Ehemann werden soll, -- und doch denk' ich nichts Anderes, wie sie, und könnte die ganze Nacht vor ihrer Thüre frösteln und klappern, -- wenn sie nicht im Finstern zu Bett ginge.
Seit acht Tagen bin ich Willens, mich vor Schla- fenszeit in ihr Zimmer zu schleichen, damit sie mich schon darin finde, wenn sie die Pforte vor mir ver- schließen will, .... doch es ist, als erriethe sie meine Absichten; denn sie verliert sich allabendlich so schlau und rasch aus Vaters Wohnzimmer, während ich noch bei ihm sitze, daß ich ohne Gewalt nicht vermag, ihr den Vorrang abzugewinnen. Eil' ich dann hin- auf, so hör' ich sie, -- so lang' ich noch auf der Treppe bin, -- oben den Riegel schon vorschieben. Der ver- fluchte Riegel! der soll mich am längsten verdrossen haben."
Vom 21. Dezember.
"Heute wird Nachtriegel und alles, was Eisen- werk an ihrer Thüre heißt, vernichtet; so zwar, daß sie nicht mehr kapabel ist, sich einzusperren. Dem Schlüssel dreh' ich im Schlosse den Bart ab. Mag sie dann Kasten und Tische vorschieben, -- die müssen meiner Gewalt weichen.
Ehemann werden ſoll, — und doch denk’ ich nichts Anderes, wie ſie, und koͤnnte die ganze Nacht vor ihrer Thuͤre froͤſteln und klappern, — wenn ſie nicht im Finſtern zu Bett ginge.
Seit acht Tagen bin ich Willens, mich vor Schla- fenszeit in ihr Zimmer zu ſchleichen, damit ſie mich ſchon darin finde, wenn ſie die Pforte vor mir ver- ſchließen will, .... doch es iſt, als erriethe ſie meine Abſichten; denn ſie verliert ſich allabendlich ſo ſchlau und raſch aus Vaters Wohnzimmer, waͤhrend ich noch bei ihm ſitze, daß ich ohne Gewalt nicht vermag, ihr den Vorrang abzugewinnen. Eil’ ich dann hin- auf, ſo hoͤr’ ich ſie, — ſo lang’ ich noch auf der Treppe bin, — oben den Riegel ſchon vorſchieben. Der ver- fluchte Riegel! der ſoll mich am laͤngſten verdroſſen haben.“
Vom 21. Dezember.
„Heute wird Nachtriegel und alles, was Eiſen- werk an ihrer Thuͤre heißt, vernichtet; ſo zwar, daß ſie nicht mehr kapabel iſt, ſich einzuſperren. Dem Schluͤſſel dreh’ ich im Schloſſe den Bart ab. Mag ſie dann Kaſten und Tiſche vorſchieben, — die muͤſſen meiner Gewalt weichen.
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Ehemann werden ſoll, — und doch denk’ ich nichts
Anderes, wie ſie, und koͤnnte die ganze Nacht vor ihrer
Thuͤre froͤſteln und klappern, — wenn ſie nicht im
Finſtern zu Bett ginge.
Seit acht Tagen bin ich Willens, mich vor Schla-
fenszeit in ihr Zimmer zu ſchleichen, damit ſie mich
ſchon darin finde, wenn ſie die Pforte vor mir ver-
ſchließen will, .... doch es iſt, als erriethe ſie meine
Abſichten; denn ſie verliert ſich allabendlich ſo ſchlau
und raſch aus Vaters Wohnzimmer, waͤhrend ich
noch bei ihm ſitze, daß ich ohne Gewalt nicht vermag,
ihr den Vorrang abzugewinnen. Eil’ ich dann hin-
auf, ſo hoͤr’ ich ſie, — ſo lang’ ich noch auf der Treppe
bin, — oben den Riegel ſchon vorſchieben. Der ver-
fluchte Riegel! der ſoll mich am laͤngſten verdroſſen
haben.“
Vom 21. Dezember.
„Heute wird Nachtriegel und alles, was Eiſen-
werk an ihrer Thuͤre heißt, vernichtet; ſo zwar, daß
ſie nicht mehr kapabel iſt, ſich einzuſperren. Dem
Schluͤſſel dreh’ ich im Schloſſe den Bart ab. Mag
ſie dann Kaſten und Tiſche vorſchieben, — die muͤſſen
meiner Gewalt weichen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/130>, abgerufen am 17.06.2024.
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