fürnehmer minister, welche eben belobter Herr Lünig heraus gegeben, in Hofmanns- waldau, Pritii, Seckendorfs, Grossers, Neu- mann[s], und anderer reden, welche theils schon angeführet, theils noch fürkommen werden. conf.MorhofsPolyhist. orat.Stollens Hist. der gelahrb.I. IIII. &c.
§. 19. Ziehet man ihn auf das theatrum zum schauspielen, da hat er allerdings grössere freyheiten, und da der Oratorius niemahls das burlesqve leidet, so kan man hier in gewissen fällen, solches sehr wohl gebrauchen. Wie aber die gröste annehmlichkeit aller schauspiele darinn bestehet, daß alles recht wahrscheinlich fürgestellet werde, so ist auch die gröste tugend des stili theatralis, daß er mit dem caracter der personen, die da reden, gar genau überein stim- me, und doch auch nicht gar zu sehr über die re- geln des guten stili u. des wohlstandes schreite.
Siehe Stollens Hist. der gel.l. V. 29. sqq. 69. Es können auch hieher die romainen und fabeln auf gewisse maasse gezogen werden ibid. 67. III. V. 33. Man findet allhier nicht nur die, so regeln dazu gegeben, sondern auch exempel, an- geführet. Wenn auf einem theatro die perso- nen lange mit sich selbst reden, eine tiefe Moral zeigen wollen, zoten reissen, die bauren gelehrt und die printzen bäurisch sprechen, da haben die zuschauer mehr eckel, als vergnügen. Die hi- storie des Moliere, welcher seine magd consuli- rete, ist bekannt.
§. 20. Die abfassung der periodorum bey dem ausdruck, macht den unterschied unter den stilum luxuriantem oder diffusum den ro-
tun-
von denen unterſchiedenen arten
fuͤrnehmer miniſter, welche eben belobter Herr Luͤnig heraus gegeben, in Hofmanns- waldau, Pritii, Seckendorfs, Groſſers, Neu- mann[s], und anderer reden, welche theils ſchon angefuͤhret, theils noch fuͤrkommen werden. conf.MorhofsPolyhiſt. orat.Stollens Hiſt. der gelahrb.I. IIII. &c.
§. 19. Ziehet man ihn auf das theatrum zum ſchauſpielen, da hat er allerdings groͤſſere freyheiten, und da der Oratorius niemahls das burlesqve leidet, ſo kan man hier in gewiſſen faͤllen, ſolches ſehr wohl gebrauchen. Wie aber die groͤſte annehmlichkeit aller ſchauſpiele darinn beſtehet, daß alles recht wahrſcheinlich fuͤrgeſtellet werde, ſo iſt auch die groͤſte tugend des ſtili theatralis, daß er mit dem caracter der perſonen, die da reden, gar genau uͤberein ſtim- me, und doch auch nicht gar zu ſehr uͤber die re- geln des guten ſtili u. des wohlſtandes ſchreite.
Siehe Stollens Hiſt. der gel.l. V. 29. ſqq. 69. Es koͤnnen auch hieher die romainen und fabeln auf gewiſſe maaſſe gezogen werden ibid. 67. III. V. 33. Man findet allhier nicht nur die, ſo regeln dazu gegeben, ſondern auch exempel, an- gefuͤhret. Wenn auf einem theatro die perſo- nen lange mit ſich ſelbſt reden, eine tiefe Moral zeigen wollen, zoten reiſſen, die bauren gelehrt und die printzen baͤuriſch ſprechen, da haben die zuſchauer mehr eckel, als vergnuͤgen. Die hi- ſtorie des Moliere, welcher ſeine magd conſuli- rete, iſt bekannt.
§. 20. Die abfaſſung der periodorum bey dem ausdruck, macht den unterſchied unter den ſtilum luxuriantem oder diffuſum den ro-
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fuͤrnehmer miniſter, welche eben belobter
Herr Luͤnig heraus gegeben, in Hofmanns-
waldau, Pritii, Seckendorfs, Groſſers, Neu-
manns, und anderer reden, welche theils ſchon
angefuͤhret, theils noch fuͤrkommen werden.
conf. Morhofs Polyhiſt. orat. Stollens Hiſt.
der gelahrb. I. IIII. &c.
§. 19. Ziehet man ihn auf das theatrum
zum ſchauſpielen, da hat er allerdings groͤſſere
freyheiten, und da der Oratorius niemahls das
burlesqve leidet, ſo kan man hier in gewiſſen
faͤllen, ſolches ſehr wohl gebrauchen. Wie
aber die groͤſte annehmlichkeit aller ſchauſpiele
darinn beſtehet, daß alles recht wahrſcheinlich
fuͤrgeſtellet werde, ſo iſt auch die groͤſte tugend
des ſtili theatralis, daß er mit dem caracter der
perſonen, die da reden, gar genau uͤberein ſtim-
me, und doch auch nicht gar zu ſehr uͤber die re-
geln des guten ſtili u. des wohlſtandes ſchreite.
Siehe Stollens Hiſt. der gel. l. V. 29. ſqq. 69. Es
koͤnnen auch hieher die romainen und fabeln
auf gewiſſe maaſſe gezogen werden ibid. 67.
III. V. 33. Man findet allhier nicht nur die, ſo
regeln dazu gegeben, ſondern auch exempel, an-
gefuͤhret. Wenn auf einem theatro die perſo-
nen lange mit ſich ſelbſt reden, eine tiefe Moral
zeigen wollen, zoten reiſſen, die bauren gelehrt
und die printzen baͤuriſch ſprechen, da haben die
zuſchauer mehr eckel, als vergnuͤgen. Die hi-
ſtorie des Moliere, welcher ſeine magd conſuli-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/362>, abgerufen am 18.06.2024.
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