Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] sondern bleibet das gantze Jahr hier und
nehret sich meist von Hasen, auch von Lu-
der, welche erstere er an denen Bergen
und Höhlen wohl zu suchen weiß, und ist
von vielen alten Jägern observiret wor-
den, daß er in seine Fänge Steine fasse,
selbige über denen Dorn-Büschen fallen
lasse und damit die Hasen sprenge. Er
wirfft alle Morgen sein Gewälle wie an-
dere Raub-Vögel von sich, säuffet kein
Wasser, sondern eitel Blut von frisch ge-
fangenem Wildpräth, doch badet er sich
gerne im Wasser. So er auf den Raub
ausziehet, weltzet er sich vorhero im
Staube herumb, damit er das junge
Wild ergreiffen, mit denen Flügeln ver-
blenden und desto leichter bezwingen kön-
ne. Jhre Bruth währet dreyßig Tage,
und so bald die Jungen flücke, müssen
sie die Nahrung selbst suchen. Ein Ad-
ler hat das schärffste Gesicht und kan in
[Spaltenumbruch] die Sonne ungeblendet schauen. Es giebt
dererselben unterschiedliche Arten, wegen
der Nahrung nach denen Ländern, an
Farben so wohl schwärtzlichte, als bräun-
lichte, grosse und kleine, deren einige derer
Edelsten sich nur allein nebst ihren Jun-
gen vom frischen und gefangenen Wild-
präth und lebendigen Thieren nehren.
Die andern aber mehr, denen Geyern
gleich, sich mit dem Aas oder Luder her-
umb schleppen. Der Adler hat gelbe Fän-
ge und einen schwartzbraunen Schna-
bel, ist darbey von einem schnellen Flug;
Hat einen scharffen Wind und vermer-
cket seine Nahrung unglaublich weit von
ferne. Er soll ein ziemlich Alter erlan-
gen. Der Adler hat die Ehre, daß er in
Käyserlichen, Königlichen, Chur- und
Fürstlichen Wappen, mit besondern
Ruhm geführet wird. Hiesiger Lande
ist es nur der grosse bekante Gänse-Ahr.

Von dem Schuhu.
[Spaltenumbruch]

Ob zwar dieser entsetzliche Vogel an
Grösse dem Stein-Adeler nicht viel nach-
giebet, so ist er doch eine Eulen-Art, in-
dem er derselben nicht allein mit dem schley-
erigten Gesichte, der Farbe und denen
mit Federn bekleideten Fängen, sondern
auch mit der leichten und hagern Gestalt
des Leibes und groß schwingigten Fittig-
ten, sehr übereinkommt, suchet auch sei-
nen Raub nicht, wie andere Raub-Vö-
gel, des Tages, sondern bey der Nacht.
Er horstet gerne an felßigten und klip-
pigten Oertern, woselbst er in die Klüff-
[Spaltenumbruch] te, damit er vor denen Wettern gesichert
sey, seine Eyer auff blossen Boden leget
und über zwey nicht ausbringet. Sei-
ne Nahrung suchet er, wie die Stein-
Adeler, meist an Hasen, und ist zu be-
wundern, daß ohngeachtet dieser Vogel
so ohnmächtig am Leibe aussiehet, er
dennoch einen gantzen Hasen in seinen
Fängen heben, und in der Lufft zu sei-
nem Horst fort tragen kan. Er ziehet
nicht weg, sondern bleibet Winters Zeit
hier und raubet was nächtlich anzutref-
fen ist.

Von dem Habicht.
[Spaltenumbruch]

Wiewohl sich diese Art Winters und
Sommers hier zu Lande nehren kan;
So findet man doch, daß solche in der
Zug-Zeit mit fortgehen, im Frühjahre
aber zeitig wieder hier seyn und ihre vo-
rige Horst, welche sie meist auff hohen
Bäumen in Wäldern, wo es am still-
sten ist, zu haben pflegen, wiederumb su-
chen: Jhre Jungen, welche sie nach 14.
tägiger Zeit ausbrüten und zwar zu
gleich, sind zwey, drey, auch wohl vier:
Sie streichen im Monat Junio meist
von den Horst ab, und werden dann in
Habicht-Körben, Riemen und Satteln,
das ist auf einer Taube, welcher man
Haarschlingen mit einem Leder auf den
Rücken macht, gefangen: Hierbey ist zu
[Spaltenumbruch] mercken, daß die abgestriechene, welche
schon geraubet haben, zum abtragen
besser und würgerischer seyn, denn die
Nestlinge, oder die man von der Horst
ausnimmt; weiln diese nicht so rasch, als
jene sind. Mit diesem Vogel nun pfle-
get man Feld-Hühner, Wachteln, auch,
wenn es ein starcker Vogel ist, wohl Ha-
sen und Reyher zu peitzen; Doch sind sie
denen Feld-Hühnern und zahmen Tau-
ben, zumahl Winters-Zeit sehr schäd-
lich. Wie das Clima, oder unterschied-
licher Länder Lufft und Nahrung, also
giebt es auch Habichte unterschiedlicher
Farben und Grösse. Der Nutzen, so man
von ihme hat, bestehet, wann er nach
Falconier weise bezähmet und abgetra-

gen
U

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] ſondern bleibet das gantze Jahr hier und
nehret ſich meiſt von Haſen, auch von Lu-
der, welche erſtere er an denen Bergen
und Hoͤhlen wohl zu ſuchen weiß, und iſt
von vielen alten Jaͤgern obſerviret wor-
den, daß er in ſeine Faͤnge Steine faſſe,
ſelbige uͤber denen Dorn-Buͤſchen fallen
laſſe und damit die Haſen ſprenge. Er
wirfft alle Morgen ſein Gewaͤlle wie an-
dere Raub-Voͤgel von ſich, ſaͤuffet kein
Waſſer, ſondern eitel Blut von friſch ge-
fangenem Wildpraͤth, doch badet er ſich
gerne im Waſſer. So er auf den Raub
ausziehet, weltzet er ſich vorhero im
Staube herumb, damit er das junge
Wild ergreiffen, mit denen Fluͤgeln ver-
blenden und deſto leichter bezwingen koͤn-
ne. Jhre Bruth waͤhret dreyßig Tage,
und ſo bald die Jungen fluͤcke, muͤſſen
ſie die Nahrung ſelbſt ſuchen. Ein Ad-
ler hat das ſchaͤrffſte Geſicht und kan in
[Spaltenumbruch] die Sonne ungeblendet ſchauen. Es giebt
dererſelben unterſchiedliche Arten, wegen
der Nahrung nach denen Laͤndern, an
Farben ſo wohl ſchwaͤrtzlichte, als braͤun-
lichte, groſſe und kleine, deren einige derer
Edelſten ſich nur allein nebſt ihren Jun-
gen vom friſchen und gefangenen Wild-
praͤth und lebendigen Thieren nehren.
Die andern aber mehr, denen Geyern
gleich, ſich mit dem Aas oder Luder her-
umb ſchleppen. Der Adler hat gelbe Faͤn-
ge und einen ſchwartzbraunen Schna-
bel, iſt darbey von einem ſchnellen Flug;
Hat einen ſcharffen Wind und vermer-
cket ſeine Nahrung unglaublich weit von
ferne. Er ſoll ein ziemlich Alter erlan-
gen. Der Adler hat die Ehre, daß er in
Kaͤyſerlichen, Koͤniglichen, Chur- und
Fuͤrſtlichen Wappen, mit beſondern
Ruhm gefuͤhret wird. Hieſiger Lande
iſt es nur der groſſe bekante Gaͤnſe-Ahr.

Von dem Schuhu.
[Spaltenumbruch]

Ob zwar dieſer entſetzliche Vogel an
Groͤſſe dem Stein-Adeler nicht viel nach-
giebet, ſo iſt er doch eine Eulen-Art, in-
dem er derſelbẽ nicht allein mit dem ſchley-
erigten Geſichte, der Farbe und denen
mit Federn bekleideten Faͤngen, ſondern
auch mit der leichten und hagern Geſtalt
des Leibes und groß ſchwingigten Fittig-
ten, ſehr uͤbereinkommt, ſuchet auch ſei-
nen Raub nicht, wie andere Raub-Voͤ-
gel, des Tages, ſondern bey der Nacht.
Er horſtet gerne an felßigten und klip-
pigten Oertern, woſelbſt er in die Kluͤff-
[Spaltenumbruch] te, damit er vor denen Wettern geſichert
ſey, ſeine Eyer auff bloſſen Boden leget
und uͤber zwey nicht ausbringet. Sei-
ne Nahrung ſuchet er, wie die Stein-
Adeler, meiſt an Haſen, und iſt zu be-
wundern, daß ohngeachtet dieſer Vogel
ſo ohnmaͤchtig am Leibe ausſiehet, er
dennoch einen gantzen Haſen in ſeinen
Faͤngen heben, und in der Lufft zu ſei-
nem Horſt fort tragen kan. Er ziehet
nicht weg, ſondern bleibet Winters Zeit
hier und raubet was naͤchtlich anzutref-
fen iſt.

Von dem Habicht.
[Spaltenumbruch]

Wiewohl ſich dieſe Art Winters und
Sommers hier zu Lande nehren kan;
So findet man doch, daß ſolche in der
Zug-Zeit mit fortgehen, im Fruͤhjahre
aber zeitig wieder hier ſeyn und ihre vo-
rige Horſt, welche ſie meiſt auff hohen
Baͤumen in Waͤldern, wo es am ſtill-
ſten iſt, zu haben pflegen, wiederumb ſu-
chen: Jhre Jungen, welche ſie nach 14.
taͤgiger Zeit ausbruͤten und zwar zu
gleich, ſind zwey, drey, auch wohl vier:
Sie ſtreichen im Monat Junio meiſt
von den Horſt ab, und werden dann in
Habicht-Koͤrben, Riemen und Satteln,
das iſt auf einer Taube, welcher man
Haarſchlingen mit einem Leder auf den
Ruͤcken macht, gefangen: Hierbey iſt zu
[Spaltenumbruch] mercken, daß die abgeſtriechene, welche
ſchon geraubet haben, zum abtragen
beſſer und wuͤrgeriſcher ſeyn, denn die
Neſtlinge, oder die man von der Horſt
ausnimmt; weiln dieſe nicht ſo raſch, als
jene ſind. Mit dieſem Vogel nun pfle-
get man Feld-Huͤhner, Wachteln, auch,
wenn es ein ſtarcker Vogel iſt, wohl Ha-
ſen und Reyher zu peitzen; Doch ſind ſie
denen Feld-Huͤhnern und zahmen Tau-
ben, zumahl Winters-Zeit ſehr ſchaͤd-
lich. Wie das Clima, oder unterſchied-
licher Laͤnder Lufft und Nahrung, alſo
giebt es auch Habichte unterſchiedlicher
Farben und Groͤſſe. Der Nutzen, ſo man
von ihme hat, beſtehet, wann er nach
Falconier weiſe bezaͤhmet und abgetra-

gen
U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0269" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen wilden Thieren.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;ondern bleibet das gantze Jahr hier und<lb/>
nehret &#x017F;ich mei&#x017F;t von Ha&#x017F;en, auch von Lu-<lb/>
der, welche er&#x017F;tere er an denen Bergen<lb/>
und Ho&#x0364;hlen wohl zu &#x017F;uchen weiß, und i&#x017F;t<lb/>
von vielen alten Ja&#x0364;gern <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>et wor-<lb/>
den, daß er in &#x017F;eine Fa&#x0364;nge Steine fa&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;elbige u&#x0364;ber denen Dorn-Bu&#x0364;&#x017F;chen fallen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e und damit die Ha&#x017F;en &#x017F;prenge. Er<lb/>
wirfft alle Morgen &#x017F;ein Gewa&#x0364;lle wie an-<lb/>
dere Raub-Vo&#x0364;gel von &#x017F;ich, &#x017F;a&#x0364;uffet kein<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ondern eitel Blut von fri&#x017F;ch ge-<lb/>
fangenem Wildpra&#x0364;th, doch badet er &#x017F;ich<lb/>
gerne im Wa&#x017F;&#x017F;er. So er auf den Raub<lb/>
ausziehet, weltzet er &#x017F;ich vorhero im<lb/>
Staube herumb, damit er das junge<lb/>
Wild ergreiffen, mit denen Flu&#x0364;geln ver-<lb/>
blenden und de&#x017F;to leichter bezwingen ko&#x0364;n-<lb/>
ne. Jhre Bruth wa&#x0364;hret dreyßig Tage,<lb/>
und &#x017F;o bald die Jungen flu&#x0364;cke, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ie die Nahrung &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;uchen. Ein Ad-<lb/>
ler hat das &#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;te Ge&#x017F;icht und kan in<lb/><cb/>
die Sonne ungeblendet &#x017F;chauen. Es giebt<lb/>
derer&#x017F;elben unter&#x017F;chiedliche Arten, wegen<lb/>
der Nahrung nach denen La&#x0364;ndern, an<lb/>
Farben &#x017F;o wohl &#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte, als bra&#x0364;un-<lb/>
lichte, gro&#x017F;&#x017F;e und kleine, deren einige derer<lb/>
Edel&#x017F;ten &#x017F;ich nur allein neb&#x017F;t ihren Jun-<lb/>
gen vom fri&#x017F;chen und gefangenen Wild-<lb/>
pra&#x0364;th und lebendigen Thieren nehren.<lb/>
Die andern aber mehr, denen Geyern<lb/>
gleich, &#x017F;ich mit dem Aas oder Luder her-<lb/>
umb &#x017F;chleppen. Der Adler hat gelbe Fa&#x0364;n-<lb/>
ge und einen &#x017F;chwartzbraunen Schna-<lb/>
bel, i&#x017F;t darbey von einem &#x017F;chnellen Flug;<lb/>
Hat einen &#x017F;charffen Wind und vermer-<lb/>
cket &#x017F;eine Nahrung unglaublich weit von<lb/>
ferne. Er &#x017F;oll ein ziemlich Alter erlan-<lb/>
gen. Der Adler hat die Ehre, daß er in<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen, Ko&#x0364;niglichen, Chur- und<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Wappen, mit be&#x017F;ondern<lb/>
Ruhm gefu&#x0364;hret wird. Hie&#x017F;iger Lande<lb/>
i&#x017F;t es nur der gro&#x017F;&#x017F;e bekante Ga&#x0364;n&#x017F;e-Ahr.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von dem Schuhu.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Ob zwar die&#x017F;er ent&#x017F;etzliche Vogel an<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dem Stein-Adeler nicht viel nach-<lb/>
giebet, &#x017F;o i&#x017F;t er doch eine Eulen-Art, in-<lb/>
dem er der&#x017F;elbe&#x0303; nicht allein mit dem &#x017F;chley-<lb/>
erigten Ge&#x017F;ichte, der Farbe und denen<lb/>
mit Federn bekleideten Fa&#x0364;ngen, &#x017F;ondern<lb/>
auch mit der leichten und hagern Ge&#x017F;talt<lb/>
des Leibes und groß &#x017F;chwingigten Fittig-<lb/>
ten, &#x017F;ehr u&#x0364;bereinkommt, &#x017F;uchet auch &#x017F;ei-<lb/>
nen Raub nicht, wie andere Raub-Vo&#x0364;-<lb/>
gel, des Tages, &#x017F;ondern bey der Nacht.<lb/>
Er hor&#x017F;tet gerne an felßigten und klip-<lb/>
pigten Oertern, wo&#x017F;elb&#x017F;t er in die Klu&#x0364;ff-<lb/><cb/>
te, damit er vor denen Wettern ge&#x017F;ichert<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;eine Eyer auff blo&#x017F;&#x017F;en Boden leget<lb/>
und u&#x0364;ber zwey nicht ausbringet. Sei-<lb/>
ne Nahrung &#x017F;uchet er, wie die Stein-<lb/>
Adeler, mei&#x017F;t an Ha&#x017F;en, und i&#x017F;t zu be-<lb/>
wundern, daß ohngeachtet die&#x017F;er Vogel<lb/>
&#x017F;o ohnma&#x0364;chtig am Leibe aus&#x017F;iehet, er<lb/>
dennoch einen gantzen Ha&#x017F;en in &#x017F;einen<lb/>
Fa&#x0364;ngen heben, und in der Lufft zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Hor&#x017F;t fort tragen kan. Er ziehet<lb/>
nicht weg, &#x017F;ondern bleibet Winters Zeit<lb/>
hier und raubet was na&#x0364;chtlich anzutref-<lb/>
fen i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von dem Habicht.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Wiewohl &#x017F;ich die&#x017F;e Art Winters und<lb/>
Sommers hier zu Lande nehren kan;<lb/>
So findet man doch, daß &#x017F;olche in der<lb/>
Zug-Zeit mit fortgehen, im Fru&#x0364;hjahre<lb/>
aber zeitig wieder hier &#x017F;eyn und ihre vo-<lb/>
rige Hor&#x017F;t, welche &#x017F;ie mei&#x017F;t auff hohen<lb/>
Ba&#x0364;umen in Wa&#x0364;ldern, wo es am &#x017F;till-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t, zu haben pflegen, wiederumb &#x017F;u-<lb/>
chen: Jhre Jungen, welche &#x017F;ie nach 14.<lb/>
ta&#x0364;giger Zeit ausbru&#x0364;ten und zwar zu<lb/>
gleich, &#x017F;ind zwey, drey, auch wohl vier:<lb/>
Sie &#x017F;treichen im Monat <hi rendition="#aq">Junio</hi> mei&#x017F;t<lb/>
von den Hor&#x017F;t ab, und werden dann in<lb/>
Habicht-Ko&#x0364;rben, Riemen und Satteln,<lb/>
das i&#x017F;t auf einer Taube, welcher man<lb/>
Haar&#x017F;chlingen mit einem Leder auf den<lb/>
Ru&#x0364;cken macht, gefangen: Hierbey i&#x017F;t zu<lb/><cb/>
mercken, daß die abge&#x017F;triechene, welche<lb/>
&#x017F;chon geraubet haben, zum abtragen<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er und wu&#x0364;rgeri&#x017F;cher &#x017F;eyn, denn die<lb/>
Ne&#x017F;tlinge, oder die man von der Hor&#x017F;t<lb/>
ausnimmt; weiln die&#x017F;e nicht &#x017F;o ra&#x017F;ch, als<lb/>
jene &#x017F;ind. Mit die&#x017F;em Vogel nun pfle-<lb/>
get man Feld-Hu&#x0364;hner, Wachteln, auch,<lb/>
wenn es ein &#x017F;tarcker Vogel i&#x017F;t, wohl Ha-<lb/>
&#x017F;en und Reyher zu peitzen; Doch &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
denen Feld-Hu&#x0364;hnern und zahmen Tau-<lb/>
ben, zumahl Winters-Zeit &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich. Wie das <hi rendition="#aq">Clima,</hi> oder unter&#x017F;chied-<lb/>
licher La&#x0364;nder Lufft und Nahrung, al&#x017F;o<lb/>
giebt es auch Habichte unter&#x017F;chiedlicher<lb/>
Farben und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Der Nutzen, &#x017F;o man<lb/>
von ihme hat, be&#x017F;tehet, wann er nach<lb/><hi rendition="#aq">Falconier</hi> wei&#x017F;e beza&#x0364;hmet und abgetra-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0269] Von denen wilden Thieren. ſondern bleibet das gantze Jahr hier und nehret ſich meiſt von Haſen, auch von Lu- der, welche erſtere er an denen Bergen und Hoͤhlen wohl zu ſuchen weiß, und iſt von vielen alten Jaͤgern obſerviret wor- den, daß er in ſeine Faͤnge Steine faſſe, ſelbige uͤber denen Dorn-Buͤſchen fallen laſſe und damit die Haſen ſprenge. Er wirfft alle Morgen ſein Gewaͤlle wie an- dere Raub-Voͤgel von ſich, ſaͤuffet kein Waſſer, ſondern eitel Blut von friſch ge- fangenem Wildpraͤth, doch badet er ſich gerne im Waſſer. So er auf den Raub ausziehet, weltzet er ſich vorhero im Staube herumb, damit er das junge Wild ergreiffen, mit denen Fluͤgeln ver- blenden und deſto leichter bezwingen koͤn- ne. Jhre Bruth waͤhret dreyßig Tage, und ſo bald die Jungen fluͤcke, muͤſſen ſie die Nahrung ſelbſt ſuchen. Ein Ad- ler hat das ſchaͤrffſte Geſicht und kan in die Sonne ungeblendet ſchauen. Es giebt dererſelben unterſchiedliche Arten, wegen der Nahrung nach denen Laͤndern, an Farben ſo wohl ſchwaͤrtzlichte, als braͤun- lichte, groſſe und kleine, deren einige derer Edelſten ſich nur allein nebſt ihren Jun- gen vom friſchen und gefangenen Wild- praͤth und lebendigen Thieren nehren. Die andern aber mehr, denen Geyern gleich, ſich mit dem Aas oder Luder her- umb ſchleppen. Der Adler hat gelbe Faͤn- ge und einen ſchwartzbraunen Schna- bel, iſt darbey von einem ſchnellen Flug; Hat einen ſcharffen Wind und vermer- cket ſeine Nahrung unglaublich weit von ferne. Er ſoll ein ziemlich Alter erlan- gen. Der Adler hat die Ehre, daß er in Kaͤyſerlichen, Koͤniglichen, Chur- und Fuͤrſtlichen Wappen, mit beſondern Ruhm gefuͤhret wird. Hieſiger Lande iſt es nur der groſſe bekante Gaͤnſe-Ahr. Von dem Schuhu. Ob zwar dieſer entſetzliche Vogel an Groͤſſe dem Stein-Adeler nicht viel nach- giebet, ſo iſt er doch eine Eulen-Art, in- dem er derſelbẽ nicht allein mit dem ſchley- erigten Geſichte, der Farbe und denen mit Federn bekleideten Faͤngen, ſondern auch mit der leichten und hagern Geſtalt des Leibes und groß ſchwingigten Fittig- ten, ſehr uͤbereinkommt, ſuchet auch ſei- nen Raub nicht, wie andere Raub-Voͤ- gel, des Tages, ſondern bey der Nacht. Er horſtet gerne an felßigten und klip- pigten Oertern, woſelbſt er in die Kluͤff- te, damit er vor denen Wettern geſichert ſey, ſeine Eyer auff bloſſen Boden leget und uͤber zwey nicht ausbringet. Sei- ne Nahrung ſuchet er, wie die Stein- Adeler, meiſt an Haſen, und iſt zu be- wundern, daß ohngeachtet dieſer Vogel ſo ohnmaͤchtig am Leibe ausſiehet, er dennoch einen gantzen Haſen in ſeinen Faͤngen heben, und in der Lufft zu ſei- nem Horſt fort tragen kan. Er ziehet nicht weg, ſondern bleibet Winters Zeit hier und raubet was naͤchtlich anzutref- fen iſt. Von dem Habicht. Wiewohl ſich dieſe Art Winters und Sommers hier zu Lande nehren kan; So findet man doch, daß ſolche in der Zug-Zeit mit fortgehen, im Fruͤhjahre aber zeitig wieder hier ſeyn und ihre vo- rige Horſt, welche ſie meiſt auff hohen Baͤumen in Waͤldern, wo es am ſtill- ſten iſt, zu haben pflegen, wiederumb ſu- chen: Jhre Jungen, welche ſie nach 14. taͤgiger Zeit ausbruͤten und zwar zu gleich, ſind zwey, drey, auch wohl vier: Sie ſtreichen im Monat Junio meiſt von den Horſt ab, und werden dann in Habicht-Koͤrben, Riemen und Satteln, das iſt auf einer Taube, welcher man Haarſchlingen mit einem Leder auf den Ruͤcken macht, gefangen: Hierbey iſt zu mercken, daß die abgeſtriechene, welche ſchon geraubet haben, zum abtragen beſſer und wuͤrgeriſcher ſeyn, denn die Neſtlinge, oder die man von der Horſt ausnimmt; weiln dieſe nicht ſo raſch, als jene ſind. Mit dieſem Vogel nun pfle- get man Feld-Huͤhner, Wachteln, auch, wenn es ein ſtarcker Vogel iſt, wohl Ha- ſen und Reyher zu peitzen; Doch ſind ſie denen Feld-Huͤhnern und zahmen Tau- ben, zumahl Winters-Zeit ſehr ſchaͤd- lich. Wie das Clima, oder unterſchied- licher Laͤnder Lufft und Nahrung, alſo giebt es auch Habichte unterſchiedlicher Farben und Groͤſſe. Der Nutzen, ſo man von ihme hat, beſtehet, wann er nach Falconier weiſe bezaͤhmet und abgetra- gen U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/269
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/269>, abgerufen am 30.04.2024.