Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.von besondern Bestimmungen abhängig ist. chen Quellen, von klaren Bächen und kleinen Wasserfällen belebt. Der Geschmackder Griechen war heiter und rein, wie die Luft um die Wohnung ihrer Musen. Unstreitig gewinnen die Geschäfte des Geistes einen geschwindern und glückli- Sehr viel ist an den Umständen gelegen, unter welchen die erste Bildung des bäude, K 2
von beſondern Beſtimmungen abhaͤngig iſt. chen Quellen, von klaren Baͤchen und kleinen Waſſerfaͤllen belebt. Der Geſchmackder Griechen war heiter und rein, wie die Luft um die Wohnung ihrer Muſen. Unſtreitig gewinnen die Geſchaͤfte des Geiſtes einen geſchwindern und gluͤckli- Sehr viel iſt an den Umſtaͤnden gelegen, unter welchen die erſte Bildung des baͤude, K 2
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von beſondern Beſtimmungen abhaͤngig iſt.
chen Quellen, von klaren Baͤchen und kleinen Waſſerfaͤllen belebt. Der Geſchmack
der Griechen war heiter und rein, wie die Luft um die Wohnung ihrer Muſen.
Unſtreitig gewinnen die Geſchaͤfte des Geiſtes einen geſchwindern und gluͤckli-
chern Fortgang, wenn wir von Gegenſtaͤnden umgeben ſind, die ihrer Natur nach
ſanfte und angenehme Eindruͤcke auf uns machen. Die Schoͤnheit und Heiterkeit ei-
ner Gegend ſchmeichelt nicht blos dem aͤußern Sinn, ſie erwaͤrmet nicht blos unſere
Lebensgeiſter zu einer ſchnellern Bewegung; ſie belebt auch die Einbildungskraft mit
friſchen Bildern, und erhoͤhet durch die Anmuthigkeit, die ſie in den innern Sinn er-
gießt, zugleich die ganze Thaͤtigkeit des Geiſtes. Wir fuͤhlen es bald, wie aufge-
weckt und heiter der Kopf iſt, wenn wir uns in einer ſchoͤnen Gegend oder im Gar-
ten eine frohe Bewegung gemacht, und dann zur Arbeit zuruͤckkehren. Der Dich-
ter, der Redner, der Schriftſteller, der Kuͤnſtler muͤſſen aus der reinen Quelle der
Natur ihre Bilder ſchoͤpfen; ſie muͤſſen demnach ſehr fruͤh Gelegenheit haben, ſie zu
finden. Die Anmuthigkeit des Geiſtes, die von dem Genuß der ſchoͤnen Natur ein-
gefloͤßt wird, macht uͤberall unſer Gluͤck im Privatleben und am Hofe, in der Fami-
lie und in der großen Geſellſchaft. Die Stadt verwoͤhnt und verunſtaltet ſo leicht den
Geſchmack der Jugend; das Land, der Garten giebt zu ſeiner Bildung nicht blos
Reiz, ſondern auch Anleitung. Die reinſten und edelſten Vergnuͤgungen gewaͤhrt
immer die Natur; wer ſie in ihrem Schooß zu finden ſich gewoͤhnt, der hat eine
reiche Quelle angenehmer Empfindungen, die ihm das ganze Leben hinab nachfließt.
Sehr viel iſt an den Umſtaͤnden gelegen, unter welchen die erſte Bildung des
Menſchen angefangen wird. Die ganze Stimmung unſerer Empfindungskraft haͤngt
meiſt von den erſten Eindruͤcken ab, die unſere Jugend empfaͤngt; dieſe ſetzen uns faſt
immer in einen Ton, der uns durch das ganze Leben nicht verlaͤßt. Junge Seelen,
denen fruͤh ein Gefuͤhl der Reinlichkeit, der Harmonie, der Annehmlichkeit eingefloͤßt
wird, werden dies Gefuͤhl nicht leicht verlieren; es wird in ihre Urtheile, in ihre
Handlungen uͤbergehen, ſie uͤberall begleiten. Die Verſperrung, die Unreinlichkeit,
die Rauhigkeit, das geſchmackloſe Anſehen, das faſt in allen Schulen volkreicher
Staͤdte herrſcht, muͤſſen ſehr natuͤrlich die Seelen der Jugend, die darinn verſchloſ-
ſen iſt, erniedrigen, und ſie allmaͤlig gegen die feinern Eindruͤcke der Schoͤnheit in
den Werken der Natur und der Kunſt unempfindlich machen. Daher ſo viel
Stumpfheit, Geſchmackloſigkeit, und niedrige Plumpheit in den Sitten junger Leute,
welche die Schulen verlaſſen. Einrichtungen, welche Begriffe und Empfindungen
von Ordnung, von Schicklichkeit, von Schoͤnheit verbreiten, Gebaͤude und Garten-
anlagen, die dazu beytragen, ſind demnach bey Erziehungsanſtalten nicht weniger
nothwendig, als gute Lehrer. Wie ſelten iſt noch wohl hieran gedacht Die Ge-
baͤude,
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