figurirt und gebildet wird. Ein Hirt der ein Hirt ist/ Hirten-Treu/ Hir- ten-Lieb/ Hirten-Tugenden übet/ der weydet/ leitet/ scheidet und heilet/ tractirt also dieselbe als zarte Schäflein/ nicht als wilde Löwen/ Wölff/ Roß und Mäuler/ kein weltlicher Regent. Dann ob zwar auch Kö- nige/ Fürsten und Herren Hirten genennet werden/ so geschicht doch solches nicht so fern als sie Könige seyn/ herschen und regieren/ son- dern wegen der Liebe/ Milde und Art mit den Schafen umzugehen.
Homerus Agamemnonem pastorem populorum dixit, ratione (non kuriotetos sed[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]ergesias amicae[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]n trophe kai paideia. Competit amicitia Regi sane er- ga subditos in beneficii supereminentia, benefacit enim iis, qui sub regno suo sunt, siquidem bonus cum sit, ipsorum curam habet, ut bene agant. Non se- cus atquc ovium pastor. Unde Hometus Agamemnonem pastorem populo- rum dixit. Talis autem paterna etiam est; tametsi magnitudine beueficio- rum praestat. Haec Aristot. l. 8. Eth. c. 13.
David hat den Nahmen eines Hirten/ und zwar pastoris paterni, zu dem sich seine untergebene Schaf so viel als zu ihrem Bruder verse- hen: 2. Sam. 5, 1. Kamen alle Stämme Jsrael zu David gen He- bron und sprachen: Siehe/ wir sind deines Gebeins/ und deines Fleisches. Dazu auch vorhin/ da Saul unser König war/ führestu Jsrael auß und ein. Weil er seine Unterthanen sanfft/ säuberlich/ zärtlich/ mit Gelindigkeit/ und vielem Verschonen/ mehr mit Worten als mit Streichen tractiret. Ein Exempel seiner Liebe und Treu gegen dieselbe hat er erwiesen 2. Sam. 24, 17. Dann als der Würg-Engel einen Einbruch unter sie gethan/ und mit der Pestilentz dermassen unter ihnen hausiret/ daß in dreyen Tagen siebentzig tausend Mann von ihm erwür- get worden/ und nun biß zur Tenne Arafna des Jebusiters in Jerusa- lem kommen/ und David denselben gesehen/ so wirfft er sich ihm zu sei- nen Füssen/ und wil gern sein Leben mit dem Leben seiner Unterthanen vertauschen/ und spricht zum HErrn:Siehe ich habe gesündi- get/ ich habe die Missethat gethan/ was haben diese Schaaf gethan? und Ps. 78. . ult. stehet: Er weydet sie mit aller Treu/ und regieret sie mit allem Fleiß. Anders als Rehabeam/ der mit Peitschen und Scorpionen drein schlagen wollen. Ein solcher Hirt/ sagt David/ ist mein Hirt/ der nicht weltlich regiert/ sein Reich ist nicht von dieser Welt. Sondern der seine Schaf fein säuberlich/ zärtlich und sanfft tractirt/ mit Suasionen/ mit Menschen-Seilen/ nicht Zwangs- weiß/ sondern Bitts-weiß/ er hat ein Regiment angefangen nicht
mit
Die Dritte
figurirt und gebildet wird. Ein Hirt der ein Hirt iſt/ Hirten-Treu/ Hir- ten-Lieb/ Hirten-Tugenden uͤbet/ der weydet/ leitet/ ſcheidet und heilet/ tractirt alſo dieſelbe als zarte Schaͤflein/ nicht als wilde Loͤwen/ Woͤlff/ Roß und Maͤuler/ kein weltlicher Regent. Dann ob zwar auch Koͤ- nige/ Fuͤrſten und Herꝛen Hirten genennet werden/ ſo geſchicht doch ſolches nicht ſo fern als ſie Koͤnige ſeyn/ herſchen und regieren/ ſon- dern wegen der Liebe/ Milde und Art mit den Schafen umzugehen.
Homerus Agamemnonem paſtorem populorum dixit, ratione (non κυριότητος ſed[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]εργεσίας amicæ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ν τροφῇ καὶ παιδεία. Competit amicitia Regi ſanè er- ga ſubditos in beneficii ſupereminentia, benefacit enim iis, qui ſub regno ſuo ſunt, ſiquidem bonus cùm ſit, ipſorum curam habet, ut bene agant. Non ſe- cus atquc ovium paſtor. Unde Hometus Agamemnonem paſtorem populo- rum dixit. Talis autem paterna etiam eſt; tametſi magnitudine beueficio- rum præſtat. Hæc Ariſtot. l. 8. Eth. c. 13.
David hat den Nahmen eines Hirten/ und zwar paſtoris paterni, zu dem ſich ſeine untergebene Schaf ſo viel als zu ihrem Bruder verſe- hen: 2. Sam. 5, 1. Kamen alle Staͤmme Jſrael zu David gen He- bron und ſprachen: Siehe/ wir ſind deines Gebeins/ und deines Fleiſches. Dazu auch vorhin/ da Saul unſer Koͤnig war/ fuͤhreſtu Jſrael auß und ein. Weil er ſeine Unterthanen ſanfft/ ſaͤuberlich/ zaͤrtlich/ mit Gelindigkeit/ und vielem Verſchonen/ mehr mit Worten als mit Streichen tractiret. Ein Exempel ſeiner Liebe und Treu gegen dieſelbe hat er erwieſen 2. Sam. 24, 17. Dann als der Wuͤrg-Engel einen Einbruch unter ſie gethan/ und mit der Peſtilentz dermaſſen unter ihnen hauſiret/ daß in dreyen Tagen ſiebentzig tauſend Mann von ihm erwuͤr- get worden/ und nun biß zur Tenne Arafna des Jebuſiters in Jeruſa- lem kommen/ und David denſelben geſehen/ ſo wirfft er ſich ihm zu ſei- nen Fuͤſſen/ und wil gern ſein Leben mit dem Leben ſeiner Unterthanen vertauſchen/ und ſpricht zum HErrn:Siehe ich habe geſuͤndi- get/ ich habe die Miſſethat gethan/ was haben dieſe Schaaf gethan? und Pſ. 78. ꝟ. ult. ſtehet: Er weydet ſie mit aller Treu/ und regieret ſie mit allem Fleiß. Anders als Rehabeam/ der mit Peitſchen und Scorpionen drein ſchlagen wollen. Ein ſolcher Hirt/ ſagt David/ iſt mein Hirt/ der nicht weltlich regiert/ ſein Reich iſt nicht von dieſer Welt. Sondern der ſeine Schaf fein ſaͤuberlich/ zaͤrtlich und ſanfft tractirt/ mit Suaſionen/ mit Menſchen-Seilen/ nicht Zwangs- weiß/ ſondern Bitts-weiß/ er hat ein Regiment angefangen nicht
mit
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Die Dritte
figurirt und gebildet wird. Ein Hirt der ein Hirt iſt/ Hirten-Treu/ Hir-
ten-Lieb/ Hirten-Tugenden uͤbet/ der weydet/ leitet/ ſcheidet und heilet/
tractirt alſo dieſelbe als zarte Schaͤflein/ nicht als wilde Loͤwen/ Woͤlff/
Roß und Maͤuler/ kein weltlicher Regent. Dann ob zwar auch Koͤ-
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ſolches nicht ſo fern als ſie Koͤnige ſeyn/ herſchen und regieren/ ſon-
dern wegen der Liebe/ Milde und Art mit den Schafen umzugehen.
Homerus Agamemnonem paſtorem populorum dixit, ratione (non κυριότητος
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ga ſubditos in beneficii ſupereminentia, benefacit enim iis, qui ſub regno ſuo
ſunt, ſiquidem bonus cùm ſit, ipſorum curam habet, ut bene agant. Non ſe-
cus atquc ovium paſtor. Unde Hometus Agamemnonem paſtorem populo-
rum dixit. Talis autem paterna etiam eſt; tametſi magnitudine beueficio-
rum præſtat. Hæc Ariſtot. l. 8. Eth. c. 13.
David hat den Nahmen eines Hirten/ und zwar paſtoris paterni,
zu dem ſich ſeine untergebene Schaf ſo viel als zu ihrem Bruder verſe-
hen: 2. Sam. 5, 1. Kamen alle Staͤmme Jſrael zu David gen He-
bron und ſprachen: Siehe/ wir ſind deines Gebeins/ und deines
Fleiſches. Dazu auch vorhin/ da Saul unſer Koͤnig war/ fuͤhreſtu
Jſrael auß und ein. Weil er ſeine Unterthanen ſanfft/ ſaͤuberlich/
zaͤrtlich/ mit Gelindigkeit/ und vielem Verſchonen/ mehr mit Worten
als mit Streichen tractiret. Ein Exempel ſeiner Liebe und Treu gegen
dieſelbe hat er erwieſen 2. Sam. 24, 17. Dann als der Wuͤrg-Engel einen
Einbruch unter ſie gethan/ und mit der Peſtilentz dermaſſen unter ihnen
hauſiret/ daß in dreyen Tagen ſiebentzig tauſend Mann von ihm erwuͤr-
get worden/ und nun biß zur Tenne Arafna des Jebuſiters in Jeruſa-
lem kommen/ und David denſelben geſehen/ ſo wirfft er ſich ihm zu ſei-
nen Fuͤſſen/ und wil gern ſein Leben mit dem Leben ſeiner Unterthanen
vertauſchen/ und ſpricht zum HErrn: Siehe ich habe geſuͤndi-
get/ ich habe die Miſſethat gethan/ was haben dieſe Schaaf
gethan? und Pſ. 78. ꝟ. ult. ſtehet: Er weydet ſie mit aller Treu/
und regieret ſie mit allem Fleiß. Anders als Rehabeam/ der mit
Peitſchen und Scorpionen drein ſchlagen wollen. Ein ſolcher Hirt/
ſagt David/ iſt mein Hirt/ der nicht weltlich regiert/ ſein Reich iſt nicht
von dieſer Welt. Sondern der ſeine Schaf fein ſaͤuberlich/ zaͤrtlich und
ſanfft tractirt/ mit Suaſionen/ mit Menſchen-Seilen/ nicht Zwangs-
weiß/ ſondern Bitts-weiß/ er hat ein Regiment angefangen nicht
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/54>, abgerufen am 14.06.2024.
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