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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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sie Ihnen geben, sie finden sich jede Woche in Ihrer Zeitung. Wir wählen dazu den
Anfang dieses Jahres, wo die größere Stille im Buchhandel Ihren noch weniger Ver¬
anlassung gab, im Interesse Ihrer Firma das Gefühl für das Schickliche zu verlieren.

Am 3. Jan. drückt die D. Allg. Zeitung ihr Wohlgefallen an dem Roman
Earrara aus, welcher bei F. A. Brockhaus erschienen ist; am 12. ein gleiches
Wohlgefallen an der Schrift Schutzz oll und Ackerbau, welche bei F. A. Bro als aus
erschienen ist, und an demselben Tage empfiehlt die D. Allg. Zeit, mit gleichem Wohl¬
gefallen den Roman Heloise, welcher bei F. A. Brockhaus sogar erst erscheinen soll.
Am 14. Jan. lassen Sie sich in d. D. Allg. Z. aus Dresden GutzkowS Ritter v om Geist
und mehrere seiner Dramen rühmen, welche bei F. A. Brockhaus verlegt werden;
am 22. Jan. drückt die D. Allg. Zeit, ihr lebhaftes Wohlgefallen an den Gedichten
von Bobrick aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind; der 27. Jan.
bringt den Anfang einer langen enthusiastischen Besprechung der Ritter vom Geiste,
welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind. Am 6. Febr. drückt die D. Allg. Zeit,
ihr lebhaftes Wohlgefallen an Gutzkow's vergangenen Tagen und an den
Rittern vom Geist aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind u. s. w. --
und das Alles innerhalb vier Wochen. Dasselbe Verfahren haben Sie im ganzen
vergangenen Jahre beobachtet. Es soll hier nicht in Betracht kommen, ob die mit so
lebhaftem Wohlgefallen besprochenen Bücher das ertheilte Lob in der That verdienen,
darüber kann man verschiedener Ansicht sein, sicher ist nur, daß es am wenigsten Ihnen
zustand, dasselbe in Ihrer Zeitung auszusprechen.

Da Ihnen aber das Urtheil oder der Wille fehlt, die Gesetze literarischer Schicklichkeit
zu verstehen, so müssen Ihnen Andere sagen, daß jeder Verlagöbuchhändler von Selbstge¬
fühl und honettem Wesen unter allen Umständen vermeiden wird: Bücher seines eigenen
Verlags in den von ihm verlegten Zeitschriften rühmen zu lassen, daß er aber die
doppelte Verpflichtung zu solcher Enthaltsamkeit fühlen wird, wenn er selbst zu gleicher
Zeit als Redacteur der Zeitschrift fungirt. -- Glauben Sie nicht etwa, daß wir als
gereizte Gegner Ihnen gegenüber eine unbillige Forderung stellen, jeder honette Ge¬
schäftsmann könnte Ihnen dasselbe sagen. Er könnte Ihnen sagen, daß eine Zeitung
an Credit und Ansehen verliert, wenn man -- wie bei der Ihrigen -- dem
Redacteur das egoistische Bestreben ansieht, die Leser seines Blattes für seinen Privat¬
vortheil zu gewinnen, und daß die Nespectabilität einer Firma, deren Chef sich solche
Jnconvenieuzen zu Schulden kommen läßt, in einiger Gefahr ist, kleiner zu werden.

Es ist also nicht die Deutsche Allg. Zeitung allein, deren Achtung Sie dadurch
verringern, es geht mit Ihren literarischen Zeitschriften nicht besser. Und da Sie
gegenwärtig mit Dr. Gutzkow in eine so innige geschäftliche Verbindung getreten sind,
ist anzunehmen, daß dieser Uebelstand noch ärger werden wird. Denn es ist eine un-
vortheilhaste Eigenschaft dieses unglücklichen Mannes, daß er mit einer krankhaften Be¬
gier gelobt zu werden, wenig Bedenklichkeit in der Wahl der Mittel verbindet, durch
welche dieses Lob in der Tagespresse hervorgerufen werden kann. Seitdem Sie die
Ritter vom Geist verlegt haben, ist der ganze abgeschmackte Apparat der journalistischen
Claque in Ihren Blättern zu finden: kleine, wie gelegentlich hingeworfene Notizen über
.die Vortrefflichkeit seiner Bücher, lange enthusiastische Beurtheilungen, wohlwollende
Korrespondenzen, und wie die schlechten Mittel weiter heißen, durch welche industrivse
Eitelkeit sich vor dem Publicum herauszuputzen sucht. Da nicht wünschenswert!) ist,
daß diese ausländischen Charlatanerien in der deutschen Tagespreise überHand nehmen,
und da unser Blatt für eine seiner Aufgaben hält, solche Unschicklichkeiten aufzudecken,
wo sie sich zeigen, so haben Sie uns als Gegner -- nicht Ihrer Person und Ihres
Geschäfts -- sondern Ihrer Schwächen zu betrachten, so lange dieselben in den von
Ihnen redigirten Blättern zu sehen sind.




Herausgegeben von Gustav Kveytaq und Julian Schmidt.
Als vcrcuitwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow. -- Verlag von F. L" Het.'dig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

sie Ihnen geben, sie finden sich jede Woche in Ihrer Zeitung. Wir wählen dazu den
Anfang dieses Jahres, wo die größere Stille im Buchhandel Ihren noch weniger Ver¬
anlassung gab, im Interesse Ihrer Firma das Gefühl für das Schickliche zu verlieren.

Am 3. Jan. drückt die D. Allg. Zeitung ihr Wohlgefallen an dem Roman
Earrara aus, welcher bei F. A. Brockhaus erschienen ist; am 12. ein gleiches
Wohlgefallen an der Schrift Schutzz oll und Ackerbau, welche bei F. A. Bro als aus
erschienen ist, und an demselben Tage empfiehlt die D. Allg. Zeit, mit gleichem Wohl¬
gefallen den Roman Heloise, welcher bei F. A. Brockhaus sogar erst erscheinen soll.
Am 14. Jan. lassen Sie sich in d. D. Allg. Z. aus Dresden GutzkowS Ritter v om Geist
und mehrere seiner Dramen rühmen, welche bei F. A. Brockhaus verlegt werden;
am 22. Jan. drückt die D. Allg. Zeit, ihr lebhaftes Wohlgefallen an den Gedichten
von Bobrick aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind; der 27. Jan.
bringt den Anfang einer langen enthusiastischen Besprechung der Ritter vom Geiste,
welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind. Am 6. Febr. drückt die D. Allg. Zeit,
ihr lebhaftes Wohlgefallen an Gutzkow's vergangenen Tagen und an den
Rittern vom Geist aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind u. s. w. —
und das Alles innerhalb vier Wochen. Dasselbe Verfahren haben Sie im ganzen
vergangenen Jahre beobachtet. Es soll hier nicht in Betracht kommen, ob die mit so
lebhaftem Wohlgefallen besprochenen Bücher das ertheilte Lob in der That verdienen,
darüber kann man verschiedener Ansicht sein, sicher ist nur, daß es am wenigsten Ihnen
zustand, dasselbe in Ihrer Zeitung auszusprechen.

Da Ihnen aber das Urtheil oder der Wille fehlt, die Gesetze literarischer Schicklichkeit
zu verstehen, so müssen Ihnen Andere sagen, daß jeder Verlagöbuchhändler von Selbstge¬
fühl und honettem Wesen unter allen Umständen vermeiden wird: Bücher seines eigenen
Verlags in den von ihm verlegten Zeitschriften rühmen zu lassen, daß er aber die
doppelte Verpflichtung zu solcher Enthaltsamkeit fühlen wird, wenn er selbst zu gleicher
Zeit als Redacteur der Zeitschrift fungirt. — Glauben Sie nicht etwa, daß wir als
gereizte Gegner Ihnen gegenüber eine unbillige Forderung stellen, jeder honette Ge¬
schäftsmann könnte Ihnen dasselbe sagen. Er könnte Ihnen sagen, daß eine Zeitung
an Credit und Ansehen verliert, wenn man — wie bei der Ihrigen — dem
Redacteur das egoistische Bestreben ansieht, die Leser seines Blattes für seinen Privat¬
vortheil zu gewinnen, und daß die Nespectabilität einer Firma, deren Chef sich solche
Jnconvenieuzen zu Schulden kommen läßt, in einiger Gefahr ist, kleiner zu werden.

Es ist also nicht die Deutsche Allg. Zeitung allein, deren Achtung Sie dadurch
verringern, es geht mit Ihren literarischen Zeitschriften nicht besser. Und da Sie
gegenwärtig mit Dr. Gutzkow in eine so innige geschäftliche Verbindung getreten sind,
ist anzunehmen, daß dieser Uebelstand noch ärger werden wird. Denn es ist eine un-
vortheilhaste Eigenschaft dieses unglücklichen Mannes, daß er mit einer krankhaften Be¬
gier gelobt zu werden, wenig Bedenklichkeit in der Wahl der Mittel verbindet, durch
welche dieses Lob in der Tagespresse hervorgerufen werden kann. Seitdem Sie die
Ritter vom Geist verlegt haben, ist der ganze abgeschmackte Apparat der journalistischen
Claque in Ihren Blättern zu finden: kleine, wie gelegentlich hingeworfene Notizen über
.die Vortrefflichkeit seiner Bücher, lange enthusiastische Beurtheilungen, wohlwollende
Korrespondenzen, und wie die schlechten Mittel weiter heißen, durch welche industrivse
Eitelkeit sich vor dem Publicum herauszuputzen sucht. Da nicht wünschenswert!) ist,
daß diese ausländischen Charlatanerien in der deutschen Tagespreise überHand nehmen,
und da unser Blatt für eine seiner Aufgaben hält, solche Unschicklichkeiten aufzudecken,
wo sie sich zeigen, so haben Sie uns als Gegner — nicht Ihrer Person und Ihres
Geschäfts — sondern Ihrer Schwächen zu betrachten, so lange dieselben in den von
Ihnen redigirten Blättern zu sehen sind.




Herausgegeben von Gustav Kveytaq und Julian Schmidt.
Als vcrcuitwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow. — Verlag von F. L» Het.'dig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0530] sie Ihnen geben, sie finden sich jede Woche in Ihrer Zeitung. Wir wählen dazu den Anfang dieses Jahres, wo die größere Stille im Buchhandel Ihren noch weniger Ver¬ anlassung gab, im Interesse Ihrer Firma das Gefühl für das Schickliche zu verlieren. Am 3. Jan. drückt die D. Allg. Zeitung ihr Wohlgefallen an dem Roman Earrara aus, welcher bei F. A. Brockhaus erschienen ist; am 12. ein gleiches Wohlgefallen an der Schrift Schutzz oll und Ackerbau, welche bei F. A. Bro als aus erschienen ist, und an demselben Tage empfiehlt die D. Allg. Zeit, mit gleichem Wohl¬ gefallen den Roman Heloise, welcher bei F. A. Brockhaus sogar erst erscheinen soll. Am 14. Jan. lassen Sie sich in d. D. Allg. Z. aus Dresden GutzkowS Ritter v om Geist und mehrere seiner Dramen rühmen, welche bei F. A. Brockhaus verlegt werden; am 22. Jan. drückt die D. Allg. Zeit, ihr lebhaftes Wohlgefallen an den Gedichten von Bobrick aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind; der 27. Jan. bringt den Anfang einer langen enthusiastischen Besprechung der Ritter vom Geiste, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind. Am 6. Febr. drückt die D. Allg. Zeit, ihr lebhaftes Wohlgefallen an Gutzkow's vergangenen Tagen und an den Rittern vom Geist aus, welche bei F. A. Brockhaus erschienen sind u. s. w. — und das Alles innerhalb vier Wochen. Dasselbe Verfahren haben Sie im ganzen vergangenen Jahre beobachtet. Es soll hier nicht in Betracht kommen, ob die mit so lebhaftem Wohlgefallen besprochenen Bücher das ertheilte Lob in der That verdienen, darüber kann man verschiedener Ansicht sein, sicher ist nur, daß es am wenigsten Ihnen zustand, dasselbe in Ihrer Zeitung auszusprechen. Da Ihnen aber das Urtheil oder der Wille fehlt, die Gesetze literarischer Schicklichkeit zu verstehen, so müssen Ihnen Andere sagen, daß jeder Verlagöbuchhändler von Selbstge¬ fühl und honettem Wesen unter allen Umständen vermeiden wird: Bücher seines eigenen Verlags in den von ihm verlegten Zeitschriften rühmen zu lassen, daß er aber die doppelte Verpflichtung zu solcher Enthaltsamkeit fühlen wird, wenn er selbst zu gleicher Zeit als Redacteur der Zeitschrift fungirt. — Glauben Sie nicht etwa, daß wir als gereizte Gegner Ihnen gegenüber eine unbillige Forderung stellen, jeder honette Ge¬ schäftsmann könnte Ihnen dasselbe sagen. Er könnte Ihnen sagen, daß eine Zeitung an Credit und Ansehen verliert, wenn man — wie bei der Ihrigen — dem Redacteur das egoistische Bestreben ansieht, die Leser seines Blattes für seinen Privat¬ vortheil zu gewinnen, und daß die Nespectabilität einer Firma, deren Chef sich solche Jnconvenieuzen zu Schulden kommen läßt, in einiger Gefahr ist, kleiner zu werden. Es ist also nicht die Deutsche Allg. Zeitung allein, deren Achtung Sie dadurch verringern, es geht mit Ihren literarischen Zeitschriften nicht besser. Und da Sie gegenwärtig mit Dr. Gutzkow in eine so innige geschäftliche Verbindung getreten sind, ist anzunehmen, daß dieser Uebelstand noch ärger werden wird. Denn es ist eine un- vortheilhaste Eigenschaft dieses unglücklichen Mannes, daß er mit einer krankhaften Be¬ gier gelobt zu werden, wenig Bedenklichkeit in der Wahl der Mittel verbindet, durch welche dieses Lob in der Tagespresse hervorgerufen werden kann. Seitdem Sie die Ritter vom Geist verlegt haben, ist der ganze abgeschmackte Apparat der journalistischen Claque in Ihren Blättern zu finden: kleine, wie gelegentlich hingeworfene Notizen über .die Vortrefflichkeit seiner Bücher, lange enthusiastische Beurtheilungen, wohlwollende Korrespondenzen, und wie die schlechten Mittel weiter heißen, durch welche industrivse Eitelkeit sich vor dem Publicum herauszuputzen sucht. Da nicht wünschenswert!) ist, daß diese ausländischen Charlatanerien in der deutschen Tagespreise überHand nehmen, und da unser Blatt für eine seiner Aufgaben hält, solche Unschicklichkeiten aufzudecken, wo sie sich zeigen, so haben Sie uns als Gegner — nicht Ihrer Person und Ihres Geschäfts — sondern Ihrer Schwächen zu betrachten, so lange dieselben in den von Ihnen redigirten Blättern zu sehen sind. Herausgegeben von Gustav Kveytaq und Julian Schmidt. Als vcrcuitwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow. — Verlag von F. L» Het.'dig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/530>, abgerufen am 26.04.2024.