Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬
lich dafür, da ja Putzi doch nicht sprechen kann.
Papa sagt, im Sommer, wenn viele Reisende kom¬
men, sind die Kellner nicht mehr so nett, sie sind
dann zu abgehetzt. Unsere Wirthin hat mir heut'
Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬
bracht; es sind Orchideen dabei, ich lege Euch ein
paar davon ein. Ist es nicht reizend? Wie merk¬
würdig, daß alle Menschen so gut sind gegen Eure,
Euch innig liebende     Kläre.

P. S. Der greuliche Landrath ist in Gries an
uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend
angeguckt!


Klärchen an Eveline.

O, meine geliebte Evy! tausend, tausend Glück¬
wünsche und Küsse! So ist nun also Dein Edmund
ordentlicher Professor! Wie glücklich wir sind über
die Nachricht, das sagen keine Worte! Papa und
Mama sitzen auch und schreiben Dir, um halb zwei
wird gespeist. Schreib Edmund, daß ich schrecklich
stolz auf meinen Schwager sei, und besuchen darf ich
Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmlisch!
Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder

überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬
lich dafür, da ja Putzi doch nicht ſprechen kann.
Papa ſagt, im Sommer, wenn viele Reiſende kom¬
men, ſind die Kellner nicht mehr ſo nett, ſie ſind
dann zu abgehetzt. Unſere Wirthin hat mir heut'
Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬
bracht; es ſind Orchideen dabei, ich lege Euch ein
paar davon ein. Iſt es nicht reizend? Wie merk¬
würdig, daß alle Menſchen ſo gut ſind gegen Eure,
Euch innig liebende     Kläre.

P. S. Der greuliche Landrath iſt in Gries an
uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend
angeguckt!


Klärchen an Eveline.

O, meine geliebte Evy! tauſend, tauſend Glück¬
wünſche und Küſſe! So iſt nun alſo Dein Edmund
ordentlicher Profeſſor! Wie glücklich wir ſind über
die Nachricht, das ſagen keine Worte! Papa und
Mama ſitzen auch und ſchreiben Dir, um halb zwei
wird geſpeiſt. Schreib Edmund, daß ich ſchrecklich
ſtolz auf meinen Schwager ſei, und beſuchen darf ich
Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmliſch!
Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0216" n="200"/>
überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬<lb/>
lich dafür, da ja Putzi doch nicht &#x017F;prechen kann.<lb/>
Papa &#x017F;agt, im Sommer, wenn viele Rei&#x017F;ende kom¬<lb/>
men, &#x017F;ind die Kellner nicht mehr &#x017F;o nett, &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
dann zu abgehetzt. Un&#x017F;ere Wirthin hat mir heut'<lb/>
Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬<lb/>
bracht; es &#x017F;ind Orchideen dabei, ich lege Euch ein<lb/>
paar davon ein. I&#x017F;t es nicht reizend? Wie merk¬<lb/>
würdig, daß alle Men&#x017F;chen &#x017F;o gut &#x017F;ind gegen Eure,<lb/>
Euch innig liebende <space dim="horizontal"/> Kläre.</p><lb/>
          <postscript>
            <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Der greuliche Landrath i&#x017F;t in Gries an<lb/>
uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend<lb/>
angeguckt!</p>
          </postscript><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div type="letter" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Klärchen an Eveline.</hi><lb/>
          </head>
          <opener>
            <dateline rendition="#right">Bozen, 27. März.<lb/>
1 Uhr Mittags. H<hi rendition="#aq">ô</hi>tel Greif.</dateline><lb/>
          </opener>
          <p>O, meine geliebte Evy! tau&#x017F;end, tau&#x017F;end Glück¬<lb/>
wün&#x017F;che und Kü&#x017F;&#x017F;e! So i&#x017F;t nun al&#x017F;o Dein Edmund<lb/>
ordentlicher Profe&#x017F;&#x017F;or! Wie glücklich wir &#x017F;ind über<lb/>
die Nachricht, das &#x017F;agen keine Worte! Papa und<lb/>
Mama &#x017F;itzen auch und &#x017F;chreiben Dir, um halb zwei<lb/>
wird ge&#x017F;pei&#x017F;t. Schreib Edmund, daß ich &#x017F;chrecklich<lb/>
&#x017F;tolz auf meinen Schwager &#x017F;ei, und be&#x017F;uchen darf ich<lb/>
Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmli&#x017F;ch!<lb/>
Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0216] überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬ lich dafür, da ja Putzi doch nicht ſprechen kann. Papa ſagt, im Sommer, wenn viele Reiſende kom¬ men, ſind die Kellner nicht mehr ſo nett, ſie ſind dann zu abgehetzt. Unſere Wirthin hat mir heut' Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬ bracht; es ſind Orchideen dabei, ich lege Euch ein paar davon ein. Iſt es nicht reizend? Wie merk¬ würdig, daß alle Menſchen ſo gut ſind gegen Eure, Euch innig liebende Kläre. P. S. Der greuliche Landrath iſt in Gries an uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend angeguckt! Klärchen an Eveline. Bozen, 27. März. 1 Uhr Mittags. Hôtel Greif. O, meine geliebte Evy! tauſend, tauſend Glück¬ wünſche und Küſſe! So iſt nun alſo Dein Edmund ordentlicher Profeſſor! Wie glücklich wir ſind über die Nachricht, das ſagen keine Worte! Papa und Mama ſitzen auch und ſchreiben Dir, um halb zwei wird geſpeiſt. Schreib Edmund, daß ich ſchrecklich ſtolz auf meinen Schwager ſei, und beſuchen darf ich Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmliſch! Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/216
Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/216>, abgerufen am 26.04.2024.