und dunkel, man sah keine Augen. Wer bist Du? fragte ihn Friedrich. Der Tod von Basel, antwor¬ tete der Ritter und wandte sich schnell fort. Die Stimme hatte etwas so altbekanntes und anklin¬ gendes aus längstvergangener Zeit, daß Friedrich lange sinnend steh'n blieb. Er wollte ihm endlich nach, aber er sah ihn schon wieder im dicksten Hau¬ fen mit einer Schönen wie toll herumwalzen.
Ein Getümmel von Lichtern draussen unter den Fenstern lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Er blick¬ te hinaus und sah bey dem Scheine einer Fackel, wie die männliche Maske Rosa'n nebst noch einer anderen Dame in den Wagen hob. Der Wagen rollte darauf schnell fort, die Lichter verschwanden, und der Platz unten war auf einmal wieder still und finster.
Er warf das Fenster zu und wandte sich in den glänzenden Saal zurück, um sich ebenfalls fortzu¬ begeben. Der schwarze Ritter war nirgends mehr zu sehen. Nach einigem Herumschweifen traf er in der mit Blumen geschmückten Kredenz noch einmal auf die nur allzugefällige Zigeunerin. Sie hatte die Larve abgenommen, trank Wein und blickte mit den munteren Augen reitzend über das Glas weg. Friedrich erschrack, denn es war die kleine Marie. Er drückte seine Larve fester ins Gesicht und faßte das niedliche Mädchen bey der Hand. Sie zog sie verwundert zurück und zeichnete mit ihrem Finger rathend eine Menge Buchstaben in
und dunkel, man ſah keine Augen. Wer biſt Du? fragte ihn Friedrich. Der Tod von Baſel, antwor¬ tete der Ritter und wandte ſich ſchnell fort. Die Stimme hatte etwas ſo altbekanntes und anklin¬ gendes aus längſtvergangener Zeit, daß Friedrich lange ſinnend ſteh'n blieb. Er wollte ihm endlich nach, aber er ſah ihn ſchon wieder im dickſten Hau¬ fen mit einer Schönen wie toll herumwalzen.
Ein Getümmel von Lichtern drauſſen unter den Fenſtern lenkte ſeine Aufmerkſamkeit ab. Er blick¬ te hinaus und ſah bey dem Scheine einer Fackel, wie die männliche Maſke Roſa'n nebſt noch einer anderen Dame in den Wagen hob. Der Wagen rollte darauf ſchnell fort, die Lichter verſchwanden, und der Platz unten war auf einmal wieder ſtill und finſter.
Er warf das Fenſter zu und wandte ſich in den glänzenden Saal zurück, um ſich ebenfalls fortzu¬ begeben. Der ſchwarze Ritter war nirgends mehr zu ſehen. Nach einigem Herumſchweifen traf er in der mit Blumen geſchmückten Kredenz noch einmal auf die nur allzugefällige Zigeunerin. Sie hatte die Larve abgenommen, trank Wein und blickte mit den munteren Augen reitzend über das Glas weg. Friedrich erſchrack, denn es war die kleine Marie. Er drückte ſeine Larve feſter ins Geſicht und faßte das niedliche Mädchen bey der Hand. Sie zog ſie verwundert zurück und zeichnete mit ihrem Finger rathend eine Menge Buchſtaben in
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und dunkel, man ſah keine Augen. Wer biſt Du?
fragte ihn Friedrich. Der Tod von Baſel, antwor¬
tete der Ritter und wandte ſich ſchnell fort. Die
Stimme hatte etwas ſo altbekanntes und anklin¬
gendes aus längſtvergangener Zeit, daß Friedrich
lange ſinnend ſteh'n blieb. Er wollte ihm endlich
nach, aber er ſah ihn ſchon wieder im dickſten Hau¬
fen mit einer Schönen wie toll herumwalzen.
Ein Getümmel von Lichtern drauſſen unter den
Fenſtern lenkte ſeine Aufmerkſamkeit ab. Er blick¬
te hinaus und ſah bey dem Scheine einer Fackel,
wie die männliche Maſke Roſa'n nebſt noch einer
anderen Dame in den Wagen hob. Der Wagen
rollte darauf ſchnell fort, die Lichter verſchwanden,
und der Platz unten war auf einmal wieder ſtill und
finſter.
Er warf das Fenſter zu und wandte ſich in den
glänzenden Saal zurück, um ſich ebenfalls fortzu¬
begeben. Der ſchwarze Ritter war nirgends mehr
zu ſehen. Nach einigem Herumſchweifen traf er in
der mit Blumen geſchmückten Kredenz noch einmal
auf die nur allzugefällige Zigeunerin. Sie hatte
die Larve abgenommen, trank Wein und blickte
mit den munteren Augen reitzend über das Glas
weg. Friedrich erſchrack, denn es war die kleine
Marie. Er drückte ſeine Larve feſter ins Geſicht
und faßte das niedliche Mädchen bey der Hand.
Sie zog ſie verwundert zurück und zeichnete mit
ihrem Finger rathend eine Menge Buchſtaben in
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/184>, abgerufen am 21.05.2024.
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