sey die Hauptsache bey dieser Arbeit; sie war ihm Ja und Amen! Aber, lieber Grosva- ter! -- Aber, lieber Major! Mag es beym Aber bleiben, und jeder lebe seines Glaubens! --
Ich kann mich irren; allein mich dünkt mein Vater besaß das, was die Griechen, apophthegmatiken brakhulogian kai lakoniken nannten. Herr v. G --, der Selige, pflegte um dem frühen Spargel und der Pfeife im Freien meines Vaters nicht zu nahe zu kom- men, zu sagen, er sey aus Lacedämon. Herr v. G -- ehrte meines Vaters Wortgriffe. Schade, sagte mein Vater, daß ich nur auf Worte herabgesetzt bin -- Zum Glück auf Volksworte, wie ich zu Gott hoffe. Freund, sagte Herr v. G --, kommen Sie wenns Ge- legenheit giebt, auf die Bärenjagd! Mein Vater zeigte auf seine Reverende. Jagd, fügt' er hinzu, um kein Wort schuldig zu bleiben, ist nur Thatenspiel, Ballschlag! Zum Wort Funken selbst gehört Stahl und Feurstein! Pastor! beschloß Herr v. G -- Sie Stahl! ich Kiesel! --
Mein Vater war kein Freund von Sprüchwörtern, von faulen Knechten, von
stum-
A a 4
ſey die Hauptſache bey dieſer Arbeit; ſie war ihm Ja und Amen! Aber, lieber Grosva- ter! — Aber, lieber Major! Mag es beym Aber bleiben, und jeder lebe ſeines Glaubens! —
Ich kann mich irren; allein mich duͤnkt mein Vater beſaß das, was die Griechen, ἀποφϑεγματικὴν βραχυλογίαν καὶ λακωνικὴν nannten. Herr v. G —, der Selige, pflegte um dem fruͤhen Spargel und der Pfeife im Freien meines Vaters nicht zu nahe zu kom- men, zu ſagen, er ſey aus Lacedaͤmon. Herr v. G — ehrte meines Vaters Wortgriffe. Schade, ſagte mein Vater, daß ich nur auf Worte herabgeſetzt bin — Zum Gluͤck auf Volksworte, wie ich zu Gott hoffe. Freund, ſagte Herr v. G —, kommen Sie wenns Ge- legenheit giebt, auf die Baͤrenjagd! Mein Vater zeigte auf ſeine Reverende. Jagd, fuͤgt’ er hinzu, um kein Wort ſchuldig zu bleiben, iſt nur Thatenſpiel, Ballſchlag! Zum Wort Funken ſelbſt gehoͤrt Stahl und Feurſtein! Paſtor! beſchloß Herr v. G — Sie Stahl! ich Kieſel! —
Mein Vater war kein Freund von Spruͤchwoͤrtern, von faulen Knechten, von
ſtum-
A a 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0383"n="375"/>ſey die Hauptſache bey dieſer Arbeit; ſie war<lb/>
ihm Ja und Amen! Aber, lieber Grosva-<lb/>
ter! — Aber, lieber Major! Mag es<lb/>
beym Aber bleiben, und jeder lebe ſeines<lb/>
Glaubens! —</p><lb/><p>Ich kann mich irren; allein mich duͤnkt<lb/>
mein Vater beſaß das, was die Griechen,<lb/>ἀποφϑεγματικὴνβραχυλογίανκαὶλακωνικὴν<lb/>
nannten. Herr v. G —, der Selige, pflegte<lb/>
um dem fruͤhen Spargel und der Pfeife im<lb/>
Freien meines Vaters nicht zu nahe zu kom-<lb/>
men, zu ſagen, er ſey aus Lacedaͤmon. Herr<lb/>
v. G — ehrte meines Vaters Wortgriffe.<lb/>
Schade, ſagte mein Vater, daß ich nur auf<lb/>
Worte herabgeſetzt bin — Zum Gluͤck auf<lb/>
Volksworte, wie ich zu Gott hoffe. Freund,<lb/>ſagte Herr v. G —, kommen Sie wenns Ge-<lb/>
legenheit giebt, auf die Baͤrenjagd! Mein<lb/>
Vater zeigte auf ſeine Reverende. Jagd,<lb/>
fuͤgt’ er hinzu, um kein Wort ſchuldig zu<lb/>
bleiben, iſt nur Thatenſpiel, Ballſchlag!<lb/>
Zum Wort Funken ſelbſt gehoͤrt Stahl und<lb/>
Feurſtein! Paſtor! beſchloß Herr v. G —<lb/>
Sie Stahl! ich Kieſel! —</p><lb/><p>Mein Vater war kein Freund von<lb/>
Spruͤchwoͤrtern, von faulen Knechten, von<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtum-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[375/0383]
ſey die Hauptſache bey dieſer Arbeit; ſie war
ihm Ja und Amen! Aber, lieber Grosva-
ter! — Aber, lieber Major! Mag es
beym Aber bleiben, und jeder lebe ſeines
Glaubens! —
Ich kann mich irren; allein mich duͤnkt
mein Vater beſaß das, was die Griechen,
ἀποφϑεγματικὴν βραχυλογίαν καὶ λακωνικὴν
nannten. Herr v. G —, der Selige, pflegte
um dem fruͤhen Spargel und der Pfeife im
Freien meines Vaters nicht zu nahe zu kom-
men, zu ſagen, er ſey aus Lacedaͤmon. Herr
v. G — ehrte meines Vaters Wortgriffe.
Schade, ſagte mein Vater, daß ich nur auf
Worte herabgeſetzt bin — Zum Gluͤck auf
Volksworte, wie ich zu Gott hoffe. Freund,
ſagte Herr v. G —, kommen Sie wenns Ge-
legenheit giebt, auf die Baͤrenjagd! Mein
Vater zeigte auf ſeine Reverende. Jagd,
fuͤgt’ er hinzu, um kein Wort ſchuldig zu
bleiben, iſt nur Thatenſpiel, Ballſchlag!
Zum Wort Funken ſelbſt gehoͤrt Stahl und
Feurſtein! Paſtor! beſchloß Herr v. G —
Sie Stahl! ich Kieſel! —
Mein Vater war kein Freund von
Spruͤchwoͤrtern, von faulen Knechten, von
ſtum-
A a 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/383>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.