel nicht wirkſam werden, und man kann ſich ſehr gut denken daß der minder Geſchickte, dem aber noch mehr Mittel zu Gebote ſtehen, im Verlauf des Gefechts das Übergewicht bekommt.
557. Nun giebt es noch eine zweite objektive Be- dingung welche im Allgemeinen die Überlegenheit in der Fuͤhrung giebt, und dieſe liegt ganz auf der Seite des Vertheidigers: es iſt die Bekanntſchaft mit der Gegend. Welchen Vortheil dieſe da geben muß wo es auf ſchnelle
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nes Plans hinter dem Angreifenden zuruͤckbleiben und ſich
mehr auf die Fuͤhrung verlaſſen muͤſſen.
553. Dies Reſultat fuͤhrt alſo wieder dahin daß
der Vertheidiger vorzugsweiſe die ſucceſſive Kraftverwen-
dung ſuchen muß.
554. Aber wir haben fruͤher geſehen daß nur die
großen Maſſen den Vortheil kurzer Fronten haben koͤn-
nen, und wir muͤſſen alſo jetzt ſagen daß der Vertheidi-
ger ſich um ſo eher aus der Gefahr einer uͤbermaͤßi-
gen durch das Terrain veranlaßten Ausdehnung
ſeines Plans, einer verderblichen Kraftverſplit-
terung retten muß zu den Huͤlfsquellen die in der Fuͤh-
rung, d. i. in den ſtarken Reſerven liegen.
555. Hieraus entſteht offenbar die Folgerung daß
das Verhaͤltniß der Vertheidigung zum Angriff um ſo
guͤnſtiger wird je groͤßer die Maſſen werden.
556. Dauer des Gefechts, d. i. ſtarke Reſerven
und moͤglichſt ſucceſſive Verwendung derſelben,
iſt alſo die erſte Bedingung fuͤr die Fuͤhrung, und die
Überlegenheit in dieſen Dingen muß alſo auch eine Über-
legenheit in der Fuͤhrung mit ſich bringen, abgeſehen von
aller Virtuoſitaͤt deſſen der ſie braucht, denn die hoͤchſte
Kunſt kann ohne Mittel nicht wirkſam werden, und man
kann ſich ſehr gut denken daß der minder Geſchickte, dem
aber noch mehr Mittel zu Gebote ſtehen, im Verlauf des
Gefechts das Übergewicht bekommt.
557. Nun giebt es noch eine zweite objektive Be-
dingung welche im Allgemeinen die Überlegenheit in der
Fuͤhrung giebt, und dieſe liegt ganz auf der Seite des
Vertheidigers: es iſt die Bekanntſchaft mit der Gegend.
Welchen Vortheil dieſe da geben muß wo es auf ſchnelle
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/391>, abgerufen am 06.05.2024.
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