Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

keiner Loge erkundigten, und daß die BB., nach
denen sie fragten, größtentheils solche waren, von
denen ich grade über Maurerei das meiste gelernt
hatte, oder die ich nur als vernünftige Männer,
nicht aber als Brüder kannte. Dabei war ich alle
Augenblicke in einer besonderen Angst, denn sie
sprachen in dieser gemischten Gesellschaft, wo ich
an der Kleidung weder L. noch G. noch Meister
erkennen konnte, ganz laut und frei über Dinge
des 3. Gr. ja sogar der höheren, daß meine Angst
oft meine Antwort verwirrte. -- Das Gespräch
betraf übrigens blos maurerische Dinge, und ward
mit viel Lebhaftigkeit und Anstand geführt; nie-
mand rauchte Tabak oder trank Bier; auch nach
einem Billard, von dem sich sonst die BB. so
schwer zur Arbeit losreißen, sah ich mich vergeblich
um. Wir spielen hier nie, sagte mir einer auf
meine Nachfrage, und sehnen uns hier nicht dar-
nach; selbst zum freundschaftlichen Gespräch über
Gegenstände der Kunst, haben wir vor den bestimm-
ten Beschäftigungen nicht viel Zeit, und wir sprechen
hier gern miteinander, da wir außer dem Hause
über maurerische Gegenstände nicht zu sprechen
pflegen."

Ich äußerte mein Befremden, daß sie kein
größeres und schöneres Locale hätten, da doch ihre
Kasse, wie es schiene, nicht zu arm sey, ein eigenes
Haus und Garten zu kaufen, das alle Logen so
sehr liebten.

Die BB. schienen bei meinen Worten theils
zu lächeln, theils mich mit großen Augen anzuse-

keiner Loge erkundigten, und daß die BB., nach
denen ſie fragten, groͤßtentheils ſolche waren, von
denen ich grade uͤber Maurerei das meiſte gelernt
hatte, oder die ich nur als vernuͤnftige Maͤnner,
nicht aber als Bruͤder kannte. Dabei war ich alle
Augenblicke in einer beſonderen Angſt, denn ſie
ſprachen in dieſer gemiſchten Geſellſchaft, wo ich
an der Kleidung weder L. noch G. noch Meiſter
erkennen konnte, ganz laut und frei uͤber Dinge
des 3. Gr. ja ſogar der hoͤheren, daß meine Angſt
oft meine Antwort verwirrte. — Das Geſpraͤch
betraf uͤbrigens blos maureriſche Dinge, und ward
mit viel Lebhaftigkeit und Anſtand gefuͤhrt; nie-
mand rauchte Tabak oder trank Bier; auch nach
einem Billard, von dem ſich ſonſt die BB. ſo
ſchwer zur Arbeit losreißen, ſah ich mich vergeblich
um. Wir ſpielen hier nie, ſagte mir einer auf
meine Nachfrage, und ſehnen uns hier nicht dar-
nach; ſelbſt zum freundſchaftlichen Geſpraͤch uͤber
Gegenſtaͤnde der Kunſt, haben wir vor den beſtimm-
ten Beſchaͤftigungen nicht viel Zeit, und wir ſprechen
hier gern miteinander, da wir außer dem Hauſe
uͤber maureriſche Gegenſtaͤnde nicht zu ſprechen
pflegen.“

Ich aͤußerte mein Befremden, daß ſie kein
groͤßeres und ſchoͤneres Locale haͤtten, da doch ihre
Kaſſe, wie es ſchiene, nicht zu arm ſey, ein eigenes
Haus und Garten zu kaufen, das alle Logen ſo
ſehr liebten.

Die BB. ſchienen bei meinen Worten theils
zu laͤcheln, theils mich mit großen Augen anzuſe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0245" n="223"/>
keiner Loge erkundigten, und daß die BB., nach<lb/>
denen &#x017F;ie fragten, gro&#x0364;ßtentheils &#x017F;olche waren, von<lb/>
denen ich grade u&#x0364;ber Maurerei das mei&#x017F;te gelernt<lb/>
hatte, oder die ich nur als vernu&#x0364;nftige Ma&#x0364;nner,<lb/>
nicht aber als Bru&#x0364;der kannte. Dabei war ich alle<lb/>
Augenblicke in einer be&#x017F;onderen Ang&#x017F;t, denn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;prachen in die&#x017F;er gemi&#x017F;chten Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, wo ich<lb/>
an der Kleidung weder L. noch G. noch Mei&#x017F;ter<lb/>
erkennen konnte, ganz laut und frei u&#x0364;ber Dinge<lb/>
des 3. Gr. ja &#x017F;ogar der ho&#x0364;heren, daß meine Ang&#x017F;t<lb/>
oft meine Antwort verwirrte. &#x2014; Das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch<lb/>
betraf u&#x0364;brigens blos maureri&#x017F;che Dinge, und ward<lb/>
mit viel Lebhaftigkeit und An&#x017F;tand gefu&#x0364;hrt; nie-<lb/>
mand rauchte Tabak oder trank Bier; auch nach<lb/>
einem Billard, von dem &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t die BB. &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer zur Arbeit losreißen, &#x017F;ah ich mich vergeblich<lb/>
um. Wir &#x017F;pielen hier nie, &#x017F;agte mir einer auf<lb/>
meine Nachfrage, und &#x017F;ehnen uns hier nicht dar-<lb/>
nach; &#x017F;elb&#x017F;t zum freund&#x017F;chaftlichen Ge&#x017F;pra&#x0364;ch u&#x0364;ber<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Kun&#x017F;t, haben wir vor den be&#x017F;timm-<lb/>
ten Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen nicht viel Zeit, und wir &#x017F;prechen<lb/>
hier gern miteinander, da wir außer dem Hau&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;ber maureri&#x017F;che Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde nicht zu &#x017F;prechen<lb/>
pflegen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ich a&#x0364;ußerte mein Befremden, daß &#x017F;ie kein<lb/>
gro&#x0364;ßeres und &#x017F;cho&#x0364;neres Locale ha&#x0364;tten, da doch ihre<lb/>
Ka&#x017F;&#x017F;e, wie es &#x017F;chiene, nicht zu arm &#x017F;ey, ein eigenes<lb/>
Haus und Garten zu kaufen, das alle Logen &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr liebten.</p><lb/>
        <p>Die BB. &#x017F;chienen bei meinen Worten theils<lb/>
zu la&#x0364;cheln, theils mich mit großen Augen anzu&#x017F;e-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0245] keiner Loge erkundigten, und daß die BB., nach denen ſie fragten, groͤßtentheils ſolche waren, von denen ich grade uͤber Maurerei das meiſte gelernt hatte, oder die ich nur als vernuͤnftige Maͤnner, nicht aber als Bruͤder kannte. Dabei war ich alle Augenblicke in einer beſonderen Angſt, denn ſie ſprachen in dieſer gemiſchten Geſellſchaft, wo ich an der Kleidung weder L. noch G. noch Meiſter erkennen konnte, ganz laut und frei uͤber Dinge des 3. Gr. ja ſogar der hoͤheren, daß meine Angſt oft meine Antwort verwirrte. — Das Geſpraͤch betraf uͤbrigens blos maureriſche Dinge, und ward mit viel Lebhaftigkeit und Anſtand gefuͤhrt; nie- mand rauchte Tabak oder trank Bier; auch nach einem Billard, von dem ſich ſonſt die BB. ſo ſchwer zur Arbeit losreißen, ſah ich mich vergeblich um. Wir ſpielen hier nie, ſagte mir einer auf meine Nachfrage, und ſehnen uns hier nicht dar- nach; ſelbſt zum freundſchaftlichen Geſpraͤch uͤber Gegenſtaͤnde der Kunſt, haben wir vor den beſtimm- ten Beſchaͤftigungen nicht viel Zeit, und wir ſprechen hier gern miteinander, da wir außer dem Hauſe uͤber maureriſche Gegenſtaͤnde nicht zu ſprechen pflegen.“ Ich aͤußerte mein Befremden, daß ſie kein groͤßeres und ſchoͤneres Locale haͤtten, da doch ihre Kaſſe, wie es ſchiene, nicht zu arm ſey, ein eigenes Haus und Garten zu kaufen, das alle Logen ſo ſehr liebten. Die BB. ſchienen bei meinen Worten theils zu laͤcheln, theils mich mit großen Augen anzuſe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/245
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/245>, abgerufen am 30.04.2024.