[Spaltenumbruch]si dicuntur ad maturitatem sponte sua pervenire, & semen laudabile perficere.
Es sind auch sonst viel Sorten von der Iride tube- rosa und bulbosa, davon mag man den Königlichen Holländischen Gärtner fol. 84. 85. und 86. besehen.
Kaysers-Cron/ Tusai, Corona Imperialis, ist zweyerley Farben/ eine ist Pomerantzen-Farb/ und die ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach sind etliche/ aber gar selten/ gefüllt/ die meisten aber einfach/ so findet man auch die 2 oder gar 3 übereinander gesetzte Blumen- Reyen/ doch selten und mit sonderbaren Fleiß zuwegen gebracht. Herr Böckler setzt auch gelbe solche Blumen/ mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen wüsten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol- riechende sollen zu finden seyn.
Artlich ist/ daß diese Blumen/ wiewol sie abwärts hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein Tröpflein klares und süsses Wasser haben; salubri do- cumento scatere lachrymis etiam coronas, davon bey Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Disti- chon setzet:
Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant, Respicio terras, ros meus unde venit.
Der Königliche Holländische Gärtner fol. 75. sagt/ man finde von diesem Gewächse rothe/ bleichrothe/ weisse/ doch gar selten/ gelbe/ doppelte/ geschäckichte Blumen/ mit breiten und schmalen Stielen/ auch zwey Reyhen übereinander.
Nach der Blühe kommen eckichte Häubter/ voll platten röthlichten Saamens/ sie treiben bißweilen ex Iusu Naturae, wie einen doppelten Stengel/ und brin- gen doppelt so viel Blumen/ als die andern/ das folgende Jahr aber blühen sie wieder einfach.
Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/ man soll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/ Schaaf- und Kühemist unterbetten/ und Erden darauf/ daß ihre Wurtzen allein den Mist erreichen mögen/ so werden sie stärcker treiben und blühen/ auch mehr und grös- sere Blumen aufsetzen; sie will mittelmässigen Sonnen- schein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/ wiewol man sie meistens hin und wieder an die Ecken und Spitzen der Bettlein zur Zierd am besten zertheilet/ daß ihre gegeneinander wolgesetzte Ordnung dem gan- tzen Garten ein desto besser Aussehen gibt; man muß sie (weil ihr Kiel zart und gleichsam unbekleidet scheinet) nur allein ausheben/ wann sie gar zu viel Beysätze machen/ welches man den Sommer durch an den Nebenschöß- lein erkennen kan/ damit man die übrige Brut abledige/ und diß geschiehet im September/ wird aber gleich wie- der eingesetzt; Oder will man sie ein acht Tag austrock- nen lassen/ mag man sie in ein Papier wickeln/ und in einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben sie nicht zu [Spaltenumbruch]
viel/ und dauren im Schatten länger/ sie blühen im A- pril und May.
Herr Joh. Georg Schiel in seinem neuen practicir- ten Blumengarten fol. 109. sagt/ man soll diese Kiel nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die- se aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider anderer Meynung/ man soll sie an die Sonnen/ und nicht im Schatten stellen; die unträchtige Stengel soll man fleissig und bey der Erden abschneiden/ sonst wird sich der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit seinem Safft in sie eingiessen/ den er sonst zu seiner Ergrösse- rung besser kan anwenden. Wann man sie (wie die Tulipen) ansäet/ bringen sie offt andere rare Farben herfür.
Laurembergius sagt in seinem Apparatu Planta- rum lib. 1. cap. 5. daß zu Constantinopel solche Blu- men mit drey Reyhen gefunden werden/ sagt auch/ wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das Grötzlein gantz bleibe) voneinander schneide/ und wie- der zusammen fest gebunden/ und mit Peltzwachs ver- strichen/ also einlege/ sollen sie zwey-Reyhig wer- den.
In matricis praefocatione (spricht erweiter) Mu- lieres Batavae hoc foetido Bulbo utuntur, admo- ventes naribus in ascensu, & inferioribus in pro- lapsu. Der Kiel ist oben hohl/ darauf muß ein Reb- Blat gebunden seyn/ wann man ihn einlegt/ daß die Nässe nicht einsitzen und der Kiel verfaulen möge.
Leucojum bulbosum, ist auch eine von den ersten Frülings-Blumen/ ist grosser und kleiner Gattung/ son- derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu sagen 6 Blätlein/ zwar nur drey schneeweisse längere/ aber drey kurtze mit einem grünen gestreifften Hertzlein be- zeichnete/ und wie eine Cron stehende Blätlein hat; ist ein holdseliges Blümlein/ das auch in den Wiesen zu finden/ und mit seinem schneeweissen Blätlein mit dem noch ligenden Schnee einen Wettstritt hält/ als wolte es denselbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren grünen Blättern den ankommenden Früling empfangen und begrüssen/ wird auch Schneetröpflein genannt/ hat ei- nen schwachen und der Kornblühe gleichenden Geruch. Das andere mit sechs Blätlein weiß und unten mit grünen Näglein stehet auch in den Wiesen/ hat einen lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den Gärten gefunden/ hat gleichweisse und mit grün unten besetzte/ aber mehr-blätteriche und gefüllte Blumen/ diese beede blühen etwas später als die erste/ können a- ber ziemlich dicht ineinander/ sonderlich die erste Gat- tung/ gesetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und setzen ihre Kiel häuffig zu/ tragen auch allesamt ihren Saa- men/ dardurch sie ohne viel Mühe und Sorge mögen fortgepflantzet werden/ und darf man sie selten ausneh- men; wachsen an der Sonne und im Schatten/ doch nach dem Situ loci früher und später/ dörffen keine grosse Wartung.
Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]ſi dicuntur ad maturitatem ſponte ſuâ pervenire, & ſemen laudabile perficere.
Es ſind auch ſonſt viel Sorten von der Iride tube- roſâ und bulboſâ, davon mag man den Koͤniglichen Hollaͤndiſchen Gaͤrtner fol. 84. 85. und 86. beſehen.
Kayſers-Cron/ Tuſai, Corona Imperialis, iſt zweyerley Farben/ eine iſt Pomerantzen-Farb/ und die ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach ſind etliche/ aber gar ſelten/ gefuͤllt/ die meiſten aber einfach/ ſo findet man auch die 2 oder gar 3 uͤbereinander geſetzte Blumen- Reyen/ doch ſelten und mit ſonderbaren Fleiß zuwegen gebracht. Herr Boͤckler ſetzt auch gelbe ſolche Blumen/ mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen wuͤſten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol- riechende ſollen zu finden ſeyn.
Artlich iſt/ daß dieſe Blumen/ wiewol ſie abwaͤrts hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein Troͤpflein klares und ſuͤſſes Waſſer haben; ſalubri do- cumento ſcatere lachrymis etiam coronas, davon bey Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Diſti- chon ſetzet:
Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant, Reſpicio terras, ros meus unde venit.
Der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrtner fol. 75. ſagt/ man finde von dieſem Gewaͤchſe rothe/ bleichrothe/ weiſſe/ doch gar ſelten/ gelbe/ doppelte/ geſchaͤckichte Blumen/ mit breiten und ſchmalen Stielen/ auch zwey Reyhen uͤbereinander.
Nach der Bluͤhe kommen eckichte Haͤubter/ voll platten roͤthlichten Saamens/ ſie treiben bißweilen ex Iuſu Naturæ, wie einen doppelten Stengel/ und brin- gen doppelt ſo viel Blumen/ als die andern/ das folgende Jahr aber bluͤhen ſie wieder einfach.
Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/ man ſoll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/ Schaaf- und Kuͤhemiſt unterbetten/ und Erden darauf/ daß ihre Wurtzen allein den Miſt erreichen moͤgen/ ſo werden ſie ſtaͤrcker treiben uñ bluͤhen/ auch mehr und groͤſ- ſere Blumen aufſetzen; ſie will mittelmaͤſſigen Sonnen- ſchein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/ wiewol man ſie meiſtens hin und wieder an die Ecken und Spitzen der Bettlein zur Zierd am beſten zertheilet/ daß ihre gegeneinander wolgeſetzte Ordnung dem gan- tzen Garten ein deſto beſſer Ausſehen gibt; man muß ſie (weil ihr Kiel zart und gleichſam unbekleidet ſcheinet) nur allein ausheben/ wañ ſie gar zu viel Beyſaͤtze machen/ welches man den Sommer durch an den Nebenſchoͤß- lein erkennen kan/ damit man die uͤbrige Brut abledige/ und diß geſchiehet im September/ wird aber gleich wie- der eingeſetzt; Oder will man ſie ein acht Tag austrock- nen laſſen/ mag man ſie in ein Papier wickeln/ und in einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben ſie nicht zu [Spaltenumbruch]
viel/ und dauren im Schatten laͤnger/ ſie bluͤhen im A- pril und May.
Herr Joh. Georg Schiel in ſeinem neuen practicir- ten Blumengarten fol. 109. ſagt/ man ſoll dieſe Kiel nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die- ſe aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider anderer Meynung/ man ſoll ſie an die Sonnen/ und nicht im Schatten ſtellen; die untraͤchtige Stengel ſoll man fleiſſig und bey der Erden abſchneiden/ ſonſt wird ſich der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit ſeinem Safft in ſie eingieſſen/ den er ſonſt zu ſeiner Ergroͤſſe- rung beſſer kan anwenden. Wann man ſie (wie die Tulipen) anſaͤet/ bringen ſie offt andere rare Farben herfuͤr.
Laurembergius ſagt in ſeinem Apparatu Planta- rum lib. 1. cap. 5. daß zu Conſtantinopel ſolche Blu- men mit drey Reyhen gefunden werden/ ſagt auch/ wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das Groͤtzlein gantz bleibe) voneinander ſchneide/ und wie- der zuſammen feſt gebunden/ und mit Peltzwachs ver- ſtrichen/ alſo einlege/ ſollen ſie zwey-Reyhig wer- den.
In matricis præfocatione (ſpricht erweiter) Mu- lieres Batavæ hoc fœtido Bulbo utuntur, admo- ventes naribus in aſcenſu, & inferioribus in pro- lapſu. Der Kiel iſt oben hohl/ darauf muß ein Reb- Blat gebunden ſeyn/ wann man ihn einlegt/ daß die Naͤſſe nicht einſitzen und der Kiel verfaulen moͤge.
Leucojum bulboſum, iſt auch eine von den erſten Fruͤlings-Blumen/ iſt groſſer und kleiner Gattung/ ſon- derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu ſagen 6 Blaͤtlein/ zwar nur drey ſchneeweiſſe laͤngere/ aber drey kurtze mit einem gruͤnen geſtreifften Hertzlein be- zeichnete/ und wie eine Cron ſtehende Blaͤtlein hat; iſt ein holdſeliges Bluͤmlein/ das auch in den Wieſen zu finden/ und mit ſeinem ſchneeweiſſen Blaͤtlein mit dem noch ligenden Schnee einen Wettſtritt haͤlt/ als wolte es denſelbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren gruͤnen Blaͤttern den ankommenden Fruͤling empfangen und begruͤſſen/ wird auch Schneetroͤpflein genannt/ hat ei- nen ſchwachen und der Kornbluͤhe gleichenden Geruch. Das andere mit ſechs Blaͤtlein weiß und unten mit gruͤnen Naͤglein ſtehet auch in den Wieſen/ hat einen lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den Gaͤrten gefunden/ hat gleichweiſſe und mit gruͤn unten beſetzte/ aber mehr-blaͤtteriche und gefuͤllte Blumen/ dieſe beede bluͤhen etwas ſpaͤter als die erſte/ koͤnnen a- ber ziemlich dicht ineinander/ ſonderlich die erſte Gat- tung/ geſetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und ſetzen ihre Kiel haͤuffig zu/ tragen auch alleſamt ihren Saa- men/ dardurch ſie ohne viel Muͤhe und Sorge moͤgen fortgepflantzet werden/ und darf man ſie ſelten ausneh- men; wachſen an der Sonne und im Schatten/ doch nach dem Situ loci fruͤher und ſpaͤter/ doͤrffen keine groſſe Wartung.
Cap.
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[958[656]/0694]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
ſi dicuntur ad maturitatem ſponte ſuâ pervenire, &
ſemen laudabile perficere.
Es ſind auch ſonſt viel Sorten von der Iride tube-
roſâ und bulboſâ, davon mag man den Koͤniglichen
Hollaͤndiſchen Gaͤrtner fol. 84. 85. und 86. beſehen.
Kayſers-Cron/ Tuſai, Corona Imperialis, iſt
zweyerley Farben/ eine iſt Pomerantzen-Farb/ und die
ander/ aber rarer/ liechtgelb; hernach ſind etliche/ aber
gar ſelten/ gefuͤllt/ die meiſten aber einfach/ ſo findet man
auch die 2 oder gar 3 uͤbereinander geſetzte Blumen-
Reyen/ doch ſelten und mit ſonderbaren Fleiß zuwegen
gebracht. Herr Boͤckler ſetzt auch gelbe ſolche Blumen/
mit rothen Streiffen durchzogen fol. 511. haben einen
wuͤſten unangenehmen Geruch/ wiewol auch etliche wol-
riechende ſollen zu finden ſeyn.
Artlich iſt/ daß dieſe Blumen/ wiewol ſie abwaͤrts
hangen/ dennoch auf dem Boden eines jeden Blats ein
Troͤpflein klares und ſuͤſſes Waſſer haben; ſalubri do-
cumento ſcatere lachrymis etiam coronas, davon bey
Tanara im 5 Buch Andreas Marianus folgendes Diſti-
chon ſetzet:
Syderibus flores inhient, ut Sydera lambant,
Reſpicio terras, ros meus unde venit.
Der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Gaͤrtner fol. 75. ſagt/
man finde von dieſem Gewaͤchſe rothe/ bleichrothe/
weiſſe/ doch gar ſelten/ gelbe/ doppelte/ geſchaͤckichte
Blumen/ mit breiten und ſchmalen Stielen/ auch zwey
Reyhen uͤbereinander.
Nach der Bluͤhe kommen eckichte Haͤubter/ voll
platten roͤthlichten Saamens/ ſie treiben bißweilen ex
Iuſu Naturæ, wie einen doppelten Stengel/ und brin-
gen doppelt ſo viel Blumen/ als die andern/ das folgende
Jahr aber bluͤhen ſie wieder einfach.
Sie wollen ein gutes Land. Herr Lauremberg will/
man ſoll einer Hand breit tieffer/ als die Kiel ligen/
Schaaf- und Kuͤhemiſt unterbetten/ und Erden darauf/
daß ihre Wurtzen allein den Miſt erreichen moͤgen/ ſo
werden ſie ſtaͤrcker treiben uñ bluͤhen/ auch mehr und groͤſ-
ſere Blumen aufſetzen; ſie will mittelmaͤſſigen Sonnen-
ſchein/ und gute leichte Erden/ werden einer halben
Spannen tief und Spannenweit voneinander eingelegt/
wiewol man ſie meiſtens hin und wieder an die Ecken und
Spitzen der Bettlein zur Zierd am beſten zertheilet/
daß ihre gegeneinander wolgeſetzte Ordnung dem gan-
tzen Garten ein deſto beſſer Ausſehen gibt; man muß ſie
(weil ihr Kiel zart und gleichſam unbekleidet ſcheinet)
nur allein ausheben/ wañ ſie gar zu viel Beyſaͤtze machen/
welches man den Sommer durch an den Nebenſchoͤß-
lein erkennen kan/ damit man die uͤbrige Brut abledige/
und diß geſchiehet im September/ wird aber gleich wie-
der eingeſetzt; Oder will man ſie ein acht Tag austrock-
nen laſſen/ mag man ſie in ein Papier wickeln/ und in
einer Schachtel verwahren; die Sonne lieben ſie nicht zu
viel/ und dauren im Schatten laͤnger/ ſie bluͤhen im A-
pril und May.
Herr Joh. Georg Schiel in ſeinem neuen practicir-
ten Blumengarten fol. 109. ſagt/ man ſoll dieſe Kiel
nicht zu den Tulipen legen/ weil jene einen magern/ die-
ſe aber einen guten Grund erfordern/ will auch/ wider
anderer Meynung/ man ſoll ſie an die Sonnen/ und nicht
im Schatten ſtellen; die untraͤchtige Stengel ſoll man
fleiſſig und bey der Erden abſchneiden/ ſonſt wird ſich
der Kiel nur vergebens und ohne Nutzen mit ſeinem
Safft in ſie eingieſſen/ den er ſonſt zu ſeiner Ergroͤſſe-
rung beſſer kan anwenden. Wann man ſie (wie die
Tulipen) anſaͤet/ bringen ſie offt andere rare Farben
herfuͤr.
Laurembergius ſagt in ſeinem Apparatu Planta-
rum lib. 1. cap. 5. daß zu Conſtantinopel ſolche Blu-
men mit drey Reyhen gefunden werden/ ſagt auch/
wann man zween Kiel nicht gar mitten (damit das
Groͤtzlein gantz bleibe) voneinander ſchneide/ und wie-
der zuſammen feſt gebunden/ und mit Peltzwachs ver-
ſtrichen/ alſo einlege/ ſollen ſie zwey-Reyhig wer-
den.
In matricis præfocatione (ſpricht erweiter) Mu-
lieres Batavæ hoc fœtido Bulbo utuntur, admo-
ventes naribus in aſcenſu, & inferioribus in pro-
lapſu. Der Kiel iſt oben hohl/ darauf muß ein Reb-
Blat gebunden ſeyn/ wann man ihn einlegt/ daß die
Naͤſſe nicht einſitzen und der Kiel verfaulen moͤge.
Leucojum bulboſum, iſt auch eine von den erſten
Fruͤlings-Blumen/ iſt groſſer und kleiner Gattung/ ſon-
derlich das Triphyllon, wiewol es eigentlicher zu ſagen
6 Blaͤtlein/ zwar nur drey ſchneeweiſſe laͤngere/ aber
drey kurtze mit einem gruͤnen geſtreifften Hertzlein be-
zeichnete/ und wie eine Cron ſtehende Blaͤtlein hat; iſt
ein holdſeliges Bluͤmlein/ das auch in den Wieſen zu
finden/ und mit ſeinem ſchneeweiſſen Blaͤtlein mit dem
noch ligenden Schnee einen Wettſtritt haͤlt/ als wolte
es denſelbigen hiemit beurlauben/ und mit ihren gruͤnen
Blaͤttern den ankommenden Fruͤling empfangen und
begruͤſſen/ wird auch Schneetroͤpflein genannt/ hat ei-
nen ſchwachen und der Kornbluͤhe gleichenden Geruch.
Das andere mit ſechs Blaͤtlein weiß und unten mit
gruͤnen Naͤglein ſtehet auch in den Wieſen/ hat einen
lieblichen Veyel-Geruch. Das dritte wird nur in den
Gaͤrten gefunden/ hat gleichweiſſe und mit gruͤn unten
beſetzte/ aber mehr-blaͤtteriche und gefuͤllte Blumen/
dieſe beede bluͤhen etwas ſpaͤter als die erſte/ koͤnnen a-
ber ziemlich dicht ineinander/ ſonderlich die erſte Gat-
tung/ geſetzt werden/ lieben feuchten Grund/ und ſetzen
ihre Kiel haͤuffig zu/ tragen auch alleſamt ihren Saa-
men/ dardurch ſie ohne viel Muͤhe und Sorge moͤgen
fortgepflantzet werden/ und darf man ſie ſelten ausneh-
men; wachſen an der Sonne und im Schatten/ doch
nach dem Situ loci fruͤher und ſpaͤter/ doͤrffen keine
groſſe Wartung.
Cap.
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 958[656]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/694>, abgerufen am 08.05.2024.
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