Denn sobald er sein Weib im Eise befroren bemerkte, Flucht' und schalt er gewaltig und kam und half ihr entkommen. Machten die Bauern sich hinter sie her, so war es zum Besten, Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro- ren nicht länger. Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech- tes Benehmen, Wer sein eignes Weib mit solchen Lügen be- schimpfet. Fragt sie selber, da steht sie, und hätt' er die Wahrheit gesprochen, Würde sie selber zu klagen nicht fehlen. In- dessen erbitt' ich Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden zu sprechen Was für Antwort dem Wolf und seiner Klage gebühret.
Denn sobald er sein Weib im Eise befroren bemerkte, Flucht' und schalt er gewaltig und kam und half ihr entkommen. Machten die Bauern sich hinter sie her, so war es zum Besten, Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro- ren nicht laͤnger. Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech- tes Benehmen, Wer sein eignes Weib mit solchen Luͤgen be- schimpfet. Fragt sie selber, da steht sie, und haͤtt' er die Wahrheit gesprochen, Wuͤrde sie selber zu klagen nicht fehlen. In- dessen erbitt' ich Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden zu sprechen Was fuͤr Antwort dem Wolf und seiner Klage gebuͤhret.
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0422"n="414"/><l>Denn sobald er sein Weib im Eise befroren<lb/><spacedim="horizontal"/>bemerkte,</l><lb/><l>Flucht' und schalt er gewaltig und kam und<lb/><spacedim="horizontal"/>half ihr entkommen.</l><lb/><l>Machten die Bauern sich hinter sie her, so war<lb/><spacedim="horizontal"/>es zum Besten,</l><lb/><l>Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro-<lb/><spacedim="horizontal"/>ren nicht laͤnger.</l><lb/><l>Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech-<lb/><spacedim="horizontal"/>tes Benehmen,</l><lb/><l>Wer sein eignes Weib mit solchen Luͤgen be-<lb/><spacedim="horizontal"/>schimpfet.</l><lb/><l>Fragt sie selber, da steht sie, und haͤtt' er die<lb/><spacedim="horizontal"/>Wahrheit gesprochen,</l><lb/><l>Wuͤrde sie selber zu klagen nicht fehlen. In-<lb/><spacedim="horizontal"/>dessen erbitt' ich</l><lb/><l>Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden<lb/><spacedim="horizontal"/>zu sprechen</l><lb/><l>Was fuͤr Antwort dem Wolf und seiner Klage<lb/><spacedim="horizontal"/>gebuͤhret.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[414/0422]
Denn sobald er sein Weib im Eise befroren
bemerkte,
Flucht' und schalt er gewaltig und kam und
half ihr entkommen.
Machten die Bauern sich hinter sie her, so war
es zum Besten,
Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro-
ren nicht laͤnger.
Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech-
tes Benehmen,
Wer sein eignes Weib mit solchen Luͤgen be-
schimpfet.
Fragt sie selber, da steht sie, und haͤtt' er die
Wahrheit gesprochen,
Wuͤrde sie selber zu klagen nicht fehlen. In-
dessen erbitt' ich
Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden
zu sprechen
Was fuͤr Antwort dem Wolf und seiner Klage
gebuͤhret.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/422>, abgerufen am 10.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.