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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sechste
nunfft noch Krafft an Jesum Christum meinen HErren glau-
ben oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige Geist hat
mich durchs Evangelium beruffen/ mit seinen Gaben erleuch-
tet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten: gleich wie
er die gantze Christenheit auff Erden beruffet/ samlet/ erleuch-
tet/ heiliget/ und bey Jesu Christo erhält im rechten einigen
Glauben; Jn welcher Christenheit er mir und allen Glau-
bigen täglich alle Sunde reichlich vergibet/ und am Jüngsten
Tage mich und alle Toden aufferwecken/ und mir sammt allen
Glaubigen in Christo ein ewiges Leben geben wird; Das ist
gewißlich wahr.

II. Sie ist eine geoffenbarte Gnade in dem Wort des
Gal. 3, 2.
Ioh. 1, 12.
Rom. 8, 2.
Eph. 1, 4. 5.
2. Tim.
1, 9.
heiligen Evangelii/ davon St. Paulus feine Galater fragt/ ob sie
den Geist und dessen Gaben durch des Gesetzes Werck em-
pfangen oder durch die Predigt vom Glauben?
Sie mustens
ihm gestehen/ daß sie nicht aus dem Gesetz/ sondern aus dem Evangelio als
der Lehre des Glaubens denselben erlanget/ als ein solchen geistlichen Gna-
den-Segen im himmlischen Gütern/ welche uns Christus erworben mit
seinem theuren Verdienst und hochpriesterliche Bitt. Es ist auch die
Gnade der Erschöpffung eine herrliche/ theure und werthe Gabe/ dadurch
der Mensch zum natürlichen Leben geboren/ mit schönen Natur-Gaben
gezieret/ und ie länger ie mehr im natürlichen Leben wächst/ erstärcket und
zunimmt/ die gehöret aber hieher in den dritten Articul eigentlich nicht/
sondern hieher gehört die heilsame Gnade/ so im Evangelio geoffenbaret/
so aus dem Gnaden-Brunn Christo Jesu geflossen/ welcher allein in der
Augustin.
cp. 95. ad
Innocent.
Canonischen Heiligen Schrifft den Namen der Gnaden trägt/ wie Au-
gustinus
in seinen Streit-Schrifften wider die Pelagianer wol ange-
mercket.

Gratia creatrix, eine Schöpff-kräfftige Gnade. So wenig
als ein toder Mensch sich selbst kan lebendig machen: ein Stein in die
Höhe fliehen/ ein Eisen sich empor erheben/ ohne einen Magnet/ so wenig
kan der Mensch ihm selbst aus eigener natürlichen Krafft zum geistlichen
Leben in Gott helffen. Jst derowegen eine lebendigmachende Schöpff-
Eph. 1, 19.
Col.
2, 12.
Krafft von nöthen/ eine überschwengliche Krafft nach der Wür-
ckung seiner Macht und Stärcke/ welche er gewircket hat in

Christo

Die Sechſte
nunfft noch Krafft an Jeſum Chriſtum meinen HErren glau-
ben oder zu ihm kommen kan/ ſondern der Heilige Geiſt hat
mich durchs Evangelium beruffen/ mit ſeinen Gaben erleuch-
tet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten: gleich wie
er die gantze Chriſtenheit auff Erden beruffet/ ſamlet/ erleuch-
tet/ heiliget/ und bey Jeſu Chriſto erhaͤlt im rechten einigen
Glauben; Jn welcher Chriſtenheit er mir und allen Glau-
bigen täglich alle Sůnde reichlich vergibet/ und am Juͤngſten
Tage mich und alle Toden aufferwecken/ und mir ſammt allen
Glaubigen in Chriſto ein ewiges Leben geben wird; Das iſt
gewißlich wahr.

II. Sie iſt eine geoffenbarte Gnade in dem Wort des
Gal. 3, 2.
Ioh. 1, 12.
Rom. 8, 2.
Eph. 1, 4. 5.
2. Tim.
1, 9.
heiligen Evangelii/ davon St. Paulus feine Galater fragt/ ob ſie
den Geiſt und deſſen Gaben durch des Geſetzes Werck em-
pfangen oder durch die Predigt vom Glauben?
Sie muſtens
ihm geſtehen/ daß ſie nicht aus dem Geſetz/ ſondern aus dem Evangelio als
der Lehre des Glaubens denſelben erlanget/ als ein ſolchen geiſtlichen Gna-
den-Segen im himmliſchen Guͤtern/ welche uns Chriſtus erworben mit
ſeinem theuren Verdienſt und hochprieſterliche Bitt. Es iſt auch die
Gnade der Erſchoͤpffung eine herrliche/ theure und werthe Gabe/ dadurch
der Menſch zum natuͤrlichen Leben geboren/ mit ſchoͤnen Natur-Gaben
gezieret/ und ie laͤnger ie mehr im natuͤrlichen Leben waͤchſt/ erſtaͤrcket und
zunimmt/ die gehoͤret aber hieher in den dritten Articul eigentlich nicht/
ſondern hieher gehoͤrt die heilſame Gnade/ ſo im Evangelio geoffenbaret/
ſo aus dem Gnaden-Brunn Chriſto Jeſu gefloſſen/ welcher allein in der
Auguſtin.
cp. 95. ad
Innocent.
Canoniſchen Heiligen Schrifft den Namen der Gnaden traͤgt/ wie Au-
guſtinus
in ſeinen Streit-Schrifften wider die Pelagianer wol ange-
mercket.

Gratia creatrix, eine Schöpff-kraͤfftige Gnade. So wenig
als ein toder Menſch ſich ſelbſt kan lebendig machen: ein Stein in die
Hoͤhe fliehen/ ein Eiſen ſich empor erheben/ ohne einen Magnet/ ſo wenig
kan der Menſch ihm ſelbſt aus eigener natuͤrlichen Krafft zum geiſtlichen
Leben in Gott helffen. Jſt derowegen eine lebendigmachende Schoͤpff-
Eph. 1, 19.
Col.
2, 12.
Krafft von noͤthen/ eine uͤberſchwengliche Krafft nach der Wuͤr-
ckung ſeiner Macht und Staͤrcke/ welche er gewircket hat in

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[76/0108] Die Sechſte nunfft noch Krafft an Jeſum Chriſtum meinen HErren glau- ben oder zu ihm kommen kan/ ſondern der Heilige Geiſt hat mich durchs Evangelium beruffen/ mit ſeinen Gaben erleuch- tet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten: gleich wie er die gantze Chriſtenheit auff Erden beruffet/ ſamlet/ erleuch- tet/ heiliget/ und bey Jeſu Chriſto erhaͤlt im rechten einigen Glauben; Jn welcher Chriſtenheit er mir und allen Glau- bigen täglich alle Sůnde reichlich vergibet/ und am Juͤngſten Tage mich und alle Toden aufferwecken/ und mir ſammt allen Glaubigen in Chriſto ein ewiges Leben geben wird; Das iſt gewißlich wahr. II. Sie iſt eine geoffenbarte Gnade in dem Wort des heiligen Evangelii/ davon St. Paulus feine Galater fragt/ ob ſie den Geiſt und deſſen Gaben durch des Geſetzes Werck em- pfangen oder durch die Predigt vom Glauben? Sie muſtens ihm geſtehen/ daß ſie nicht aus dem Geſetz/ ſondern aus dem Evangelio als der Lehre des Glaubens denſelben erlanget/ als ein ſolchen geiſtlichen Gna- den-Segen im himmliſchen Guͤtern/ welche uns Chriſtus erworben mit ſeinem theuren Verdienſt und hochprieſterliche Bitt. Es iſt auch die Gnade der Erſchoͤpffung eine herrliche/ theure und werthe Gabe/ dadurch der Menſch zum natuͤrlichen Leben geboren/ mit ſchoͤnen Natur-Gaben gezieret/ und ie laͤnger ie mehr im natuͤrlichen Leben waͤchſt/ erſtaͤrcket und zunimmt/ die gehoͤret aber hieher in den dritten Articul eigentlich nicht/ ſondern hieher gehoͤrt die heilſame Gnade/ ſo im Evangelio geoffenbaret/ ſo aus dem Gnaden-Brunn Chriſto Jeſu gefloſſen/ welcher allein in der Canoniſchen Heiligen Schrifft den Namen der Gnaden traͤgt/ wie Au- guſtinus in ſeinen Streit-Schrifften wider die Pelagianer wol ange- mercket. Gal. 3, 2. Ioh. 1, 12. Rom. 8, 2. Eph. 1, 4. 5. 2. Tim. 1, 9. Auguſtin. cp. 95. ad Innocent. Gratia creatrix, eine Schöpff-kraͤfftige Gnade. So wenig als ein toder Menſch ſich ſelbſt kan lebendig machen: ein Stein in die Hoͤhe fliehen/ ein Eiſen ſich empor erheben/ ohne einen Magnet/ ſo wenig kan der Menſch ihm ſelbſt aus eigener natuͤrlichen Krafft zum geiſtlichen Leben in Gott helffen. Jſt derowegen eine lebendigmachende Schoͤpff- Krafft von noͤthen/ eine uͤberſchwengliche Krafft nach der Wuͤr- ckung ſeiner Macht und Staͤrcke/ welche er gewircket hat in Chriſto Eph. 1, 19. Col. 2, 12.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/108>, abgerufen am 30.04.2024.