Gott, daß Er keiner zu sein braucht; - Er war ja wohl mal Kaufmann; fang Er doch wieder so was an, dann will ich ihm meine Tochter geben." Etwas von der Richtigkeit dieser Worte dämmerte wohl auch in dem glücklich Unglücklichen, an den sie sich richteten und die Liebe zu der seraphinischen Philippine, die klug genug war, sich sehr reserviert zu halten, that das Uebrige. Der Liebhaber ging auf alles ein, was der Alte gefordert hatte, der Schauspielerei wurde Valet gesagt, an die Verlobung schloß sich bald die Hochzeit und 1828 zog das neuvermählte Paar in seine mittlerweile gemietete Berliner Wohnung ein. Diese Wohnung befand sich Burgstraße 18 in einem reizenden, neben der Kriegsakademie gelegenen kleinen Hause; zwei Treppen hoch waren die Wohnräume, Parterre das Geschäfts-Lokal. Onkel August war nämlich wirklich wieder Kaufmann geworden und zwar in Ausführung eines an und für sich sehr glücklichen Gedankens. Sich seiner Malerzeit errinnernd und dabei klug in Rechnung stellend, daß die beim alten Wach verlebten Jahre ihn in Berührung mit der ganzen Berliner Künstlerwelt gebracht hatten, hatte er ein großes Maler-Utensiliengeschäft etabliert, wie Berlin damals nur ein einziges besaß - das Heylsche - und seiner gewinnenden Persönlichkeit gelang es
Gott, daß Er keiner zu sein braucht; – Er war ja wohl mal Kaufmann; fang Er doch wieder so was an, dann will ich ihm meine Tochter geben.“ Etwas von der Richtigkeit dieser Worte dämmerte wohl auch in dem glücklich Unglücklichen, an den sie sich richteten und die Liebe zu der seraphinischen Philippine, die klug genug war, sich sehr reserviert zu halten, that das Uebrige. Der Liebhaber ging auf alles ein, was der Alte gefordert hatte, der Schauspielerei wurde Valet gesagt, an die Verlobung schloß sich bald die Hochzeit und 1828 zog das neuvermählte Paar in seine mittlerweile gemietete Berliner Wohnung ein. Diese Wohnung befand sich Burgstraße 18 in einem reizenden, neben der Kriegsakademie gelegenen kleinen Hause; zwei Treppen hoch waren die Wohnräume, Parterre das Geschäfts-Lokal. Onkel August war nämlich wirklich wieder Kaufmann geworden und zwar in Ausführung eines an und für sich sehr glücklichen Gedankens. Sich seiner Malerzeit errinnernd und dabei klug in Rechnung stellend, daß die beim alten Wach verlebten Jahre ihn in Berührung mit der ganzen Berliner Künstlerwelt gebracht hatten, hatte er ein großes Maler-Utensiliengeschäft etabliert, wie Berlin damals nur ein einziges besaß – das Heylsche – und seiner gewinnenden Persönlichkeit gelang es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0185"n="176"/>
Gott, daß Er keiner zu sein braucht; – Er war ja wohl mal Kaufmann; fang Er doch wieder so was an, dann will ich ihm meine Tochter geben.“ Etwas von der Richtigkeit dieser Worte dämmerte wohl auch in dem glücklich Unglücklichen, an den sie sich richteten und die Liebe zu der seraphinischen Philippine, die klug genug war, sich sehr reserviert zu halten, that das Uebrige. Der Liebhaber ging auf alles ein, was der Alte gefordert hatte, der Schauspielerei wurde Valet gesagt, an die Verlobung schloß sich bald die Hochzeit und 1828 zog das neuvermählte Paar in seine mittlerweile gemietete Berliner Wohnung ein. Diese Wohnung befand sich Burgstraße 18 in einem reizenden, neben der Kriegsakademie gelegenen kleinen Hause; zwei Treppen hoch waren die Wohnräume, Parterre das <hirendition="#g">Geschäfts</hi>-Lokal. Onkel August war nämlich wirklich wieder Kaufmann geworden und zwar in Ausführung eines an und für sich sehr glücklichen Gedankens. Sich seiner Malerzeit errinnernd und dabei klug in Rechnung stellend, daß die beim alten Wach verlebten Jahre ihn in Berührung mit der ganzen Berliner Künstlerwelt gebracht hatten, hatte er ein großes Maler-Utensiliengeschäft etabliert, wie Berlin damals nur ein einziges besaß – das Heylsche – und seiner gewinnenden Persönlichkeit gelang es<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0185]
Gott, daß Er keiner zu sein braucht; – Er war ja wohl mal Kaufmann; fang Er doch wieder so was an, dann will ich ihm meine Tochter geben.“ Etwas von der Richtigkeit dieser Worte dämmerte wohl auch in dem glücklich Unglücklichen, an den sie sich richteten und die Liebe zu der seraphinischen Philippine, die klug genug war, sich sehr reserviert zu halten, that das Uebrige. Der Liebhaber ging auf alles ein, was der Alte gefordert hatte, der Schauspielerei wurde Valet gesagt, an die Verlobung schloß sich bald die Hochzeit und 1828 zog das neuvermählte Paar in seine mittlerweile gemietete Berliner Wohnung ein. Diese Wohnung befand sich Burgstraße 18 in einem reizenden, neben der Kriegsakademie gelegenen kleinen Hause; zwei Treppen hoch waren die Wohnräume, Parterre das Geschäfts-Lokal. Onkel August war nämlich wirklich wieder Kaufmann geworden und zwar in Ausführung eines an und für sich sehr glücklichen Gedankens. Sich seiner Malerzeit errinnernd und dabei klug in Rechnung stellend, daß die beim alten Wach verlebten Jahre ihn in Berührung mit der ganzen Berliner Künstlerwelt gebracht hatten, hatte er ein großes Maler-Utensiliengeschäft etabliert, wie Berlin damals nur ein einziges besaß – das Heylsche – und seiner gewinnenden Persönlichkeit gelang es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/185>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.