schwillt mit starker Erhitzung auf, und verwandelt sich in einen feinen Brey oder Teig, den gelöschten Kalk(calx extincta, chaux eteinte). Fast eben dies wiederfährt auch dem gebrannten Kalke, wenn er blos der freyen Luft ausgesetzt wird, er schwillt nemlich auf, und zerfällt, jedoch ohne Erhitzung, aber mit beträchtlicher Zunahme seines Gewichts. Alsdann heißt er zerfallner Kalk, Staubkalk, Mehlkalk(chaux eteinte a l'air), und hat alle Eigenschaften des rohen Kalks.
Wenn Laugensalze mit lebendigem Kalke bearbeitet, z. B. in Kalkwasser getröpfelt, darinn gekocht, oder über gebranntem Kalk destilliret werden, so erhalten sie dadurch eine ätzende Eigenschaft, s. Kausticität, der Kalk hingegen verliert seine Aetzbarkeit, und nimmt die Natur des rohen Kalks wieder an.
Aus dem Teige, welcher durch das Löschen des gebrannten Kalks mit Wasser entsteht, bereitet man den sogenannten Mörtel(Caementum, Mortier) durch Vermischung mit Sand und Kies, oder gebranntem und gröblich gepülvertem Thone. Diese Vermischung nimmt, wenn sie trocknet, eine Consistenz an, und wird daher als ein Bindemittel der Steine in Gebäuden, Mauern, Estrichen u. dgl. gebraucht.
Dies sind die merkwürdigen Eigenschaften, welche die Kalkerden und Kalksteine bey ihrer Verwandlung in lebendigen Kalk erhalten, und beym Löschen durch Wiederannehmung ihres ersten Zustandes hinwiederum verlieren. Die Aetzbarkeit, Auflöslichkeit im Wasser, der Mangel des Brausens mit den Säuren und die Erhitzung beym Löschen -- diese unterscheidenden Kennzeichen des lebendigen Kalks, welche durchs Brennen entstehen, und durchs Löschen sich wieder verlieren,--haben die Chymiker von je her nicht wenig beschäftiget. Van Helmont, Daniel Ludovici(Ephemerid. Acad. naturae curios. ann. 1675 et 1676. Obs. 244.) und dü Fay(Mem. de Paris, ann. 1724.) nahmen deswegen ein eignes Salz an, das im Kalke durchs Brennen entwickelt werde; die ätzende Kraft und Erhitzung mit dem Wasser veranlasseten Homberg(Mem. de Paris,
ſchwillt mit ſtarker Erhitzung auf, und verwandelt ſich in einen feinen Brey oder Teig, den geloͤſchten Kalk(calx extincta, chaux éteinte). Faſt eben dies wiederfaͤhrt auch dem gebrannten Kalke, wenn er blos der freyen Luft ausgeſetzt wird, er ſchwillt nemlich auf, und zerfaͤllt, jedoch ohne Erhitzung, aber mit betraͤchtlicher Zunahme ſeines Gewichts. Alsdann heißt er zerfallner Kalk, Staubkalk, Mehlkalk(chaux éteinte à l'air), und hat alle Eigenſchaften des rohen Kalks.
Wenn Laugenſalze mit lebendigem Kalke bearbeitet, z. B. in Kalkwaſſer getroͤpfelt, darinn gekocht, oder uͤber gebranntem Kalk deſtilliret werden, ſo erhalten ſie dadurch eine aͤtzende Eigenſchaft, ſ. Kauſticitaͤt, der Kalk hingegen verliert ſeine Aetzbarkeit, und nimmt die Natur des rohen Kalks wieder an.
Aus dem Teige, welcher durch das Loͤſchen des gebrannten Kalks mit Waſſer entſteht, bereitet man den ſogenannten Moͤrtel(Caementum, Mortier) durch Vermiſchung mit Sand und Kies, oder gebranntem und groͤblich gepuͤlvertem Thone. Dieſe Vermiſchung nimmt, wenn ſie trocknet, eine Conſiſtenz an, und wird daher als ein Bindemittel der Steine in Gebaͤuden, Mauern, Eſtrichen u. dgl. gebraucht.
Dies ſind die merkwuͤrdigen Eigenſchaften, welche die Kalkerden und Kalkſteine bey ihrer Verwandlung in lebendigen Kalk erhalten, und beym Loͤſchen durch Wiederannehmung ihres erſten Zuſtandes hinwiederum verlieren. Die Aetzbarkeit, Aufloͤslichkeit im Waſſer, der Mangel des Brauſens mit den Saͤuren und die Erhitzung beym Loͤſchen — dieſe unterſcheidenden Kennzeichen des lebendigen Kalks, welche durchs Brennen entſtehen, und durchs Loͤſchen ſich wieder verlieren,—haben die Chymiker von je her nicht wenig beſchaͤftiget. Van Helmont, Daniel Ludovici(Ephemerid. Acad. naturae curioſ. ann. 1675 et 1676. Obſ. 244.) und duͤ Fay(Mém. de Paris, ann. 1724.) nahmen deswegen ein eignes Salz an, das im Kalke durchs Brennen entwickelt werde; die aͤtzende Kraft und Erhitzung mit dem Waſſer veranlaſſeten Homberg(Mém. de Paris,
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ſchwillt mit ſtarker Erhitzung auf, und verwandelt ſich in einen feinen Brey oder Teig, den geloͤſchten Kalk (calx extincta, chaux éteinte). Faſt eben dies wiederfaͤhrt auch dem gebrannten Kalke, wenn er blos der freyen Luft ausgeſetzt wird, er ſchwillt nemlich auf, und zerfaͤllt, jedoch ohne Erhitzung, aber mit betraͤchtlicher Zunahme ſeines Gewichts. Alsdann heißt er zerfallner Kalk, Staubkalk, Mehlkalk (chaux éteinte à l'air), und hat alle Eigenſchaften des rohen Kalks.
Wenn Laugenſalze mit lebendigem Kalke bearbeitet, z. B. in Kalkwaſſer getroͤpfelt, darinn gekocht, oder uͤber gebranntem Kalk deſtilliret werden, ſo erhalten ſie dadurch eine aͤtzende Eigenſchaft, ſ. Kauſticitaͤt, der Kalk hingegen verliert ſeine Aetzbarkeit, und nimmt die Natur des rohen Kalks wieder an.
Aus dem Teige, welcher durch das Loͤſchen des gebrannten Kalks mit Waſſer entſteht, bereitet man den ſogenannten Moͤrtel (Caementum, Mortier) durch Vermiſchung mit Sand und Kies, oder gebranntem und groͤblich gepuͤlvertem Thone. Dieſe Vermiſchung nimmt, wenn ſie trocknet, eine Conſiſtenz an, und wird daher als ein Bindemittel der Steine in Gebaͤuden, Mauern, Eſtrichen u. dgl. gebraucht.
Dies ſind die merkwuͤrdigen Eigenſchaften, welche die Kalkerden und Kalkſteine bey ihrer Verwandlung in lebendigen Kalk erhalten, und beym Loͤſchen durch Wiederannehmung ihres erſten Zuſtandes hinwiederum verlieren. Die Aetzbarkeit, Aufloͤslichkeit im Waſſer, der Mangel des Brauſens mit den Saͤuren und die Erhitzung beym Loͤſchen — dieſe unterſcheidenden Kennzeichen des lebendigen Kalks, welche durchs Brennen entſtehen, und durchs Loͤſchen ſich wieder verlieren,—haben die Chymiker von je her nicht wenig beſchaͤftiget. Van Helmont, Daniel Ludovici (Ephemerid. Acad. naturae curioſ. ann. 1675 et 1676. Obſ. 244.) und duͤ Fay (Mém. de Paris, ann. 1724.) nahmen deswegen ein eignes Salz an, das im Kalke durchs Brennen entwickelt werde; die aͤtzende Kraft und Erhitzung mit dem Waſſer veranlaſſeten Homberg (Mém. de Paris,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/735>, abgerufen am 16.06.2024.
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