Mirabel nimmt seinen Geiger mit auf's Land, wo dieser Belfall findet, jener den Tod. -- Anton setzet das Geschäft weiter fort. -- Wie er einem alten Gegner begegnet, der noch sehr jung ist.
Mirabel kam Antons Wünschen zuvor. Der Früh- ling trieb ihn ohnehin aus der Stadt, auf ländilche Weide. Sie schlossen einen neuen Vertrag, erneuer- ten vielmehr den alten und sagten dem lieben E. Valet.
Von ihrem Leben auf den Landschlössern, in den Beamtenhäusern, die beide nun wechselnd bezogen und nach vierwöchentlichem Aufenthalte wieder ver- ließen, ist wenig zu berichten, was unsern Anton angeht. Jmmer die alte Leier: gedankenloses Her- geigen der alten Tanzmelodieen; dann aber, sobald dieses überstanden: Einsamkeit im Feld, im Freien, im Grünen. Da lebte der junge Mann recht eigent- lich seiner männlichen Entwickelung; da lernte er denken, indem er verglich, erwog, und sinnend an sich bildete.
Was ihn umgab, ließ ihn gleichgültig. Was er durchlebt hatte, galt ihm nur in sofern noch für wichtig, als er die Eindrücke zu erforschen strebte,
Zweiundſechszigſtes Kapitel.
Mirabel nimmt ſeinen Geiger mit auf’s Land, wo dieſer Belfall findet, jener den Tod. — Anton ſetzet das Geſchäft weiter fort. — Wie er einem alten Gegner begegnet, der noch ſehr jung iſt.
Mirabel kam Antons Wuͤnſchen zuvor. Der Fruͤh- ling trieb ihn ohnehin aus der Stadt, auf laͤndilche Weide. Sie ſchloſſen einen neuen Vertrag, erneuer- ten vielmehr den alten und ſagten dem lieben E. Valet.
Von ihrem Leben auf den Landſchloͤſſern, in den Beamtenhaͤuſern, die beide nun wechſelnd bezogen und nach vierwoͤchentlichem Aufenthalte wieder ver- ließen, iſt wenig zu berichten, was unſern Anton angeht. Jmmer die alte Leier: gedankenloſes Her- geigen der alten Tanzmelodieen; dann aber, ſobald dieſes uͤberſtanden: Einſamkeit im Feld, im Freien, im Gruͤnen. Da lebte der junge Mann recht eigent- lich ſeiner maͤnnlichen Entwickelung; da lernte er denken, indem er verglich, erwog, und ſinnend an ſich bildete.
Was ihn umgab, ließ ihn gleichguͤltig. Was er durchlebt hatte, galt ihm nur in ſofern noch fuͤr wichtig, als er die Eindruͤcke zu erforſchen ſtrebte,
<TEI><text><body><pbfacs="#f0158"n="154"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Zweiundſechszigſtes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Mirabel nimmt ſeinen Geiger mit auf’s Land, wo dieſer Belfall findet, jener<lb/>
den Tod. — Anton ſetzet das Geſchäft weiter fort. — Wie er einem alten<lb/>
Gegner begegnet, der noch ſehr jung iſt.</hi></p></argument><lb/><p>Mirabel kam Antons Wuͤnſchen zuvor. Der Fruͤh-<lb/>
ling trieb ihn ohnehin aus der Stadt, auf laͤndilche<lb/>
Weide. Sie ſchloſſen einen neuen Vertrag, erneuer-<lb/>
ten vielmehr den alten und ſagten dem lieben E.<lb/>
Valet.</p><lb/><p>Von ihrem Leben auf den Landſchloͤſſern, in den<lb/>
Beamtenhaͤuſern, die beide nun wechſelnd bezogen<lb/>
und nach vierwoͤchentlichem Aufenthalte wieder ver-<lb/>
ließen, iſt wenig zu berichten, was unſern Anton<lb/>
angeht. Jmmer die alte Leier: gedankenloſes Her-<lb/>
geigen der alten Tanzmelodieen; dann aber, ſobald<lb/>
dieſes uͤberſtanden: Einſamkeit im Feld, im Freien,<lb/>
im Gruͤnen. Da lebte der junge Mann recht eigent-<lb/>
lich ſeiner maͤnnlichen Entwickelung; da <hirendition="#g">lernte</hi> er<lb/>
denken, indem er verglich, erwog, und ſinnend an ſich<lb/>
bildete.</p><lb/><p>Was ihn umgab, ließ ihn gleichguͤltig. Was er<lb/>
durchlebt <hirendition="#g">hatte,</hi> galt ihm nur in ſofern noch fuͤr<lb/>
wichtig, als er die Eindruͤcke zu erforſchen ſtrebte,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[154/0158]
Zweiundſechszigſtes Kapitel.
Mirabel nimmt ſeinen Geiger mit auf’s Land, wo dieſer Belfall findet, jener
den Tod. — Anton ſetzet das Geſchäft weiter fort. — Wie er einem alten
Gegner begegnet, der noch ſehr jung iſt.
Mirabel kam Antons Wuͤnſchen zuvor. Der Fruͤh-
ling trieb ihn ohnehin aus der Stadt, auf laͤndilche
Weide. Sie ſchloſſen einen neuen Vertrag, erneuer-
ten vielmehr den alten und ſagten dem lieben E.
Valet.
Von ihrem Leben auf den Landſchloͤſſern, in den
Beamtenhaͤuſern, die beide nun wechſelnd bezogen
und nach vierwoͤchentlichem Aufenthalte wieder ver-
ließen, iſt wenig zu berichten, was unſern Anton
angeht. Jmmer die alte Leier: gedankenloſes Her-
geigen der alten Tanzmelodieen; dann aber, ſobald
dieſes uͤberſtanden: Einſamkeit im Feld, im Freien,
im Gruͤnen. Da lebte der junge Mann recht eigent-
lich ſeiner maͤnnlichen Entwickelung; da lernte er
denken, indem er verglich, erwog, und ſinnend an ſich
bildete.
Was ihn umgab, ließ ihn gleichguͤltig. Was er
durchlebt hatte, galt ihm nur in ſofern noch fuͤr
wichtig, als er die Eindruͤcke zu erforſchen ſtrebte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/158>, abgerufen am 14.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.