versöhnlichen Gegensätze, Königthum und Gesetz, Souveränität und Bürgerfreiheit, Gehorsam und Liebe sich zu einem har¬ monischen Ganzen verschmolzen haben.
Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf dem Gruße liegt, der aus dem Herzen kommt; denn wir wissen, daß in diesem Festsaale sowie in den tausend und abertausend Plätzen, wo innerhalb des Vaterlandes oder in fernen Ländern oder auf deutschen Seeschiffen dieser Tag ge¬ feiert wird, ein Gefühl, ein Gedanke, ein voller Segensgruß die Herzen durchströmt. Alles ist, einer unsichtbaren Gemeinde gleich, um ein theures Haupt versammelt, und dies einstimmige Grüßen -- ist es nicht ein Zeugniß von der Gesundheit des Staats, eine Bürgschaft seiner Größe, ein Siegel seiner Macht?
In diesen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen sind wir berufen, uns alles Schöne und Gute, mit dem die Alten uns vorangegangen sind, also auch die Grüße, worin sie das zusammen gefaßt haben, was einem Menschenleben Werth und Bedeutung verleiht, zu eigen zu machen.
So dürfen wir auch unserm Könige den vollen Gruß der Freude darbringen, wie ihn die Hellenen einander zuriefen, denn die theuer erworbene Siegesfreude umschwebt Sein Haupt, und der freudige Dank für das im Kampf Erstrittene; mit dem alten Römergruße erflehen wir für Ihn die feste Dauer der Kraft und Stärke, welche Ihm durch Gottes Gnade bis in das höhere Alter so herrlich erhalten ist. Ihm weihen wir endlich den Gruß des Friedens, im Sinne der äußeren Sicherheit und Größe, welche Er dem deutschen Vaterlande gegeben hat, sowie in dem höheren Sinne des inneren Frie¬ dens, welcher aus der Gerechtigkeit stammt und aus dem hohen Bewußtsein, selbstlos das Gute gewollt und nur für das Vaterland gelebt zu haben.
Der Gruß.
verſöhnlichen Gegenſätze, Königthum und Geſetz, Souveränität und Bürgerfreiheit, Gehorſam und Liebe ſich zu einem har¬ moniſchen Ganzen verſchmolzen haben.
Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf dem Gruße liegt, der aus dem Herzen kommt; denn wir wiſſen, daß in dieſem Feſtſaale ſowie in den tauſend und abertauſend Plätzen, wo innerhalb des Vaterlandes oder in fernen Ländern oder auf deutſchen Seeſchiffen dieſer Tag ge¬ feiert wird, ein Gefühl, ein Gedanke, ein voller Segensgruß die Herzen durchſtrömt. Alles iſt, einer unſichtbaren Gemeinde gleich, um ein theures Haupt verſammelt, und dies einſtimmige Grüßen — iſt es nicht ein Zeugniß von der Geſundheit des Staats, eine Bürgſchaft ſeiner Größe, ein Siegel ſeiner Macht?
In dieſen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen ſind wir berufen, uns alles Schöne und Gute, mit dem die Alten uns vorangegangen ſind, alſo auch die Grüße, worin ſie das zuſammen gefaßt haben, was einem Menſchenleben Werth und Bedeutung verleiht, zu eigen zu machen.
So dürfen wir auch unſerm Könige den vollen Gruß der Freude darbringen, wie ihn die Hellenen einander zuriefen, denn die theuer erworbene Siegesfreude umſchwebt Sein Haupt, und der freudige Dank für das im Kampf Erſtrittene; mit dem alten Römergruße erflehen wir für Ihn die feſte Dauer der Kraft und Stärke, welche Ihm durch Gottes Gnade bis in das höhere Alter ſo herrlich erhalten iſt. Ihm weihen wir endlich den Gruß des Friedens, im Sinne der äußeren Sicherheit und Größe, welche Er dem deutſchen Vaterlande gegeben hat, ſowie in dem höheren Sinne des inneren Frie¬ dens, welcher aus der Gerechtigkeit ſtammt und aus dem hohen Bewußtſein, ſelbſtlos das Gute gewollt und nur für das Vaterland gelebt zu haben.
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Der Gruß.
verſöhnlichen Gegenſätze, Königthum und Geſetz, Souveränität
und Bürgerfreiheit, Gehorſam und Liebe ſich zu einem har¬
moniſchen Ganzen verſchmolzen haben.
Heute empfinden wir in vollem Maße, welche Weihe auf
dem Gruße liegt, der aus dem Herzen kommt; denn wir
wiſſen, daß in dieſem Feſtſaale ſowie in den tauſend und
abertauſend Plätzen, wo innerhalb des Vaterlandes oder in
fernen Ländern oder auf deutſchen Seeſchiffen dieſer Tag ge¬
feiert wird, ein Gefühl, ein Gedanke, ein voller Segensgruß
die Herzen durchſtrömt. Alles iſt, einer unſichtbaren Gemeinde
gleich, um ein theures Haupt verſammelt, und dies einſtimmige
Grüßen — iſt es nicht ein Zeugniß von der Geſundheit des
Staats, eine Bürgſchaft ſeiner Größe, ein Siegel ſeiner Macht?
In dieſen, dem Gedächtniß der Zeiten geweihten Räumen
ſind wir berufen, uns alles Schöne und Gute, mit dem die
Alten uns vorangegangen ſind, alſo auch die Grüße, worin
ſie das zuſammen gefaßt haben, was einem Menſchenleben
Werth und Bedeutung verleiht, zu eigen zu machen.
So dürfen wir auch unſerm Könige den vollen Gruß der
Freude darbringen, wie ihn die Hellenen einander zuriefen,
denn die theuer erworbene Siegesfreude umſchwebt Sein Haupt,
und der freudige Dank für das im Kampf Erſtrittene; mit
dem alten Römergruße erflehen wir für Ihn die feſte Dauer
der Kraft und Stärke, welche Ihm durch Gottes Gnade bis
in das höhere Alter ſo herrlich erhalten iſt. Ihm weihen
wir endlich den Gruß des Friedens, im Sinne der äußeren
Sicherheit und Größe, welche Er dem deutſchen Vaterlande
gegeben hat, ſowie in dem höheren Sinne des inneren Frie¬
dens, welcher aus der Gerechtigkeit ſtammt und aus dem
hohen Bewußtſein, ſelbſtlos das Gute gewollt und nur für
das Vaterland gelebt zu haben.
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Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_alterthum01_1875/266>, abgerufen am 21.05.2024.
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