Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.mir zuzuwenden; dieses allein würde meine Abneigung in eine Gesellschaft einzutreten, wo auch nur zwei mich ungern sehen, nicht haben überwinden können. Aber diese Lese-Anstalt ist mir unentbehrlich, da ich Herausgeber einer Zeitschrift bin (der Wage) und wir Journalisten, wie Sie wissen, weder Honig, damit zu erquicken, noch Wachs, damit zu leuchten, machen können, wenn wir nicht auf den litterarischen Wiesen, bald diese bald jene Blume aussaugen. Man hat mich versichert, daß Sie, werthester Herr, die Gefälligkeit selbst wären, und sich gewiß bemühen würden, meinen Wunsch in Erfüllung zu bringen. Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu unterzeichnen Man schlug ihm sein Gesuch ab, weil die Gesetze der Anstalt Israeliten ausschlossen. Nun war er doch Christ und konnte sich als solcher geltend machen! Dies verschmähte er. Man erfuhr seine Religionsänderung erst, als er einige Jahre später einen verdrießlichen Handel mit der Polizei hatte, der ihn auf mehre Tage, wegen eines Mißverständnisses, auf die mir zuzuwenden; dieses allein würde meine Abneigung in eine Gesellschaft einzutreten, wo auch nur zwei mich ungern sehen, nicht haben überwinden können. Aber diese Lese-Anstalt ist mir unentbehrlich, da ich Herausgeber einer Zeitschrift bin (der Wage) und wir Journalisten, wie Sie wissen, weder Honig, damit zu erquicken, noch Wachs, damit zu leuchten, machen können, wenn wir nicht auf den litterarischen Wiesen, bald diese bald jene Blume aussaugen. Man hat mich versichert, daß Sie, werthester Herr, die Gefälligkeit selbst wären, und sich gewiß bemühen würden, meinen Wunsch in Erfüllung zu bringen. Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu unterzeichnen Man schlug ihm sein Gesuch ab, weil die Gesetze der Anstalt Israeliten ausschlossen. Nun war er doch Christ und konnte sich als solcher geltend machen! Dies verschmähte er. Man erfuhr seine Religionsänderung erst, als er einige Jahre später einen verdrießlichen Handel mit der Polizei hatte, der ihn auf mehre Tage, wegen eines Mißverständnisses, auf die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0142" n="100"/> mir zuzuwenden; dieses allein würde meine Abneigung in eine Gesellschaft einzutreten, wo auch nur zwei mich ungern sehen, nicht haben überwinden können. Aber diese Lese-Anstalt ist mir unentbehrlich, da ich Herausgeber einer Zeitschrift bin (der Wage) und wir Journalisten, wie Sie wissen, weder Honig, damit zu erquicken, noch Wachs, damit zu leuchten, machen können, wenn wir nicht auf den litterarischen Wiesen, bald diese bald jene Blume aussaugen. Man hat mich versichert, daß Sie, werthester Herr, die Gefälligkeit selbst wären, und sich gewiß bemühen würden, meinen Wunsch in Erfüllung zu bringen.</p> <p>Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu unterzeichnen<lb/><hi rendition="#right">Ihr ergebenster<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Börne. </hi> Frankfurt, den 12. November 1818.<lb/> Im Johaniterhof auf der Fahrgasse.)</p> <p>Man schlug ihm sein Gesuch ab, weil die Gesetze der Anstalt Israeliten ausschlossen. Nun war er doch Christ und konnte sich als solcher geltend machen! Dies verschmähte er. Man erfuhr seine Religionsänderung erst, als er einige Jahre später einen verdrießlichen Handel mit der Polizei hatte, der ihn auf mehre Tage, wegen eines Mißverständnisses, auf die </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0142]
mir zuzuwenden; dieses allein würde meine Abneigung in eine Gesellschaft einzutreten, wo auch nur zwei mich ungern sehen, nicht haben überwinden können. Aber diese Lese-Anstalt ist mir unentbehrlich, da ich Herausgeber einer Zeitschrift bin (der Wage) und wir Journalisten, wie Sie wissen, weder Honig, damit zu erquicken, noch Wachs, damit zu leuchten, machen können, wenn wir nicht auf den litterarischen Wiesen, bald diese bald jene Blume aussaugen. Man hat mich versichert, daß Sie, werthester Herr, die Gefälligkeit selbst wären, und sich gewiß bemühen würden, meinen Wunsch in Erfüllung zu bringen.
Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu unterzeichnen
Ihr ergebenster
Dr. Börne. Frankfurt, den 12. November 1818.
Im Johaniterhof auf der Fahrgasse.)
Man schlug ihm sein Gesuch ab, weil die Gesetze der Anstalt Israeliten ausschlossen. Nun war er doch Christ und konnte sich als solcher geltend machen! Dies verschmähte er. Man erfuhr seine Religionsänderung erst, als er einige Jahre später einen verdrießlichen Handel mit der Polizei hatte, der ihn auf mehre Tage, wegen eines Mißverständnisses, auf die
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/142>, abgerufen am 10.06.2024. |