Der Alte thut auch den Mund nicht auf. Wir drei führen eine lebhafte Unterhaltung. Heute den ganzen Tag haben wir nichts gesprochen. Jch glaube, unsere Hasen reden mehr mitsammen."
Vom 7. Dezember.
"Jetzt eben hat sie ihre Thür' in's Schloß fallen lassen, wie mit Absicht, daß ich's hören sollte.
Wahrscheinlich wünscht sie, ich möchte wieder anpochen und etwa um Einlaß flehen, wie ein kleiner Junge, den die Mama hinausgeworfen. Nichts da, Jungfer Alheit die Gans!"
Vom 8. Dezember.
"Wenn ich nur wüßte, was sie immer noch in ihrer Stube treibt, nachdem sie sich eingeriegelt, ein- gehäkelt, eingekettelt, eingeschlossen hat? Das dauert manchmal noch eine volle Stunde, wo ich bis herüber sie höre Stühle schieben, Tische rücken. Jch muß sie doch belauschen. Morgen früh, sobald sie hinabgegan- gen ist in ihre Wirthschaft, werd' ich einen Bohrer nehmen und mir ein Guckloch einrichten. Nur, daß die Zeit vergeht. Schlafen kann ich ohnedies nicht."
Vom 9. Dezember.
"Das Observationsloch ist gut gerathen; ich kann ihr Stübchen übersehen. Jch hab' es mit einem
Der Alte thut auch den Mund nicht auf. Wir drei fuͤhren eine lebhafte Unterhaltung. Heute den ganzen Tag haben wir nichts geſprochen. Jch glaube, unſere Haſen reden mehr mitſammen.“
Vom 7. Dezember.
„Jetzt eben hat ſie ihre Thuͤr’ in’s Schloß fallen laſſen, wie mit Abſicht, daß ich’s hoͤren ſollte.
Wahrſcheinlich wuͤnſcht ſie, ich moͤchte wieder anpochen und etwa um Einlaß flehen, wie ein kleiner Junge, den die Mama hinausgeworfen. Nichts da, Jungfer Alheit die Gans!“
Vom 8. Dezember.
„Wenn ich nur wuͤßte, was ſie immer noch in ihrer Stube treibt, nachdem ſie ſich eingeriegelt, ein- gehaͤkelt, eingekettelt, eingeſchloſſen hat? Das dauert manchmal noch eine volle Stunde, wo ich bis heruͤber ſie hoͤre Stuͤhle ſchieben, Tiſche ruͤcken. Jch muß ſie doch belauſchen. Morgen fruͤh, ſobald ſie hinabgegan- gen iſt in ihre Wirthſchaft, werd’ ich einen Bohrer nehmen und mir ein Guckloch einrichten. Nur, daß die Zeit vergeht. Schlafen kann ich ohnedies nicht.“
Vom 9. Dezember.
„Das Obſervationsloch iſt gut gerathen; ich kann ihr Stuͤbchen uͤberſehen. Jch hab’ es mit einem
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Der Alte thut auch den Mund nicht auf. Wir
drei fuͤhren eine lebhafte Unterhaltung. Heute den
ganzen Tag haben wir nichts geſprochen. Jch glaube,
unſere Haſen reden mehr mitſammen.“
Vom 7. Dezember.
„Jetzt eben hat ſie ihre Thuͤr’ in’s Schloß fallen
laſſen, wie mit Abſicht, daß ich’s hoͤren ſollte.
Wahrſcheinlich wuͤnſcht ſie, ich moͤchte wieder
anpochen und etwa um Einlaß flehen, wie ein kleiner
Junge, den die Mama hinausgeworfen. Nichts da,
Jungfer Alheit die Gans!“
Vom 8. Dezember.
„Wenn ich nur wuͤßte, was ſie immer noch in
ihrer Stube treibt, nachdem ſie ſich eingeriegelt, ein-
gehaͤkelt, eingekettelt, eingeſchloſſen hat? Das dauert
manchmal noch eine volle Stunde, wo ich bis heruͤber
ſie hoͤre Stuͤhle ſchieben, Tiſche ruͤcken. Jch muß ſie
doch belauſchen. Morgen fruͤh, ſobald ſie hinabgegan-
gen iſt in ihre Wirthſchaft, werd’ ich einen Bohrer
nehmen und mir ein Guckloch einrichten. Nur, daß
die Zeit vergeht. Schlafen kann ich ohnedies nicht.“
Vom 9. Dezember.
„Das Obſervationsloch iſt gut gerathen; ich kann
ihr Stuͤbchen uͤberſehen. Jch hab’ es mit einem
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/126>, abgerufen am 17.06.2024.
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