würdig, als ein Mann der mit den Thieren des Wal- des auf diesem Fuß steht! Woher, wenn ich fragen darf --
"Da sehen Sie die Bescheerung!" --
Jn einem der tiefsten und umfangreichsten Löcher dieser waldumwachsenen Straße, -- man darf behaup- ten, daß die Straße in ihrer totalen Breite auf jener verhängnißvollen Stelle nur ein Loch war -- lag von trüben Wellen umspült ein Wagen, jenen Gebäu- den nicht unähnlich in und mit denen Anton's Freunde und Feinde dereinst am Strande der Flammen Raub wurden. Wenn ich sage "er lag", so bedien' ich mich gedankenlos einer herkömmlichen Phrase, die das Bild schlecht bezeichnet. Jch müßte sagen "er stand;" doch seiner gewöhnlichen Stellung als Wagen wenig entsprechend, stand er auf dem Kopfe; mindestens streckte er seine Füße, die Räder, zum Himmel empor, von diesem Hülfe flehend. Wie es erreicht worden sei, diesen gänzlichen Umsturz der Dinge zu bewirken, würde Anton bei allem Aufgebote der Einbildungs- kraft nicht begriffen haben, wäre ihm die bildliche Auseinandersetzung des Pekeschen-Mannes nicht ent- gegen gekommen.
"Jch hab' geschlafen, seh'n Sie, denn ich war
7 *
wuͤrdig, als ein Mann der mit den Thieren des Wal- des auf dieſem Fuß ſteht! Woher, wenn ich fragen darf —
„Da ſehen Sie die Beſcheerung!“ —
Jn einem der tiefſten und umfangreichſten Loͤcher dieſer waldumwachſenen Straße, — man darf behaup- ten, daß die Straße in ihrer totalen Breite auf jener verhaͤngnißvollen Stelle nur ein Loch war — lag von truͤben Wellen umſpuͤlt ein Wagen, jenen Gebaͤu- den nicht unaͤhnlich in und mit denen Anton’s Freunde und Feinde dereinſt am Strande der Flammen Raub wurden. Wenn ich ſage „er lag“, ſo bedien’ ich mich gedankenlos einer herkoͤmmlichen Phraſe, die das Bild ſchlecht bezeichnet. Jch muͤßte ſagen „er ſtand;“ doch ſeiner gewoͤhnlichen Stellung als Wagen wenig entſprechend, ſtand er auf dem Kopfe; mindeſtens ſtreckte er ſeine Fuͤße, die Raͤder, zum Himmel empor, von dieſem Huͤlfe flehend. Wie es erreicht worden ſei, dieſen gaͤnzlichen Umſturz der Dinge zu bewirken, wuͤrde Anton bei allem Aufgebote der Einbildungs- kraft nicht begriffen haben, waͤre ihm die bildliche Auseinanderſetzung des Pekeſchen-Mannes nicht ent- gegen gekommen.
„Jch hab’ geſchlafen, ſeh’n Sie, denn ich war
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wuͤrdig, als ein Mann der mit den Thieren des Wal-
des auf dieſem Fuß ſteht! Woher, wenn ich fragen
darf —
„Da ſehen Sie die Beſcheerung!“ —
Jn einem der tiefſten und umfangreichſten Loͤcher
dieſer waldumwachſenen Straße, — man darf behaup-
ten, daß die Straße in ihrer totalen Breite auf jener
verhaͤngnißvollen Stelle nur ein Loch war — lag
von truͤben Wellen umſpuͤlt ein Wagen, jenen Gebaͤu-
den nicht unaͤhnlich in und mit denen Anton’s Freunde
und Feinde dereinſt am Strande der Flammen Raub
wurden. Wenn ich ſage „er lag“, ſo bedien’ ich mich
gedankenlos einer herkoͤmmlichen Phraſe, die das
Bild ſchlecht bezeichnet. Jch muͤßte ſagen „er ſtand;“
doch ſeiner gewoͤhnlichen Stellung als Wagen wenig
entſprechend, ſtand er auf dem Kopfe; mindeſtens
ſtreckte er ſeine Fuͤße, die Raͤder, zum Himmel empor,
von dieſem Huͤlfe flehend. Wie es erreicht worden
ſei, dieſen gaͤnzlichen Umſturz der Dinge zu bewirken,
wuͤrde Anton bei allem Aufgebote der Einbildungs-
kraft nicht begriffen haben, waͤre ihm die bildliche
Auseinanderſetzung des Pekeſchen-Mannes nicht ent-
gegen gekommen.
„Jch hab’ geſchlafen, ſeh’n Sie, denn ich war
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/103>, abgerufen am 17.06.2024.
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