dern von diesem Alter schlechterdings nicht allen ihren Willen zu thun. Wollen sie da- hin, so kehre man gleich um. Man gebe sie oft vielen fremden Personen auf den Arm, daß sie nicht immer bey einer bleiben. Und wenn sie zwey oder drey Jahre alt werden; so fordere man in allen Dingen strengen Ge- horsam, ohne daß sie fragen dürfen, war- um? Genug, der Vater oder die Mutter, oder der Lehrer, wills so haben. Wenn sie auf irgend einer Sache bestehen, so thue man es schlechterdings nicht, so leicht man es auch thun könnte, bloß weil sie es haben wollen, und auf ihrem Kopfe bestehen. So werden sie das Gehorchen und Nachgeben bald gewohnt. Kömmt der Verstand mit den Jahren, so sehen sie es selber ein, wie gut es sey, wie gut man es mit ihnen ge- meynt habe. Sie wissen nichts von Eigen- sinn, und wenn sie einmal ein recht eigen-
sinni-
Q
dern von dieſem Alter ſchlechterdings nicht allen ihren Willen zu thun. Wollen ſie da- hin, ſo kehre man gleich um. Man gebe ſie oft vielen fremden Perſonen auf den Arm, daß ſie nicht immer bey einer bleiben. Und wenn ſie zwey oder drey Jahre alt werden; ſo fordere man in allen Dingen ſtrengen Ge- horſam, ohne daß ſie fragen duͤrfen, war- um? Genug, der Vater oder die Mutter, oder der Lehrer, wills ſo haben. Wenn ſie auf irgend einer Sache beſtehen, ſo thue man es ſchlechterdings nicht, ſo leicht man es auch thun koͤnnte, bloß weil ſie es haben wollen, und auf ihrem Kopfe beſtehen. So werden ſie das Gehorchen und Nachgeben bald gewohnt. Koͤmmt der Verſtand mit den Jahren, ſo ſehen ſie es ſelber ein, wie gut es ſey, wie gut man es mit ihnen ge- meynt habe. Sie wiſſen nichts von Eigen- ſinn, und wenn ſie einmal ein recht eigen-
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dern von dieſem Alter ſchlechterdings nicht
allen ihren Willen zu thun. Wollen ſie da-
hin, ſo kehre man gleich um. Man gebe
ſie oft vielen fremden Perſonen auf den Arm,
daß ſie nicht immer bey einer bleiben. Und
wenn ſie zwey oder drey Jahre alt werden;
ſo fordere man in allen Dingen ſtrengen Ge-
horſam, ohne daß ſie fragen duͤrfen, war-
um? Genug, der Vater oder die Mutter,
oder der Lehrer, wills ſo haben. Wenn ſie
auf irgend einer Sache beſtehen, ſo thue man
es ſchlechterdings nicht, ſo leicht man es
auch thun koͤnnte, bloß weil ſie es haben
wollen, und auf ihrem Kopfe beſtehen. So
werden ſie das Gehorchen und Nachgeben
bald gewohnt. Koͤmmt der Verſtand mit
den Jahren, ſo ſehen ſie es ſelber ein, wie
gut es ſey, wie gut man es mit ihnen ge-
meynt habe. Sie wiſſen nichts von Eigen-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/263>, abgerufen am 15.05.2024.
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