so ist es billig, hiebey zu bleiben, so viel sich auch etwa gegen die Schicklichkeit dieser Namen möchte einwenden lassen.
Schlechterdings aber darf man in diesen Worten nichts mehr, als Benennungen erwiesener Phänomene, suchen. Die Ursache, warum der Eßig das Laugensalz ergreift, und die Kalkerde losläßt, so wie der Mechanismus, durch welchen diese Veränderungen bewirkt werden, bleiben noch immer unerforschliche Räthsel, wenn man gleich tausendmal sagt, es gesche durch die nähere Verwandtschaft der Säure mit dem Laugensalze. Dieser Ausdruck sagt doch im Grunde nichts mehr, als daß es geschehe. Er bringt nur das Phänomen in Verbindung mit andern durch ähnliche Erfahrungen bewiesenen, und giebt also höchstens eine Erklärung aus den Gesetzen, nicht aus den Ursachen. Aber das muß dem Physiker hier schon genug seyn, s. Phänomene (Th. III. S. 457.), und mehr, als dieses, in dem Begriffe von Verwandtschaften suchen, heißt sich mit einem leeren Wahne täuschen, s. Qualitäten (Th. III. S. 594.).
Die Phänomene der Verwandtschaften sind so mannigfaltig, daß man sie nothwendig in verschiedene Classen ordnen, und deswegen mehrere Arten der Verwandtschaft unterscheiden muß. Schon das Bestreben, mit welchem die gleichartigen Theile eines und ebendesselben Körpers zusammen hängen, s. Cohäsion, kan den Verwandtschaften beygezählt werden, und hat in dieser Rücksicht von einigen den Namen der mechanischen Verwandtschaft, Aggregatsverwandtschaft (affinitas aggregatorum) erhalten. Besser ist es doch, diesen Phänomenen, wozu auch die Rundung und das Zusammenfließen der Tropfen gehört (s. Tropfen), den Namen der Cohäsion zu lassen, und durch Verwandtschaft blos das Bestreben nach Vereinigung und Zusammenhang bey ungleichartigen Stoffen zu bezeichnen, das man sonst zum Unterschiede von jenem auch die chymische oder Mischungsverwandtschaft (affinitas mixtionis s. synthetica) nennet.
Wenn sich diese Verwandtschaft zwischen zween ungleichartigen Körpern zeigen soll, so wird erfordert, daß wenigstens
ſo iſt es billig, hiebey zu bleiben, ſo viel ſich auch etwa gegen die Schicklichkeit dieſer Namen moͤchte einwenden laſſen.
Schlechterdings aber darf man in dieſen Worten nichts mehr, als Benennungen erwieſener Phaͤnomene, ſuchen. Die Urſache, warum der Eßig das Laugenſalz ergreift, und die Kalkerde loslaͤßt, ſo wie der Mechanismus, durch welchen dieſe Veraͤnderungen bewirkt werden, bleiben noch immer unerforſchliche Raͤthſel, wenn man gleich tauſendmal ſagt, es geſche durch die naͤhere Verwandtſchaft der Saͤure mit dem Laugenſalze. Dieſer Ausdruck ſagt doch im Grunde nichts mehr, als daß es geſchehe. Er bringt nur das Phaͤnomen in Verbindung mit andern durch aͤhnliche Erfahrungen bewieſenen, und giebt alſo hoͤchſtens eine Erklaͤrung aus den Geſetzen, nicht aus den Urſachen. Aber das muß dem Phyſiker hier ſchon genug ſeyn, ſ. Phaͤnomene (Th. III. S. 457.), und mehr, als dieſes, in dem Begriffe von Verwandtſchaften ſuchen, heißt ſich mit einem leeren Wahne taͤuſchen, ſ. Qualitaͤten (Th. III. S. 594.).
Die Phaͤnomene der Verwandtſchaften ſind ſo mannigfaltig, daß man ſie nothwendig in verſchiedene Claſſen ordnen, und deswegen mehrere Arten der Verwandtſchaft unterſcheiden muß. Schon das Beſtreben, mit welchem die gleichartigen Theile eines und ebendeſſelben Koͤrpers zuſammen haͤngen, ſ. Cohaͤſion, kan den Verwandtſchaften beygezaͤhlt werden, und hat in dieſer Ruͤckſicht von einigen den Namen der mechaniſchen Verwandtſchaft, Aggregatsverwandtſchaft (affinitas aggregatorum) erhalten. Beſſer iſt es doch, dieſen Phaͤnomenen, wozu auch die Rundung und das Zuſammenfließen der Tropfen gehoͤrt (ſ. Tropfen), den Namen der Cohaͤſion zu laſſen, und durch Verwandtſchaft blos das Beſtreben nach Vereinigung und Zuſammenhang bey ungleichartigen Stoffen zu bezeichnen, das man ſonſt zum Unterſchiede von jenem auch die chymiſche oder Miſchungsverwandtſchaft (affinitas mixtionis ſ. ſynthetica) nennet.
Wenn ſich dieſe Verwandtſchaft zwiſchen zween ungleichartigen Koͤrpern zeigen ſoll, ſo wird erfordert, daß wenigſtens
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ſo iſt es billig, hiebey zu bleiben, ſo viel ſich auch etwa gegen die Schicklichkeit dieſer Namen moͤchte einwenden laſſen.
Schlechterdings aber darf man in dieſen Worten nichts mehr, als Benennungen erwieſener Phaͤnomene, ſuchen. Die Urſache, warum der Eßig das Laugenſalz ergreift, und die Kalkerde loslaͤßt, ſo wie der Mechanismus, durch welchen dieſe Veraͤnderungen bewirkt werden, bleiben noch immer unerforſchliche Raͤthſel, wenn man gleich tauſendmal ſagt, es geſche durch die naͤhere Verwandtſchaft der Saͤure mit dem Laugenſalze. Dieſer Ausdruck ſagt doch im Grunde nichts mehr, als daß es geſchehe. Er bringt nur das Phaͤnomen in Verbindung mit andern durch aͤhnliche Erfahrungen bewieſenen, und giebt alſo hoͤchſtens eine Erklaͤrung aus den Geſetzen, nicht aus den Urſachen. Aber das muß dem Phyſiker hier ſchon genug ſeyn, ſ. Phaͤnomene (Th. III. S. 457.), und mehr, als dieſes, in dem Begriffe von Verwandtſchaften ſuchen, heißt ſich mit einem leeren Wahne taͤuſchen, ſ. Qualitaͤten (Th. III. S. 594.).
Die Phaͤnomene der Verwandtſchaften ſind ſo mannigfaltig, daß man ſie nothwendig in verſchiedene Claſſen ordnen, und deswegen mehrere Arten der Verwandtſchaft unterſcheiden muß. Schon das Beſtreben, mit welchem die gleichartigen Theile eines und ebendeſſelben Koͤrpers zuſammen haͤngen, ſ. Cohaͤſion, kan den Verwandtſchaften beygezaͤhlt werden, und hat in dieſer Ruͤckſicht von einigen den Namen der mechaniſchen Verwandtſchaft, Aggregatsverwandtſchaft (affinitas aggregatorum) erhalten. Beſſer iſt es doch, dieſen Phaͤnomenen, wozu auch die Rundung und das Zuſammenfließen der Tropfen gehoͤrt (ſ. Tropfen), den Namen der Cohaͤſion zu laſſen, und durch Verwandtſchaft blos das Beſtreben nach Vereinigung und Zuſammenhang bey ungleichartigen Stoffen zu bezeichnen, das man ſonſt zum Unterſchiede von jenem auch die chymiſche oder Miſchungsverwandtſchaft (affinitas mixtionis ſ. ſynthetica) nennet.
Wenn ſich dieſe Verwandtſchaft zwiſchen zween ungleichartigen Koͤrpern zeigen ſoll, ſo wird erfordert, daß wenigſtens
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/484>, abgerufen am 16.06.2024.
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