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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Vier und Viertzigste (Dritte)

Ein glaubiger Christ kehrt es umb und sagt:

Jch leb wie lang es Gott gefällt.
Jch sterb in der Stund die mir Gott bestellt/
Jch fahre und weiß wohl wohin.
Mich wundert daß ich traurig bin.

Der Haupt-Trost/ so sich hieher sonderlich schicket/ heisset sum-
morphia, die ähnligkeit des verklärten Leibes Jesu Christi/ welche
Phil. 3, 10.
11.
St. Paulus zugesagt Phil. 3. Der scheutzlichen Toden-Larv müssen wir
entgegen setzen das gläntzende Muster-Bild Christi/ den Engelse Glantz/
das erfreuliche Sonnen-Liecht/ die Klarheit der Außerwehlten/ die herr-
liche Verklärung auff dem Berge Thabor/ und sonderlich den Propheti-
Dan. 12, 3.schen bekanten Trost Dan. 12. Die Lehrer werden leuchten wie des
Himmels Glantz/ und die zu der himmlischen Gerechtigkeit
geführet wie die Sterne/
wann sie hie erscheinen als leuchtende Liech-
ter/ es müssen seyn scheinende Liechter. Sonst sagt Hieronymus:
Sancta rusticitas sibi solum prodest; quantum aedificat vitae merito,
tantum nocet, si destruentibus non resistit;
Fromm seyn und nichts
verstehen nutzet ihm nur allein/ wie viel er hingegen erbauet mit seinem
Leben/ so viel reisset er widerumb ein/ wo er nicht widerstehet/ denen/ so zer-
stören. Es müssen seyn 2. als brennende Liechter/ brennen von
Liebe gegen Gott und dem Nächsten/ nam tantum lucere vanum,
tantum ardere parum, lucere & ardere perfectum est,
sagt Bernhardus,
Was hilfft leuchten und nicht brennen? es ist vergebens; Was ist bren-
nen und nicht leuchten? es vermag wenig; Aber leuchten und brennen
zugleich ist vollkommen; Liecht und Recht stehet wohl beysammen/ hinge-
gen lautet übel gelehrt und verkehrt. Das Liecht soll nicht wohl leuchten im
Leben/ und einen Gestanck nach dem Tode nach sich lassen.

Matth. 19,
27.

Sprichstu mit Perro: Was wird uns dafür? Dieser Daniels
Trost vom himmlischen Gnaden-Lohn/ gehet allein die Lehrer an. Was
haben wir Zuhörer davon? Himmels-Glantz; Jsts nicht Sonnen-
ists nicht Mondes/ so ist es doch Sternen-Glantz. Hamaschilim,
Die Gelähreten/ theodidaktoi, die von Gott gelehrt sind/ und sich lehren
und verklären lassen/ die Verständigen/ intransitive & nominaliter vor
sich auch/ die Außerwehlten/ die da leuchten und brennende Glaubens-
Liechter sind/ die werden leuchten wie des Himmels Glantz.

Jst
Die Vier und Viertzigſte (Dritte)

Ein glaubiger Chriſt kehrt es umb und ſagt:

Jch leb wie lang es Gott gefällt.
Jch ſterb in der Stund die mir Gott beſtellt/
Jch fahre und weiß wohl wohin.
Mich wundert daß ich traurig bin.

Der Haupt-Troſt/ ſo ſich hieher ſonderlich ſchicket/ heiſſet συμ-
μορφία, die aͤhnligkeit des verklaͤrten Leibes Jeſu Chriſti/ welche
Phil. 3, 10.
11.
St. Paulus zugeſagt Phil. 3. Der ſcheutzlichen Toden-Larv muͤſſen wir
entgegen ſetzen das glaͤntzende Muſter-Bild Chriſti/ den Engelse Glantz/
das erfreuliche Sonnen-Liecht/ die Klarheit der Außerwehlten/ die herr-
liche Verklaͤrung auff dem Berge Thabor/ und ſonderlich den Propheti-
Dan. 12, 3.ſchen bekanten Troſt Dan. 12. Die Lehrer werden leuchten wie des
Himmels Glantz/ und die zu der himmliſchen Gerechtigkeit
gefuͤhret wie die Sterne/
wann ſie hie erſcheinen als leuchtende Liech-
ter/ es muͤſſen ſeyn ſcheinende Liechter. Sonſt ſagt Hieronymus:
Sancta ruſticitas ſibi ſolùm prodeſt; quantum ædificat vitæ merito,
tantum nocet, ſi deſtruentibus non reſiſtit;
Fromm ſeyn und nichts
verſtehen nutzet ihm nur allein/ wie viel er hingegen erbauet mit ſeinem
Leben/ ſo viel reiſſet er widerumb ein/ wo er nicht widerſtehet/ denen/ ſo zer-
ſtoͤren. Es muͤſſen ſeyn 2. als brennende Liechter/ brennen von
Liebe gegen Gott und dem Naͤchſten/ nam tantùm lucere vanum,
tantum ardere parum, lucere & ardere perfectum eſt,
ſagt Bernhardus,
Was hilfft leuchten und nicht brennen? es iſt vergebens; Was iſt bren-
nen und nicht leuchten? es vermag wenig; Aber leuchten und brennen
zugleich iſt vollkommen; Liecht und Recht ſtehet wohl beyſammen/ hinge-
gen lautet uͤbel gelehrt und verkehrt. Das Liecht ſoll nicht wohl leuchten im
Leben/ und einen Geſtanck nach dem Tode nach ſich laſſen.

Matth. 19,
27.

Sprichſtu mit Perro: Was wird uns dafuͤr? Dieſer Daniels
Troſt vom himmliſchen Gnaden-Lohn/ gehet allein die Lehrer an. Was
haben wir Zuhoͤrer davon? Himmels-Glantz; Jſts nicht Sonnen-
iſts nicht Mondes/ ſo iſt es doch Sternen-Glantz. Hamaſchilim,
Die Gelaͤhreten/ ϑεοδίδακτοι, die von Gott gelehrt ſind/ und ſich lehren
und verklaͤren laſſen/ die Verſtaͤndigen/ intranſitivè & nominaliter vor
ſich auch/ die Außerwehlten/ die da leuchten und brennende Glaubens-
Liechter ſind/ die werden leuchten wie des Himmels Glantz.

Jſt
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[556/0588] Die Vier und Viertzigſte (Dritte) Ein glaubiger Chriſt kehrt es umb und ſagt: Jch leb wie lang es Gott gefällt. Jch ſterb in der Stund die mir Gott beſtellt/ Jch fahre und weiß wohl wohin. Mich wundert daß ich traurig bin. Der Haupt-Troſt/ ſo ſich hieher ſonderlich ſchicket/ heiſſet συμ- μορφία, die aͤhnligkeit des verklaͤrten Leibes Jeſu Chriſti/ welche St. Paulus zugeſagt Phil. 3. Der ſcheutzlichen Toden-Larv muͤſſen wir entgegen ſetzen das glaͤntzende Muſter-Bild Chriſti/ den Engelse Glantz/ das erfreuliche Sonnen-Liecht/ die Klarheit der Außerwehlten/ die herr- liche Verklaͤrung auff dem Berge Thabor/ und ſonderlich den Propheti- ſchen bekanten Troſt Dan. 12. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz/ und die zu der himmliſchen Gerechtigkeit gefuͤhret wie die Sterne/ wann ſie hie erſcheinen als leuchtende Liech- ter/ es muͤſſen ſeyn ſcheinende Liechter. Sonſt ſagt Hieronymus: Sancta ruſticitas ſibi ſolùm prodeſt; quantum ædificat vitæ merito, tantum nocet, ſi deſtruentibus non reſiſtit; Fromm ſeyn und nichts verſtehen nutzet ihm nur allein/ wie viel er hingegen erbauet mit ſeinem Leben/ ſo viel reiſſet er widerumb ein/ wo er nicht widerſtehet/ denen/ ſo zer- ſtoͤren. Es muͤſſen ſeyn 2. als brennende Liechter/ brennen von Liebe gegen Gott und dem Naͤchſten/ nam tantùm lucere vanum, tantum ardere parum, lucere & ardere perfectum eſt, ſagt Bernhardus, Was hilfft leuchten und nicht brennen? es iſt vergebens; Was iſt bren- nen und nicht leuchten? es vermag wenig; Aber leuchten und brennen zugleich iſt vollkommen; Liecht und Recht ſtehet wohl beyſammen/ hinge- gen lautet uͤbel gelehrt und verkehrt. Das Liecht ſoll nicht wohl leuchten im Leben/ und einen Geſtanck nach dem Tode nach ſich laſſen. Phil. 3, 10. 11. Dan. 12, 3. Sprichſtu mit Perro: Was wird uns dafuͤr? Dieſer Daniels Troſt vom himmliſchen Gnaden-Lohn/ gehet allein die Lehrer an. Was haben wir Zuhoͤrer davon? Himmels-Glantz; Jſts nicht Sonnen- iſts nicht Mondes/ ſo iſt es doch Sternen-Glantz. Hamaſchilim, Die Gelaͤhreten/ ϑεοδίδακτοι, die von Gott gelehrt ſind/ und ſich lehren und verklaͤren laſſen/ die Verſtaͤndigen/ intranſitivè & nominaliter vor ſich auch/ die Außerwehlten/ die da leuchten und brennende Glaubens- Liechter ſind/ die werden leuchten wie des Himmels Glantz. Jſt

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/588>, abgerufen am 30.04.2024.