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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Strome die hohe und waldige Insel Jamad, oberhalb deren die
gewöhnliche Straße von Kaschmir den Hydaspes übersetzt 40a.
Dieß war der Ort, den Alexander zum Uebergange ausersehen.
Eine Reihe Feldposten war vom Lager aus längs dem Ufer auf-
gestellt; ihr gegenseitiges Zurufen, ihre nächtlichen Wachtfeuer, die
neuen Truppenbewegungen in der Nähe des Lagers, hätten den
Feind vollkommen über den Ort des bevorstehenden Ueberganges
täuschen müssen, wenn er sich nicht schon daran gewöhnt hätte,
dergleichen nicht mehr für bedeutend zu halten. Alexander seiner-
seits hatte auf die Nachricht, daß Abisares nur noch drei Tage-
märsche entfernt stände, alles dazu vorbereitet, den entscheidenden
Schlag zu wagen. Kraterus blieb mit seiner Hipparchie, mit der
Reuterei der Arachosier und Paropamisaden, mit den Phalangen
Alcetas und Polysperchon und den Indischen Bundestruppen, im
Ganzen etwa zwanzigtausend Mann, in der Nähe des Lagers, er
wurde angewiesen, sich ruhig zu verhalten, bis er die Feinde drü-
ben entweder ihr Lager verlassen, oder in der Nähe desselben ge-
schlagen sähe; wenn er dagegen bemerkte, daß die feindlichen Streit-
kräfte getheilt würden, so sollte er, falls die Elephanten ihm gegen-
über am Ufer zurückblieben, den Uebergang nicht wagen, falls sie
aber mit stromauf gegen die bei der Insel übersetzenden Macedo-
nier geführt würden, so sollte er sofort und mit seinem ganzen
Corps über den Strom setzen, da die Elephanten allein dem glück-
lichen Erfolg eines Reuterangriffs Schwierigkeiten in den Weg
stellten 41). Ein zweites Corps, aus den Phalangen Meleager,
Gorgias und Attalus, aus dem gesammten Fußvolk der Fremden und

40a Von den fünfundzwanzig Wegen, die nach Tieffenthaler
aus Hindostan nach Kaschmir führen, sind die meisten kaum für
Fußgänger zugänglich; die Straßen über Puckhely und Bember sind
die gangbarsten, aber jene war dem Abisares gesperrt, diese hätte
zu weit um, und zum Theil durch das feindliche Bergrevier der
Glausen geführt; da seine Herrschaft Abisharam das Land der süd-
lichen Vorthäler Kaschmirs und wahrscheinlich bis zu den Quell-
bergen des Sewnflusses umschloß, so konnte er keinen näheren und
besseren Weg wählen, als den, welcher am rechten Ufer des Hydaspes
von Muzufferabad herab (Elphinstone II. p. 552.) über Perhaleh
(Baber Mem. p. 261.) führt.
41) Hier ist eine Lücke im Text

Strome die hohe und waldige Inſel Jamad, oberhalb deren die
gewoͤhnliche Straße von Kaſchmir den Hydaspes uͤberſetzt 40a.
Dieß war der Ort, den Alexander zum Uebergange auserſehen.
Eine Reihe Feldpoſten war vom Lager aus laͤngs dem Ufer auf-
geſtellt; ihr gegenſeitiges Zurufen, ihre naͤchtlichen Wachtfeuer, die
neuen Truppenbewegungen in der Naͤhe des Lagers, haͤtten den
Feind vollkommen uͤber den Ort des bevorſtehenden Ueberganges
taͤuſchen muͤſſen, wenn er ſich nicht ſchon daran gewoͤhnt haͤtte,
dergleichen nicht mehr fuͤr bedeutend zu halten. Alexander ſeiner-
ſeits hatte auf die Nachricht, daß Abiſares nur noch drei Tage-
maͤrſche entfernt ſtaͤnde, alles dazu vorbereitet, den entſcheidenden
Schlag zu wagen. Kraterus blieb mit ſeiner Hipparchie, mit der
Reuterei der Arachoſier und Paropamiſaden, mit den Phalangen
Alcetas und Polyſperchon und den Indiſchen Bundestruppen, im
Ganzen etwa zwanzigtauſend Mann, in der Naͤhe des Lagers, er
wurde angewieſen, ſich ruhig zu verhalten, bis er die Feinde druͤ-
ben entweder ihr Lager verlaſſen, oder in der Naͤhe deſſelben ge-
ſchlagen ſaͤhe; wenn er dagegen bemerkte, daß die feindlichen Streit-
kraͤfte getheilt wuͤrden, ſo ſollte er, falls die Elephanten ihm gegen-
uͤber am Ufer zuruͤckblieben, den Uebergang nicht wagen, falls ſie
aber mit ſtromauf gegen die bei der Inſel uͤberſetzenden Macedo-
nier gefuͤhrt wuͤrden, ſo ſollte er ſofort und mit ſeinem ganzen
Corps uͤber den Strom ſetzen, da die Elephanten allein dem gluͤck-
lichen Erfolg eines Reuterangriffs Schwierigkeiten in den Weg
ſtellten 41). Ein zweites Corps, aus den Phalangen Meleager,
Gorgias und Attalus, aus dem geſammten Fußvolk der Fremden und

40a Von den fuͤnfundzwanzig Wegen, die nach Tieffenthaler
aus Hindoſtan nach Kaſchmir fuͤhren, ſind die meiſten kaum fuͤr
Fußgaͤnger zugaͤnglich; die Straßen uͤber Puckhely und Bember ſind
die gangbarſten, aber jene war dem Abiſares geſperrt, dieſe haͤtte
zu weit um, und zum Theil durch das feindliche Bergrevier der
Glauſen gefuͤhrt; da ſeine Herrſchaft Abiſharam das Land der ſuͤd-
lichen Vorthaͤler Kaſchmirs und wahrſcheinlich bis zu den Quell-
bergen des Sewnfluſſes umſchloß, ſo konnte er keinen naͤheren und
beſſeren Weg waͤhlen, als den, welcher am rechten Ufer des Hydaspes
von Muzufferabad herab (Elphinstone II. p. 552.) uͤber Perhâleh
(Baber Mem. p. 261.) fuͤhrt.
41) Hier iſt eine Luͤcke im Text
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[389/0403] Strome die hohe und waldige Inſel Jamad, oberhalb deren die gewoͤhnliche Straße von Kaſchmir den Hydaspes uͤberſetzt 40a. Dieß war der Ort, den Alexander zum Uebergange auserſehen. Eine Reihe Feldpoſten war vom Lager aus laͤngs dem Ufer auf- geſtellt; ihr gegenſeitiges Zurufen, ihre naͤchtlichen Wachtfeuer, die neuen Truppenbewegungen in der Naͤhe des Lagers, haͤtten den Feind vollkommen uͤber den Ort des bevorſtehenden Ueberganges taͤuſchen muͤſſen, wenn er ſich nicht ſchon daran gewoͤhnt haͤtte, dergleichen nicht mehr fuͤr bedeutend zu halten. Alexander ſeiner- ſeits hatte auf die Nachricht, daß Abiſares nur noch drei Tage- maͤrſche entfernt ſtaͤnde, alles dazu vorbereitet, den entſcheidenden Schlag zu wagen. Kraterus blieb mit ſeiner Hipparchie, mit der Reuterei der Arachoſier und Paropamiſaden, mit den Phalangen Alcetas und Polyſperchon und den Indiſchen Bundestruppen, im Ganzen etwa zwanzigtauſend Mann, in der Naͤhe des Lagers, er wurde angewieſen, ſich ruhig zu verhalten, bis er die Feinde druͤ- ben entweder ihr Lager verlaſſen, oder in der Naͤhe deſſelben ge- ſchlagen ſaͤhe; wenn er dagegen bemerkte, daß die feindlichen Streit- kraͤfte getheilt wuͤrden, ſo ſollte er, falls die Elephanten ihm gegen- uͤber am Ufer zuruͤckblieben, den Uebergang nicht wagen, falls ſie aber mit ſtromauf gegen die bei der Inſel uͤberſetzenden Macedo- nier gefuͤhrt wuͤrden, ſo ſollte er ſofort und mit ſeinem ganzen Corps uͤber den Strom ſetzen, da die Elephanten allein dem gluͤck- lichen Erfolg eines Reuterangriffs Schwierigkeiten in den Weg ſtellten 41). Ein zweites Corps, aus den Phalangen Meleager, Gorgias und Attalus, aus dem geſammten Fußvolk der Fremden und 40a Von den fuͤnfundzwanzig Wegen, die nach Tieffenthaler aus Hindoſtan nach Kaſchmir fuͤhren, ſind die meiſten kaum fuͤr Fußgaͤnger zugaͤnglich; die Straßen uͤber Puckhely und Bember ſind die gangbarſten, aber jene war dem Abiſares geſperrt, dieſe haͤtte zu weit um, und zum Theil durch das feindliche Bergrevier der Glauſen gefuͤhrt; da ſeine Herrſchaft Abiſharam das Land der ſuͤd- lichen Vorthaͤler Kaſchmirs und wahrſcheinlich bis zu den Quell- bergen des Sewnfluſſes umſchloß, ſo konnte er keinen naͤheren und beſſeren Weg waͤhlen, als den, welcher am rechten Ufer des Hydaspes von Muzufferabad herab (Elphinstone II. p. 552.) uͤber Perhâleh (Baber Mem. p. 261.) fuͤhrt. 41) Hier iſt eine Luͤcke im Text

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/403>, abgerufen am 30.04.2024.