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Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

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Engel dienen zur Anzeigung der göttlichen Providentz, sonderlich gegen die Frommen. Die Wunder-Wercke der bösen Geister sind vermuthlich von geringern Kräften, und haben die Verführung und Plagung der im Guten noch nicht befestigten Menschen zu ihrem Endzweck. Allein man muß die Wunder-Wercke GOttes den bösen Geistern nicht zuschreiben, wie einige thun, welche dem Satan die Gewalt über den Circul des beweglichen Geblühts der Menschen, die Gewalt über Tod und Leben, die Gabe der Sprachen und Gesundmachung, die Kraft der Verwandelung der Menschen in Thiere, und so ferner, beymessen. Es ist kein zulänglicher Grund bishero beygebracht worden, warum GOtt durch ein Wunderwerck den einen Menschen abgewürget, und dessen Bluht in eines andern todten Leichnahm und ins Grab überbracht habe. Den Würckungen der guten Engel mag man dergleichen Bluhtsaugungen nicht zumuthen. Die bösen Engel aber dürfen sich an das Leben der Menschen nicht wagen, weil solches in ihrer Gewalt nicht stehet. Die Todten mag auch der Satan nicht in der Unverweßlichkeit erhalten, weil dieses, wie wir aus der Historie von der Auferstehung CHristi wissen, zu den höchsten Wunder-Wercken GOttes gehöret.

§. XLII.

Eine jede Erfahrung 3) muß den rechten Gebrauch aller zur Empfindung gehörigen Sinnen zum Grunde setzen. Wenn die Gliedmassen der

Engel dienen zur Anzeigung der göttlichen Providentz, sonderlich gegen die Frommen. Die Wunder-Wercke der bösen Geister sind vermuthlich von geringern Kräften, und haben die Verführung und Plagung der im Guten noch nicht befestigten Menschen zu ihrem Endzweck. Allein man muß die Wunder-Wercke GOttes den bösen Geistern nicht zuschreiben, wie einige thun, welche dem Satan die Gewalt über den Circul des beweglichen Geblühts der Menschen, die Gewalt über Tod und Leben, die Gabe der Sprachen und Gesundmachung, die Kraft der Verwandelung der Menschen in Thiere, und so ferner, beymessen. Es ist kein zulänglicher Grund bishero beygebracht worden, warum GOtt durch ein Wunderwerck den einen Menschen abgewürget, und dessen Bluht in eines andern todten Leichnahm und ins Grab überbracht habe. Den Würckungen der guten Engel mag man dergleichen Bluhtsaugungen nicht zumuthen. Die bösen Engel aber dürfen sich an das Leben der Menschen nicht wagen, weil solches in ihrer Gewalt nicht stehet. Die Todten mag auch der Satan nicht in der Unverweßlichkeit erhalten, weil dieses, wie wir aus der Historie von der Auferstehung CHristi wissen, zu den höchsten Wunder-Wercken GOttes gehöret.

§. XLII.

Eine jede Erfahrung 3) muß den rechten Gebrauch aller zur Empfindung gehörigen Sinnen zum Grunde setzen. Wenn die Gliedmassen der

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Engel dienen zur Anzeigung der göttlichen Providentz, sonderlich gegen die Frommen. Die Wunder-Wercke der bösen Geister sind vermuthlich von geringern Kräften, und haben die Verführung und Plagung der im Guten noch nicht befestigten Menschen zu ihrem Endzweck. Allein man muß die Wunder-Wercke GOttes den bösen Geistern nicht zuschreiben, wie einige thun, welche dem Satan die Gewalt über den Circul des beweglichen Geblühts der Menschen, die Gewalt über Tod und Leben, die Gabe der Sprachen und Gesundmachung, die Kraft der Verwandelung der Menschen in Thiere, und so ferner, beymessen. Es ist kein zulänglicher Grund bishero beygebracht worden, warum GOtt durch ein Wunderwerck den einen Menschen abgewürget, und dessen Bluht in eines andern todten Leichnahm und ins Grab überbracht habe. Den Würckungen der guten Engel mag man dergleichen Bluhtsaugungen nicht zumuthen. Die bösen Engel aber dürfen sich an das Leben der Menschen nicht wagen, weil solches in ihrer Gewalt nicht stehet. Die Todten mag auch der Satan nicht in der Unverweßlichkeit erhalten, weil dieses, wie wir aus der Historie von der Auferstehung CHristi wissen, zu den höchsten Wunder-Wercken GOttes gehöret.</p>
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[127/0125] Engel dienen zur Anzeigung der göttlichen Providentz, sonderlich gegen die Frommen. Die Wunder-Wercke der bösen Geister sind vermuthlich von geringern Kräften, und haben die Verführung und Plagung der im Guten noch nicht befestigten Menschen zu ihrem Endzweck. Allein man muß die Wunder-Wercke GOttes den bösen Geistern nicht zuschreiben, wie einige thun, welche dem Satan die Gewalt über den Circul des beweglichen Geblühts der Menschen, die Gewalt über Tod und Leben, die Gabe der Sprachen und Gesundmachung, die Kraft der Verwandelung der Menschen in Thiere, und so ferner, beymessen. Es ist kein zulänglicher Grund bishero beygebracht worden, warum GOtt durch ein Wunderwerck den einen Menschen abgewürget, und dessen Bluht in eines andern todten Leichnahm und ins Grab überbracht habe. Den Würckungen der guten Engel mag man dergleichen Bluhtsaugungen nicht zumuthen. Die bösen Engel aber dürfen sich an das Leben der Menschen nicht wagen, weil solches in ihrer Gewalt nicht stehet. Die Todten mag auch der Satan nicht in der Unverweßlichkeit erhalten, weil dieses, wie wir aus der Historie von der Auferstehung CHristi wissen, zu den höchsten Wunder-Wercken GOttes gehöret. §. XLII. Eine jede Erfahrung 3) muß den rechten Gebrauch aller zur Empfindung gehörigen Sinnen zum Grunde setzen. Wenn die Gliedmassen der

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Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/125>, abgerufen am 26.04.2024.