Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Für die Postsparkasse. bei der Postsparkasse überlasse man zu 3,5 Prozent den Gemeinde- und sonst Es ist nicht zu befürchten, daß eine mit der vorstehenden Beschränkung Die Sparkassen können den Menschen nicht nahe genug gelegt werden. Die Gegner der Postsparkasse sind eigentlich mehr Gegner der dabei zur Für die Postsparkasse. bei der Postsparkasse überlasse man zu 3,5 Prozent den Gemeinde- und sonst Es ist nicht zu befürchten, daß eine mit der vorstehenden Beschränkung Die Sparkassen können den Menschen nicht nahe genug gelegt werden. Die Gegner der Postsparkasse sind eigentlich mehr Gegner der dabei zur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0581" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202010"/> <fw type="header" place="top"> Für die Postsparkasse.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1637" prev="#ID_1636"> bei der Postsparkasse überlasse man zu 3,5 Prozent den Gemeinde- und sonst<lb/> sichern Sparkassen, welche diese Summen zu 4^ Prozent ausleihen, und damit<lb/> einen Gewinn von einem Prozent erzielen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1638"> Es ist nicht zu befürchten, daß eine mit der vorstehenden Beschränkung<lb/> eingerichtete Postsparkasse ihrer geringen Zinsleistung wegen wenig benutzt<lb/> werden würde; denn es fehlt denjenigen Pfennigsparkassen, die sich nicht mit<lb/> Zinsen befassen, sondern nur dem Ansammeln von Sparpfennigen dienen, keines¬<lb/> wegs an Sparern. Wer mit seinen Spareinlagen und den Zinsen davon höher<lb/> hinaus will, als die Postsparkasse zuläßt, der wird damit zu einer genossen¬<lb/> schaftlichen Gemeinde- oder Vezirkssparkasse gehen und bei der Postsparkasse das<lb/> Sparen nach Pfennigen und Marken aufs neue beginnen. In dieser Hinsicht<lb/> wäre eine Postsparkasse, wie die hier gedachte, einer Pfennigsparkasfe ähnlich.<lb/> Möge die Postsparkasse so immerhin eine Pfcnnigsparkasse werden! Sie diente<lb/> damit aber nicht, wie eine andre Pfcnnigsparkasse, nur einem Orte und nur<lb/> einer großen Sparkasse, nein, sie diente allen Sparern und allen Sparkassen<lb/> im Lande. Eine Postsparkasse der gedachten Art wäre somit eine Reichspfennig¬<lb/> sparkasse, die es auf das Sammeln und Bergen der Ersparnisse kleiner Leute<lb/> abgesehen hätte, während die Privat- und Gemeindesparkasscn, bei ihrem seit¬<lb/> herigen Charakter als Depositen- und Hypothekenbanken bleibend, durch die<lb/> Postsparkasse genötigt würden, das volkstümliche, das alle Volksklassen er¬<lb/> greifende Sparen ein- und fortzuführen. Nun ja, die Postsparkasse sei eine Reichs-<lb/> pfennigsparkasfe, jeder Postbeamte ein Sammler und jede Bestelluugspostanstnlt<lb/> eine Sammelstelle, wo Einlagen und Rückerhebungen geschehen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1639"> Die Sparkassen können den Menschen nicht nahe genug gelegt werden.<lb/> Als einer Sache der Übung gilt von dem Sparen das Wort: „Jung gewohnt,<lb/> alt gethan, frühe fang das Gute an." Über die Wichtigkeit des Sparens in<lb/> sittlicher, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung ist niemand im Zweifel. In<lb/> dem Maße als diejenigen, welchen die Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Alters¬<lb/> versicherungen zu gute kommen, sparsam sind oder nicht, verstärken oder schwächen<lb/> sie jene Wohlthaten. Personen, die entfernt von der Heimat leben, bleiben<lb/> durch die Postsparkasse für das Sparen überall im Vaterlande heimisch; sie<lb/> können da überall fortfahren, die Grundlagen für Fleiß, Ordnung und Sittlich¬<lb/> keit zu befestigen und in dem benutzten Postsparkassebüchelchen Beweise für<lb/> Gesinnung, Thun und Lassen erbringen. Diese Beweise würden zuverlässiger<lb/> sein, als die von verschiednen Seiten geplanten Arbeitsbücher.</p><lb/> <p xml:id="ID_1640" next="#ID_1641"> Die Gegner der Postsparkasse sind eigentlich mehr Gegner der dabei zur<lb/> Geltung kommenden Staatshilfe. Allein Selbsthilfe und Staatshilfe sollen<lb/> .Hand in Hand gehen, denn sie ergänzen sich gegenseitig. Durch ihre Ver¬<lb/> einigung werden beide stark. Dieser Stärkung wegen muß die Hauptaufgabe<lb/> der Staatshilfe darin bestehen, die Selbsthilfe der Bürger, welche ja auch in<lb/> der Selbstverwaltung Selbsthilfe bethätigen sollen, zu kräftigen. Dies geschieht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0581]
Für die Postsparkasse.
bei der Postsparkasse überlasse man zu 3,5 Prozent den Gemeinde- und sonst
sichern Sparkassen, welche diese Summen zu 4^ Prozent ausleihen, und damit
einen Gewinn von einem Prozent erzielen können.
Es ist nicht zu befürchten, daß eine mit der vorstehenden Beschränkung
eingerichtete Postsparkasse ihrer geringen Zinsleistung wegen wenig benutzt
werden würde; denn es fehlt denjenigen Pfennigsparkassen, die sich nicht mit
Zinsen befassen, sondern nur dem Ansammeln von Sparpfennigen dienen, keines¬
wegs an Sparern. Wer mit seinen Spareinlagen und den Zinsen davon höher
hinaus will, als die Postsparkasse zuläßt, der wird damit zu einer genossen¬
schaftlichen Gemeinde- oder Vezirkssparkasse gehen und bei der Postsparkasse das
Sparen nach Pfennigen und Marken aufs neue beginnen. In dieser Hinsicht
wäre eine Postsparkasse, wie die hier gedachte, einer Pfennigsparkasfe ähnlich.
Möge die Postsparkasse so immerhin eine Pfcnnigsparkasse werden! Sie diente
damit aber nicht, wie eine andre Pfcnnigsparkasse, nur einem Orte und nur
einer großen Sparkasse, nein, sie diente allen Sparern und allen Sparkassen
im Lande. Eine Postsparkasse der gedachten Art wäre somit eine Reichspfennig¬
sparkasse, die es auf das Sammeln und Bergen der Ersparnisse kleiner Leute
abgesehen hätte, während die Privat- und Gemeindesparkasscn, bei ihrem seit¬
herigen Charakter als Depositen- und Hypothekenbanken bleibend, durch die
Postsparkasse genötigt würden, das volkstümliche, das alle Volksklassen er¬
greifende Sparen ein- und fortzuführen. Nun ja, die Postsparkasse sei eine Reichs-
pfennigsparkasfe, jeder Postbeamte ein Sammler und jede Bestelluugspostanstnlt
eine Sammelstelle, wo Einlagen und Rückerhebungen geschehen können.
Die Sparkassen können den Menschen nicht nahe genug gelegt werden.
Als einer Sache der Übung gilt von dem Sparen das Wort: „Jung gewohnt,
alt gethan, frühe fang das Gute an." Über die Wichtigkeit des Sparens in
sittlicher, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung ist niemand im Zweifel. In
dem Maße als diejenigen, welchen die Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Alters¬
versicherungen zu gute kommen, sparsam sind oder nicht, verstärken oder schwächen
sie jene Wohlthaten. Personen, die entfernt von der Heimat leben, bleiben
durch die Postsparkasse für das Sparen überall im Vaterlande heimisch; sie
können da überall fortfahren, die Grundlagen für Fleiß, Ordnung und Sittlich¬
keit zu befestigen und in dem benutzten Postsparkassebüchelchen Beweise für
Gesinnung, Thun und Lassen erbringen. Diese Beweise würden zuverlässiger
sein, als die von verschiednen Seiten geplanten Arbeitsbücher.
Die Gegner der Postsparkasse sind eigentlich mehr Gegner der dabei zur
Geltung kommenden Staatshilfe. Allein Selbsthilfe und Staatshilfe sollen
.Hand in Hand gehen, denn sie ergänzen sich gegenseitig. Durch ihre Ver¬
einigung werden beide stark. Dieser Stärkung wegen muß die Hauptaufgabe
der Staatshilfe darin bestehen, die Selbsthilfe der Bürger, welche ja auch in
der Selbstverwaltung Selbsthilfe bethätigen sollen, zu kräftigen. Dies geschieht
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |