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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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war ein herziges tolles Kind und Niemand wußte anders als Gutes von ihr.

Schon recht, sagte ich also, das mag so sein; 's sollte mich auch gewundert haben, wenn ihr Beide euch nicht getroffen. Also das Alles wollt ihr, und dennoch willst du dir den verdammten Freibrief nicht verschaffen? Du bist nun achtzehn Jahr, wie lange wird's währen und sie holen dich? Denn vergessen thun sie dich gewiß nicht, verlaß dich darauf! -- Sie finden mich nicht, Ohm, versetzte er lachend, und wenn auch, sie kriegen mich nicht, dazu bin ich ihnen viel zu fix. Also, sprach ich ärgerlich, aus bloßem Hochmuth willst du kein gutes Wort geben und lieber dein Leben lang in Angst und Sorgen leben? -- Bah, rief er, ich scheere mich um sie nicht so viel! Und ich bitte nimmer, wo ich weiß, daß es umsonst ist.

So plauderten und zankten wir eines schönen Nachmittags, da wir am Hafen auf einigen Ballen saßen. Es war vergeblich, was ich auch sagen mochte, und als gar nachher der Jan dazu kam und mit seiner gewöhnlichen Grobheit dazwischen fuhr, da war's ganz aus; die Galle stieg mir in den Kopf, und fuchswild rief ich endlich aus: So möge euch denn Beide der Teufel holen! Allein denkt an mich: übers Jahr marschirt der Bursch da nach meiner Trommel, so gewiß wir Drei hier beisammen sind. Aber dann werd' ich auch kein Erbarmen haben, sag' ich euch; denn solch ein Hochmuth ist mehr als sündlich, er ist

war ein herziges tolles Kind und Niemand wußte anders als Gutes von ihr.

Schon recht, sagte ich also, das mag so sein; 's sollte mich auch gewundert haben, wenn ihr Beide euch nicht getroffen. Also das Alles wollt ihr, und dennoch willst du dir den verdammten Freibrief nicht verschaffen? Du bist nun achtzehn Jahr, wie lange wird's währen und sie holen dich? Denn vergessen thun sie dich gewiß nicht, verlaß dich darauf! — Sie finden mich nicht, Ohm, versetzte er lachend, und wenn auch, sie kriegen mich nicht, dazu bin ich ihnen viel zu fix. Also, sprach ich ärgerlich, aus bloßem Hochmuth willst du kein gutes Wort geben und lieber dein Leben lang in Angst und Sorgen leben? — Bah, rief er, ich scheere mich um sie nicht so viel! Und ich bitte nimmer, wo ich weiß, daß es umsonst ist.

So plauderten und zankten wir eines schönen Nachmittags, da wir am Hafen auf einigen Ballen saßen. Es war vergeblich, was ich auch sagen mochte, und als gar nachher der Jan dazu kam und mit seiner gewöhnlichen Grobheit dazwischen fuhr, da war's ganz aus; die Galle stieg mir in den Kopf, und fuchswild rief ich endlich aus: So möge euch denn Beide der Teufel holen! Allein denkt an mich: übers Jahr marschirt der Bursch da nach meiner Trommel, so gewiß wir Drei hier beisammen sind. Aber dann werd' ich auch kein Erbarmen haben, sag' ich euch; denn solch ein Hochmuth ist mehr als sündlich, er ist

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/22>, abgerufen am 30.04.2024.