Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Und durch die Gassen, trüben Sinn's, Alsbald der Ritter schlich; In Bawdin's Kerker trat er ein, Und weinte bitterlich. Der sah des Alten Herzeleid; Er trat an ihn heran: "Zu sterben, Freund, ist Menschenloos, Was thut es "wie" und "wann"! "Mir war das Schicksal dieses Tags Von Anbeginn bestimmt; Demüthig trägt ein Christenherz Was Gott ihm schickt und nimmt. "Mir ist der Tod Erlösung nur
Von Allem, was ich litt; -- Was hast Du, daß in's Auge Dir Die Mannesthräne tritt?!" Und durch die Gaſſen, trüben Sinn’s, Alsbald der Ritter ſchlich; In Bawdin’s Kerker trat er ein, Und weinte bitterlich. Der ſah des Alten Herzeleid; Er trat an ihn heran: „Zu ſterben, Freund, iſt Menſchenloos, Was thut es „wie“ und „wann“! „Mir war das Schickſal dieſes Tags Von Anbeginn beſtimmt; Demüthig trägt ein Chriſtenherz Was Gott ihm ſchickt und nimmt. „Mir iſt der Tod Erlöſung nur
Von Allem, was ich litt; — Was haſt Du, daß in’s Auge Dir Die Mannesthräne tritt?!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0088" n="74"/> </l> <lg n="15"> <l>Und durch die Gaſſen, trüben Sinn’s,</l><lb/> <l>Alsbald der Ritter ſchlich;</l><lb/> <l>In Bawdin’s Kerker trat er ein,</l><lb/> <l>Und weinte bitterlich.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l><hi rendition="#g">Der</hi> ſah des Alten Herzeleid;</l><lb/> <l>Er trat an ihn heran:</l><lb/> <l>„Zu ſterben, Freund, iſt Menſchenloos,</l><lb/> <l>Was thut es „wie“ und „wann“!</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>„Mir war das Schickſal dieſes Tags</l><lb/> <l>Von Anbeginn beſtimmt;</l><lb/> <l>Demüthig trägt ein Chriſtenherz</l><lb/> <l>Was Gott ihm ſchickt und nimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>„Mir iſt der Tod Erlöſung nur</l><lb/> <l>Von Allem, was ich litt; —</l><lb/> <l>Was haſt Du, daß in’s Auge Dir</l><lb/> <l>Die Mannesthräne tritt?!“</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
Und durch die Gaſſen, trüben Sinn’s,
Alsbald der Ritter ſchlich;
In Bawdin’s Kerker trat er ein,
Und weinte bitterlich.
Der ſah des Alten Herzeleid;
Er trat an ihn heran:
„Zu ſterben, Freund, iſt Menſchenloos,
Was thut es „wie“ und „wann“!
„Mir war das Schickſal dieſes Tags
Von Anbeginn beſtimmt;
Demüthig trägt ein Chriſtenherz
Was Gott ihm ſchickt und nimmt.
„Mir iſt der Tod Erlöſung nur
Von Allem, was ich litt; —
Was haſt Du, daß in’s Auge Dir
Die Mannesthräne tritt?!“
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/88>, abgerufen am 10.06.2024. |