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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Weil du den Gnaden-Bund mit mir nicht auffgericht/
Noch durch ein Zeichen mich zu deinem Dienst verpflicht.
Wie dort der Regen-Bog dem Noah Zeugniß gabe
Daß seine Gnaden-Zeit den größten Wachsthum habe/
So mag ein Band bey mir das Gnaden-Zeichen seyn
Daß nach vergagner Nacht der heitre Sonnen-Schein
Mit dem Erquickungs-Strahl nach deinen Knechte zielet/
Wodurch er neue Krafft in seiner Seelen fühlet.
Kein süsser Morgen-Thau so sehr das Feld erquickt
Als mich ein Gnaden-Band von deiner Hand beglückt.
Kein Balsam kan so bald das matte Hertz beleben
Als mir dein Bändgen wird ein neues Leben geben.
Ach neige doch dein Ohr zu deines Knechtes Flehn/
Laß ihn nicht unbeschenckt von deinen Füssen gehn.
Verknüpffe durch ein Band dein Wollen und mein Hertze/
So stillt sich meine Furcht/ so leget sich mein Schmertze/
So liebe ich vergnügt/ so sage ich mit recht/
Jch heisse Lebens lang Amarianens Knecht.


Er dancket Silvien vor ein Affections-
Band.
Jch stell mich Silvia, daß ich die Zahlung sey
Weil meine Armuth dir sonst nichtes bieten kan/
Mein Unvermögen zündt nur schlechte Kräuter an/
Es schenckt Vergiß mein nicht/ und opffert Mannes-Tren/
Statt rarer Specerey und reinen Weyrauchs-Flammen/
Dis Opffer wirst du nicht/ galantes Kind/ verdammen/
Weil es ein treuer Knecht auf deinem Altar streut/
Der sich mit Leib und Blut zu deinen Diensten weyht.
Der vor erzeigte Gunst sich deinen Sclaven nennt/
Dem dein geschencktes Band die Ketten angelegt/
Die er als einen Schmuck auf seinen Hertzen trägt/
Das Band/ daß er sich selbst aus Blödigkeit mißgönnt;
Weil dessen Kostbarkeit auch Cronen überwieget/
Und mehr als gläntzend Ertz aus Potosi vergnüget.
Denn wenn gantz Peru mir all seinen Schatz verehrt
Und güldne Berge zinst/ so ist dein Band doch werth/
Daß
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Verliebte und galante Gedichte.
Weil du den Gnaden-Bund mit mir nicht auffgericht/
Noch durch ein Zeichen mich zu deinem Dienſt verpflicht.
Wie dort der Regen-Bog dem Noah Zeugniß gabe
Daß ſeine Gnaden-Zeit den groͤßten Wachsthum habe/
So mag ein Band bey mir das Gnaden-Zeichen ſeyn
Daß nach vergagner Nacht der heitre Sonnen-Schein
Mit dem Erquickungs-Strahl nach deinen Knechte zielet/
Wodurch er neue Krafft in ſeiner Seelen fuͤhlet.
Kein ſuͤſſer Morgen-Thau ſo ſehr das Feld erquickt
Als mich ein Gnaden-Band von deiner Hand begluͤckt.
Kein Balſam kan ſo bald das matte Hertz beleben
Als mir dein Baͤndgen wird ein neues Leben geben.
Ach neige doch dein Ohr zu deines Knechtes Flehn/
Laß ihn nicht unbeſchenckt von deinen Fuͤſſen gehn.
Verknuͤpffe durch ein Band dein Wollen und mein Hertze/
So ſtillt ſich meine Furcht/ ſo leget ſich mein Schmertze/
So liebe ich vergnuͤgt/ ſo ſage ich mit recht/
Jch heiſſe Lebens lang Amarianens Knecht.


Er dancket Silvien vor ein Affections-
Band.
Jch ſtell mich Silvia, daß ich die Zahlung ſey
Weil meine Armuth dir ſonſt nichtes bieten kan/
Mein Unvermoͤgen zuͤndt nur ſchlechte Kraͤuter an/
Es ſchenckt Vergiß mein nicht/ und opffert Mannes-Tren/
Statt rarer Specerey und reinen Weyrauchs-Flammen/
Dis Opffer wirſt du nicht/ galantes Kind/ verdammen/
Weil es ein treuer Knecht auf deinem Altar ſtreut/
Der ſich mit Leib und Blut zu deinen Dienſten weyht.
Der vor erzeigte Gunſt ſich deinen Sclaven nennt/
Dem dein geſchencktes Band die Ketten angelegt/
Die er als einen Schmuck auf ſeinen Hertzen traͤgt/
Das Band/ daß er ſich ſelbſt aus Bloͤdigkeit mißgoͤnnt;
Weil deſſen Koſtbarkeit auch Cronen uͤberwieget/
Und mehr als glaͤntzend Ertz aus Potoſi vergnuͤget.
Denn wenn gantz Peru mir all ſeinen Schatz verehrt
Und guͤldne Berge zinſt/ ſo iſt dein Band doch werth/
Daß
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[65/0083] Verliebte und galante Gedichte. Weil du den Gnaden-Bund mit mir nicht auffgericht/ Noch durch ein Zeichen mich zu deinem Dienſt verpflicht. Wie dort der Regen-Bog dem Noah Zeugniß gabe Daß ſeine Gnaden-Zeit den groͤßten Wachsthum habe/ So mag ein Band bey mir das Gnaden-Zeichen ſeyn Daß nach vergagner Nacht der heitre Sonnen-Schein Mit dem Erquickungs-Strahl nach deinen Knechte zielet/ Wodurch er neue Krafft in ſeiner Seelen fuͤhlet. Kein ſuͤſſer Morgen-Thau ſo ſehr das Feld erquickt Als mich ein Gnaden-Band von deiner Hand begluͤckt. Kein Balſam kan ſo bald das matte Hertz beleben Als mir dein Baͤndgen wird ein neues Leben geben. Ach neige doch dein Ohr zu deines Knechtes Flehn/ Laß ihn nicht unbeſchenckt von deinen Fuͤſſen gehn. Verknuͤpffe durch ein Band dein Wollen und mein Hertze/ So ſtillt ſich meine Furcht/ ſo leget ſich mein Schmertze/ So liebe ich vergnuͤgt/ ſo ſage ich mit recht/ Jch heiſſe Lebens lang Amarianens Knecht. Er dancket Silvien vor ein Affections- Band. Jch ſtell mich Silvia, daß ich die Zahlung ſey Weil meine Armuth dir ſonſt nichtes bieten kan/ Mein Unvermoͤgen zuͤndt nur ſchlechte Kraͤuter an/ Es ſchenckt Vergiß mein nicht/ und opffert Mannes-Tren/ Statt rarer Specerey und reinen Weyrauchs-Flammen/ Dis Opffer wirſt du nicht/ galantes Kind/ verdammen/ Weil es ein treuer Knecht auf deinem Altar ſtreut/ Der ſich mit Leib und Blut zu deinen Dienſten weyht. Der vor erzeigte Gunſt ſich deinen Sclaven nennt/ Dem dein geſchencktes Band die Ketten angelegt/ Die er als einen Schmuck auf ſeinen Hertzen traͤgt/ Das Band/ daß er ſich ſelbſt aus Bloͤdigkeit mißgoͤnnt; Weil deſſen Koſtbarkeit auch Cronen uͤberwieget/ Und mehr als glaͤntzend Ertz aus Potoſi vergnuͤget. Denn wenn gantz Peru mir all ſeinen Schatz verehrt Und guͤldne Berge zinſt/ ſo iſt dein Band doch werth/ Daß E

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/83>, abgerufen am 30.04.2024.