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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

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ganz unentbehrlich. Dazu muß es nach Deut-
scher Art auf Hieb und Stoß, und beides links
und rechts getrieben werden. Es schickt sich nicht
recht für Turnplätze, wohl aber für Turnhäu-
ser und- Säle. Bei der Berliner Turnanstalt
wird es besonders als Winterübung an den ge-
wöhnlichen Turnnachmittagen vorgenommen, im
Sommer aber von 6 bis 8 Uhr des Mor-
gens -- auf einem dazu eigens gemietheten Sale.
Hier wird das Schwingen immer des Abends
getrieben, weil es eher bei Licht geschehen kann,
und frühmorgens zu sehr ermüden und für den
Tag abmatten würde.

Die Lehrart und Kunstsprache der Fecht-
kunst liegt sehr im Argen. Es hat der Kunst
als solcher geschadet, daß sie als Selbsthülfe und
Kampfschirm ausschließlich betrachtet worden.
So hat sich jeder besondere Kampfbrauch in
die Kunst gemischt. Dadurch daß der Altdeut-
sche Kampfwart erst ein Mitmann, und
zuletzt ein Beiständner und lebendiger Schild-
halter geworden; durch Stichblätter wie Sup-
penteller, durch Sturmhüte, Riesenstulpen,

Schlag-

ganz unentbehrlich. Dazu muß es nach Deut-
ſcher Art auf Hieb und Stoß, und beides links
und rechts getrieben werden. Es ſchickt ſich nicht
recht für Turnplätze, wohl aber für Turnhäu-
ſer und- Säle. Bei der Berliner Turnanſtalt
wird es beſonders als Winterübung an den ge-
wöhnlichen Turnnachmittagen vorgenommen, im
Sommer aber von 6 bis 8 Uhr des Mor-
gens — auf einem dazu eigens gemietheten Sale.
Hier wird das Schwingen immer des Abends
getrieben, weil es eher bei Licht geſchehen kann,
und frühmorgens zu ſehr ermüden und für den
Tag abmatten würde.

Die Lehrart und Kunſtſprache der Fecht-
kunſt liegt ſehr im Argen. Es hat der Kunſt
als ſolcher geſchadet, daß ſie als Selbſthülfe und
Kampfſchirm ausſchließlich betrachtet worden.
So hat ſich jeder beſondere Kampfbrauch in
die Kunſt gemiſcht. Dadurch daß der Altdeut-
ſche Kampfwart erſt ein Mitmann, und
zuletzt ein Beiſtändner und lebendiger Schild-
halter geworden; durch Stichblätter wie Sup-
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[XIV/0020] ganz unentbehrlich. Dazu muß es nach Deut- ſcher Art auf Hieb und Stoß, und beides links und rechts getrieben werden. Es ſchickt ſich nicht recht für Turnplätze, wohl aber für Turnhäu- ſer und- Säle. Bei der Berliner Turnanſtalt wird es beſonders als Winterübung an den ge- wöhnlichen Turnnachmittagen vorgenommen, im Sommer aber von 6 bis 8 Uhr des Mor- gens — auf einem dazu eigens gemietheten Sale. Hier wird das Schwingen immer des Abends getrieben, weil es eher bei Licht geſchehen kann, und frühmorgens zu ſehr ermüden und für den Tag abmatten würde. Die Lehrart und Kunſtſprache der Fecht- kunſt liegt ſehr im Argen. Es hat der Kunſt als ſolcher geſchadet, daß ſie als Selbſthülfe und Kampfſchirm ausſchließlich betrachtet worden. So hat ſich jeder beſondere Kampfbrauch in die Kunſt gemiſcht. Dadurch daß der Altdeut- ſche Kampfwart erſt ein Mitmann, und zuletzt ein Beiſtändner und lebendiger Schild- halter geworden; durch Stichblätter wie Sup- penteller, durch Sturmhüte, Rieſenſtulpen, Schlag-

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/20>, abgerufen am 30.04.2024.