Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.und Saarlrmis ward ein- Centralpunkt für den Binnenhandel des Kreises. Wenn man mit der Eisenbahn von Saarbrücken kommt, so hat man und Saarlrmis ward ein- Centralpunkt für den Binnenhandel des Kreises. Wenn man mit der Eisenbahn von Saarbrücken kommt, so hat man <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113313"/> <p xml:id="ID_209" prev="#ID_208"> und Saarlrmis ward ein- Centralpunkt für den Binnenhandel des Kreises.<lb/> Eine Härte Probe hatte die Festung zu bestehen, als nach der Schlacht bei<lb/> Höchstädt und der Einnahme von Landau im Jahre 1705 das holländisch-<lb/> englische Heer sie belagerte. Aber an Vauban's Redouten brach sich das<lb/> Glück der Briten; Saarlouis capitulirte nicht. Es blieb im ruhigen Besitz<lb/> Frankreichs, während der großen Revolution, die alle Erinnerungen an die<lb/> Bourbonen vertilgte, in „Sarreiibre" umgetauft, wenig belästigt und beachtet<lb/> in den Napoleonischen Kriegen bis- zum Jahr 1815. wo es zum letzten Mal<lb/> ein kleines Bombardement ohne Schaden zu bestehen holte, als die Preußen<lb/> es einnahmen, welche dem Entscheid des Pariser Vertrags zuvorgekommen<lb/> waren. Seitdem ist es eine preußische Festung und Kreisstadt.</p><lb/> <p xml:id="ID_210" next="#ID_211"> Wenn man mit der Eisenbahn von Saarbrücken kommt, so hat man<lb/> von dem Bahnhof aus noch fast eine halbe Stunde bis zur Stadt. Es führt<lb/> dahin eine Pappelallee, und man passirt ein anscheinend unbedeutendes Vor¬<lb/> werk auf dem rechten Ufer der Saar, ehe man die Brücke dieses hier ziem¬<lb/> lich ansehnlichen Flusses überschreitet und die am linken Ufer gelegene Stadt<lb/> selbst betritt. Auch dem Laien wird während dieses Ganges alsbald klar,<lb/> daß hier sehr bedeutende Werke sich rings um ihn erheben. Seine Einsicht<lb/> steigt, sobald rhin freundliche Belehrung von Sachverständigen zu Hilfe<lb/> kommt. Es wird ihm deutlich, daß der Schwerpunkt der Feste und<lb/> ihrer Vertheidigung in dem Flusse liegt; dieser kann, vermittelst der Brücken-<lb/> schleußen, geschwellt werden, eine Arbeit, welche keine längere Dauer, als<lb/> etwa drei Stunden erfordert; je nach der Höhe des Wasserstandes verwandelt<lb/> sich alsdann die ganze Umgegend binnen zweimal bis dreimal 24 Stunden<lb/> in einen weiten See, der. durch die tiefen Festungsgräben soutenirt. eine<lb/> größere Annäherung von Heeresmassen und Geschütz mindestens außerordent¬<lb/> lich schwierig macht. Leider erreicht oft auch ohne künstliche Anschwellung<lb/> der Wasserstand der Saar eine fast unglaubliche Höhe; so zeigte in den Jahren<lb/> 1-784 und 1804 der Fortifications - Pegel 28 Fuß und darüber; dabei stand<lb/> das Wasser fast 2 Fuß hoch in den Straßen der Stadt, verlief sich aber<lb/> glücklicherweise wieder rasch, ohne besonderen Schaden angerichtet haben.<lb/> Indessen mühte doch auf diesen Umstand bei der Anlage der Werke, VorraM-<lb/> Häuser und Kasematten vielfach Rücksicht genommen werden- So sehr aber<lb/> Saarlouis durch seinen Fluß geschützt erscheint, so hat doch der kluge Ban-<lb/> da-n nicht auf die ungeheueren Fortschritte gerechnet, welche das 19. Jahr¬<lb/> hundert in der Herstellung von Geschützen und Geschossen zu machen bestimmt<lb/> war. Die nächste Höhe, welche die Stadt beherrscht, ist der Limberg. ein<lb/> Bergrücken von etwa^ 800 Fuß über dem Flußspiegel, dessen Abdachung bis<lb/> zur französischen Grenze reicht, von welcher aus also sein geräumiges Plateau<lb/> leicht und schnell zu erreichen ist, sogar für schwere Geschütze. Die Entfer-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
und Saarlrmis ward ein- Centralpunkt für den Binnenhandel des Kreises.
Eine Härte Probe hatte die Festung zu bestehen, als nach der Schlacht bei
Höchstädt und der Einnahme von Landau im Jahre 1705 das holländisch-
englische Heer sie belagerte. Aber an Vauban's Redouten brach sich das
Glück der Briten; Saarlouis capitulirte nicht. Es blieb im ruhigen Besitz
Frankreichs, während der großen Revolution, die alle Erinnerungen an die
Bourbonen vertilgte, in „Sarreiibre" umgetauft, wenig belästigt und beachtet
in den Napoleonischen Kriegen bis- zum Jahr 1815. wo es zum letzten Mal
ein kleines Bombardement ohne Schaden zu bestehen holte, als die Preußen
es einnahmen, welche dem Entscheid des Pariser Vertrags zuvorgekommen
waren. Seitdem ist es eine preußische Festung und Kreisstadt.
Wenn man mit der Eisenbahn von Saarbrücken kommt, so hat man
von dem Bahnhof aus noch fast eine halbe Stunde bis zur Stadt. Es führt
dahin eine Pappelallee, und man passirt ein anscheinend unbedeutendes Vor¬
werk auf dem rechten Ufer der Saar, ehe man die Brücke dieses hier ziem¬
lich ansehnlichen Flusses überschreitet und die am linken Ufer gelegene Stadt
selbst betritt. Auch dem Laien wird während dieses Ganges alsbald klar,
daß hier sehr bedeutende Werke sich rings um ihn erheben. Seine Einsicht
steigt, sobald rhin freundliche Belehrung von Sachverständigen zu Hilfe
kommt. Es wird ihm deutlich, daß der Schwerpunkt der Feste und
ihrer Vertheidigung in dem Flusse liegt; dieser kann, vermittelst der Brücken-
schleußen, geschwellt werden, eine Arbeit, welche keine längere Dauer, als
etwa drei Stunden erfordert; je nach der Höhe des Wasserstandes verwandelt
sich alsdann die ganze Umgegend binnen zweimal bis dreimal 24 Stunden
in einen weiten See, der. durch die tiefen Festungsgräben soutenirt. eine
größere Annäherung von Heeresmassen und Geschütz mindestens außerordent¬
lich schwierig macht. Leider erreicht oft auch ohne künstliche Anschwellung
der Wasserstand der Saar eine fast unglaubliche Höhe; so zeigte in den Jahren
1-784 und 1804 der Fortifications - Pegel 28 Fuß und darüber; dabei stand
das Wasser fast 2 Fuß hoch in den Straßen der Stadt, verlief sich aber
glücklicherweise wieder rasch, ohne besonderen Schaden angerichtet haben.
Indessen mühte doch auf diesen Umstand bei der Anlage der Werke, VorraM-
Häuser und Kasematten vielfach Rücksicht genommen werden- So sehr aber
Saarlouis durch seinen Fluß geschützt erscheint, so hat doch der kluge Ban-
da-n nicht auf die ungeheueren Fortschritte gerechnet, welche das 19. Jahr¬
hundert in der Herstellung von Geschützen und Geschossen zu machen bestimmt
war. Die nächste Höhe, welche die Stadt beherrscht, ist der Limberg. ein
Bergrücken von etwa^ 800 Fuß über dem Flußspiegel, dessen Abdachung bis
zur französischen Grenze reicht, von welcher aus also sein geräumiges Plateau
leicht und schnell zu erreichen ist, sogar für schwere Geschütze. Die Entfer-
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