same behielten u. s. w. dies weiß ich, und wer sollte das nicht wissen?
Und weiß man das; wem wird die weitläuf- tige prächtige Anmahnung: "die Fürsten sollten "doch bedenken, daß sie ihre Münzen für die "Nachwelt schlagen lassen, daß diese ja der späte- "sten Nachkommenschaft ihren Geschmack verkün- "digen sollen: die geharnischten Brustbilder wären "doch wider das Uebliche unsrer Zeiten: an Mün- "zen und Statuen des Alterthums fände er doch "solche Rüstung nicht: an byzantinischen Kaisern "auch nicht so ganz: sie bleibe doch für unsre Zei- "ten fremde: sie stelle doch eine Sache vor, die "wir in der Natur nicht mehr sehen: die Römer "hätten sich doch nie in ägyptischer Kleidung, oder "mit parthischen Tiaren abbilden lassen: man "brächte damit der Nachkommenschaft nichts, als "ganz falsche Begriffe von den Trachten unsrer "Zeit bei -- -- und was der Verf. darüber auf sieben Seiten Gelehrtes, Wohlschmeckendes und Zurechtweisendes von Heliogabalus und Chil- derich, von Alexander und Aristobulus sagen möge, das artige Gebeth des Hrn. Watelets, und den artigen Spaas vom Löwen und Affen d. i. vom Fürsten und seinem Künstler, von der friedfertigen und mit frommem Abscheu gegen alles Morden und Blutvergießen verwahrten Bürgerkompagnie, von der lockichten Perucke und ihrer Herrlichkeiten brei-
tem
Kritiſche Waͤlder.
ſame behielten u. ſ. w. dies weiß ich, und wer ſollte das nicht wiſſen?
Und weiß man das; wem wird die weitlaͤuf- tige praͤchtige Anmahnung: „die Fuͤrſten ſollten „doch bedenken, daß ſie ihre Muͤnzen fuͤr die „Nachwelt ſchlagen laſſen, daß dieſe ja der ſpaͤte- „ſten Nachkommenſchaft ihren Geſchmack verkuͤn- „digen ſollen: die geharniſchten Bruſtbilder waͤren „doch wider das Uebliche unſrer Zeiten: an Muͤn- „zen und Statuen des Alterthums faͤnde er doch „ſolche Ruͤſtung nicht: an byzantiniſchen Kaiſern „auch nicht ſo ganz: ſie bleibe doch fuͤr unſre Zei- „ten fremde: ſie ſtelle doch eine Sache vor, die „wir in der Natur nicht mehr ſehen: die Roͤmer „haͤtten ſich doch nie in aͤgyptiſcher Kleidung, oder „mit parthiſchen Tiaren abbilden laſſen: man „braͤchte damit der Nachkommenſchaft nichts, als „ganz falſche Begriffe von den Trachten unſrer „Zeit bei — — und was der Verf. daruͤber auf ſieben Seiten Gelehrtes, Wohlſchmeckendes und Zurechtweiſendes von Heliogabalus und Chil- derich, von Alexander und Ariſtobulus ſagen moͤge, das artige Gebeth des Hrn. Watelets, und den artigen Spaas vom Loͤwen und Affen d. i. vom Fuͤrſten und ſeinem Kuͤnſtler, von der friedfertigen und mit frommem Abſcheu gegen alles Morden und Blutvergießen verwahrten Buͤrgerkompagnie, von der lockichten Perucke und ihrer Herrlichkeiten brei-
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Kritiſche Waͤlder.
ſame behielten u. ſ. w. dies weiß ich, und wer
ſollte das nicht wiſſen?
Und weiß man das; wem wird die weitlaͤuf-
tige praͤchtige Anmahnung: „die Fuͤrſten ſollten
„doch bedenken, daß ſie ihre Muͤnzen fuͤr die
„Nachwelt ſchlagen laſſen, daß dieſe ja der ſpaͤte-
„ſten Nachkommenſchaft ihren Geſchmack verkuͤn-
„digen ſollen: die geharniſchten Bruſtbilder waͤren
„doch wider das Uebliche unſrer Zeiten: an Muͤn-
„zen und Statuen des Alterthums faͤnde er doch
„ſolche Ruͤſtung nicht: an byzantiniſchen Kaiſern
„auch nicht ſo ganz: ſie bleibe doch fuͤr unſre Zei-
„ten fremde: ſie ſtelle doch eine Sache vor, die
„wir in der Natur nicht mehr ſehen: die Roͤmer
„haͤtten ſich doch nie in aͤgyptiſcher Kleidung, oder
„mit parthiſchen Tiaren abbilden laſſen: man
„braͤchte damit der Nachkommenſchaft nichts, als
„ganz falſche Begriffe von den Trachten unſrer
„Zeit bei — — und was der Verf. daruͤber
auf ſieben Seiten Gelehrtes, Wohlſchmeckendes
und Zurechtweiſendes von Heliogabalus und Chil-
derich, von Alexander und Ariſtobulus ſagen moͤge,
das artige Gebeth des Hrn. Watelets, und den
artigen Spaas vom Loͤwen und Affen d. i. vom
Fuͤrſten und ſeinem Kuͤnſtler, von der friedfertigen
und mit frommem Abſcheu gegen alles Morden und
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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/74>, abgerufen am 17.06.2024.
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