Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Die Sünderin. cher sie dann Hülfe bei der Arbeit leisten solle. Nacheinigen Unterhandlungen zeigte sich die Wäscherin auch dazu erbötig und Mathilde zog noch am selbigen Tage mit ihren Habseligkeiten in die Wohnung derselben. Ihre neue Wirthin war freundlich und zuvorkommend Die Suͤnderin. cher ſie dann Huͤlfe bei der Arbeit leiſten ſolle. Nacheinigen Unterhandlungen zeigte ſich die Waͤſcherin auch dazu erboͤtig und Mathilde zog noch am ſelbigen Tage mit ihren Habſeligkeiten in die Wohnung derſelben. Ihre neue Wirthin war freundlich und zuvorkommend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="78"/><fw place="top" type="header">Die Suͤnderin.<lb/></fw>cher ſie dann Huͤlfe bei der Arbeit leiſten ſolle. Nach<lb/> einigen Unterhandlungen zeigte ſich die Waͤſcherin auch<lb/> dazu erboͤtig und Mathilde zog noch am ſelbigen Tage<lb/> mit ihren Habſeligkeiten in die Wohnung derſelben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ihre neue Wirthin war freundlich und zuvorkommend<lb/> gegen ſie. Es war eine kleine, aͤltliche Frau von eben<lb/> nicht einnehmenden Zuͤgen, aber Mathilde fuͤhlte den<lb/> mißtrauiſchen Widerwillen, den ihr die Alte beim erſten<lb/> Anblick einfloͤßte, bald wieder vor ihrem gutmuͤthigen Ge¬<lb/> ſchwaͤtz und ihrer hilfreichen Aufmerkſamkeit fuͤr das Kind<lb/> verſchwinden. Die Alte ſchaffte und ſorgte fuͤr ſie auf<lb/> die beſte Weiſe. Nur uͤber die Arbeit und den Verdienſt<lb/> klagte ſie beſtaͤndig, und allerdings bemerkte Mathilde,<lb/> daß die Alte eben keine Beſchaͤftigung hatte. Da ſuchte<lb/> ſie der Alten Troſt und Muth, zuzuſprechen, ſie, deren<lb/> eigne Lage doch ſelbſt der Huͤlfe ſo beduͤrftig war, —<lb/> allein fuͤr was hat ein gluͤckliches Mutterherz keinen<lb/> Troſt? Da ſie jung, geſchickt und arbeitſam war, ſo<lb/> erbot ſie ſich, um ſich der Wirthin ebenfalls huͤlfreich zu<lb/> zeigen, fuͤr fremde Leute Naͤh- oder Stickarbeit zu ma¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0092]
Die Suͤnderin.
cher ſie dann Huͤlfe bei der Arbeit leiſten ſolle. Nach
einigen Unterhandlungen zeigte ſich die Waͤſcherin auch
dazu erboͤtig und Mathilde zog noch am ſelbigen Tage
mit ihren Habſeligkeiten in die Wohnung derſelben.
Ihre neue Wirthin war freundlich und zuvorkommend
gegen ſie. Es war eine kleine, aͤltliche Frau von eben
nicht einnehmenden Zuͤgen, aber Mathilde fuͤhlte den
mißtrauiſchen Widerwillen, den ihr die Alte beim erſten
Anblick einfloͤßte, bald wieder vor ihrem gutmuͤthigen Ge¬
ſchwaͤtz und ihrer hilfreichen Aufmerkſamkeit fuͤr das Kind
verſchwinden. Die Alte ſchaffte und ſorgte fuͤr ſie auf
die beſte Weiſe. Nur uͤber die Arbeit und den Verdienſt
klagte ſie beſtaͤndig, und allerdings bemerkte Mathilde,
daß die Alte eben keine Beſchaͤftigung hatte. Da ſuchte
ſie der Alten Troſt und Muth, zuzuſprechen, ſie, deren
eigne Lage doch ſelbſt der Huͤlfe ſo beduͤrftig war, —
allein fuͤr was hat ein gluͤckliches Mutterherz keinen
Troſt? Da ſie jung, geſchickt und arbeitſam war, ſo
erbot ſie ſich, um ſich der Wirthin ebenfalls huͤlfreich zu
zeigen, fuͤr fremde Leute Naͤh- oder Stickarbeit zu ma¬
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