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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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An Dein traurig Liedersingen,
O, wie lieb' ich Deine Weisen,
Deines Sanges traurig Minnen.
Seit von Fulda wir geschieden,
Kann ich Heit'res nicht beginnen;
Seit Bertholdus ich verrathen
Jenes Ritters Stand und Namen,
Tausend quälende Gedanken
Tag und Nacht zu Sinn mir kamen,
Und die Ruhe hier, die Stille,
Nichts will fröhlich mich zerstreuen,
Und doch will und darf ich niemals
Den Verrath an ihm bereuen."
Tiefe Stille herrscht, es blicket
Nella in die grünen Wogen,
Und sie murmelt: "Wie viel Herzen
Hat wohl schon das Glück betrogen!
Gudula, o sage -- rede,
Ob ich recht nicht hab' gehandelt,
Da ich ihn verrieth? Was hat nur
Mein Gewissen so verwandelt?"
"Hättet Ihr's dem Abt verschwiegen,
Fräulein, wär' es ein Verbrechen,
Was Ihr auf das Kreuz geschworen,
Konntet, durftet Ihr nicht brechen!"
Nella athmet auf: "So ist es,
Albern, thöricht Grillenfangen!
Ach, und dennoch füllet Eins mich
Doch mit namenlosem Bangen:
Furchtbar rächen wird Bertholdus,
Hat Vergeltung ihm geschworen,
An Dein traurig Liederſingen,
O, wie lieb' ich Deine Weiſen,
Deines Sanges traurig Minnen.
Seit von Fulda wir geſchieden,
Kann ich Heit'res nicht beginnen;
Seit Bertholdus ich verrathen
Jenes Ritters Stand und Namen,
Tauſend quälende Gedanken
Tag und Nacht zu Sinn mir kamen,
Und die Ruhe hier, die Stille,
Nichts will fröhlich mich zerſtreuen,
Und doch will und darf ich niemals
Den Verrath an ihm bereuen.“
Tiefe Stille herrſcht, es blicket
Nella in die grünen Wogen,
Und ſie murmelt: „Wie viel Herzen
Hat wohl ſchon das Glück betrogen!
Gudula, o ſage — rede,
Ob ich recht nicht hab' gehandelt,
Da ich ihn verrieth? Was hat nur
Mein Gewiſſen ſo verwandelt?“
„Hättet Ihr's dem Abt verſchwiegen,
Fräulein, wär' es ein Verbrechen,
Was Ihr auf das Kreuz geſchworen,
Konntet, durftet Ihr nicht brechen!“
Nella athmet auf: „So iſt es,
Albern, thöricht Grillenfangen!
Ach, und dennoch füllet Eins mich
Doch mit namenloſem Bangen:
Furchtbar rächen wird Bertholdus,
Hat Vergeltung ihm geſchworen,
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[157/0171] An Dein traurig Liederſingen, O, wie lieb' ich Deine Weiſen, Deines Sanges traurig Minnen. Seit von Fulda wir geſchieden, Kann ich Heit'res nicht beginnen; Seit Bertholdus ich verrathen Jenes Ritters Stand und Namen, Tauſend quälende Gedanken Tag und Nacht zu Sinn mir kamen, Und die Ruhe hier, die Stille, Nichts will fröhlich mich zerſtreuen, Und doch will und darf ich niemals Den Verrath an ihm bereuen.“ Tiefe Stille herrſcht, es blicket Nella in die grünen Wogen, Und ſie murmelt: „Wie viel Herzen Hat wohl ſchon das Glück betrogen! Gudula, o ſage — rede, Ob ich recht nicht hab' gehandelt, Da ich ihn verrieth? Was hat nur Mein Gewiſſen ſo verwandelt?“ „Hättet Ihr's dem Abt verſchwiegen, Fräulein, wär' es ein Verbrechen, Was Ihr auf das Kreuz geſchworen, Konntet, durftet Ihr nicht brechen!“ Nella athmet auf: „So iſt es, Albern, thöricht Grillenfangen! Ach, und dennoch füllet Eins mich Doch mit namenloſem Bangen: Furchtbar rächen wird Bertholdus, Hat Vergeltung ihm geſchworen,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/171>, abgerufen am 31.10.2024.