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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Stube auf und ab, und warf sich endlich in seinen
Kleidern auf's Bette, wo ihn der Bediente fand,
der es gegen Eilf wagte hinein zu gehn, um zu fra-
gen, ob er dem Herrn die Stiefel ausziehen sollte,
das er denn zuließ und dem Diener verbot, des an-
dern Morgens nicht in's Zimmer zu kommen, bis
er ihm rufte.

Montags früh, den ein und zwanzigsten De-
cember, schrieb er folgenden Brief an Lotten, den
man nach seinem Tode versiegelt auf seinem
Schreibtische gefunden und ihr überbracht hat, und
den ich Absazweise hier einrükken will, so wie aus
den Umständen erhellet, daß er ihn geschrieben
habe.



Es ist beschlossen, Lotte, ich will sterben, und das
schreib ich Dir ohne romantische Ueberspan-
nung gelassen, an dem Morgen des Tags, an
dem ich Dich zum lezten mal sehn werde. Wenn
Du dieses liesest, meine Beste, dekt schon das kühle
Grab die erstarrten Reste des Unruhigen, Unglük-

lichen
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Stube auf und ab, und warf ſich endlich in ſeinen
Kleidern auf’s Bette, wo ihn der Bediente fand,
der es gegen Eilf wagte hinein zu gehn, um zu fra-
gen, ob er dem Herrn die Stiefel ausziehen ſollte,
das er denn zuließ und dem Diener verbot, des an-
dern Morgens nicht in’s Zimmer zu kommen, bis
er ihm rufte.

Montags fruͤh, den ein und zwanzigſten De-
cember, ſchrieb er folgenden Brief an Lotten, den
man nach ſeinem Tode verſiegelt auf ſeinem
Schreibtiſche gefunden und ihr uͤberbracht hat, und
den ich Abſazweiſe hier einruͤkken will, ſo wie aus
den Umſtaͤnden erhellet, daß er ihn geſchrieben
habe.



Es iſt beſchloſſen, Lotte, ich will ſterben, und das
ſchreib ich Dir ohne romantiſche Ueberſpan-
nung gelaſſen, an dem Morgen des Tags, an
dem ich Dich zum lezten mal ſehn werde. Wenn
Du dieſes lieſeſt, meine Beſte, dekt ſchon das kuͤhle
Grab die erſtarrten Reſte des Unruhigen, Ungluͤk-

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[185/0073] Stube auf und ab, und warf ſich endlich in ſeinen Kleidern auf’s Bette, wo ihn der Bediente fand, der es gegen Eilf wagte hinein zu gehn, um zu fra- gen, ob er dem Herrn die Stiefel ausziehen ſollte, das er denn zuließ und dem Diener verbot, des an- dern Morgens nicht in’s Zimmer zu kommen, bis er ihm rufte. Montags fruͤh, den ein und zwanzigſten De- cember, ſchrieb er folgenden Brief an Lotten, den man nach ſeinem Tode verſiegelt auf ſeinem Schreibtiſche gefunden und ihr uͤberbracht hat, und den ich Abſazweiſe hier einruͤkken will, ſo wie aus den Umſtaͤnden erhellet, daß er ihn geſchrieben habe. Es iſt beſchloſſen, Lotte, ich will ſterben, und das ſchreib ich Dir ohne romantiſche Ueberſpan- nung gelaſſen, an dem Morgen des Tags, an dem ich Dich zum lezten mal ſehn werde. Wenn Du dieſes lieſeſt, meine Beſte, dekt ſchon das kuͤhle Grab die erſtarrten Reſte des Unruhigen, Ungluͤk- lichen M 5

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/73>, abgerufen am 31.10.2024.