Von meinen Arbeiten sag' ich iezt nichts: bis mir erst Ihre Antwort auf diesen Brief, die Erlaubnis erteilt, den mir so nüzlichen Brief- wechsel fortzusezzen. Sie werden ermüdet sein von Lesen; ich schliesse,[22] und sage nichts mer, als dies, daß nichts in mir die Liebe und die Dankbarkeit auslöschen wird, welche ich Ihrer Güte schuldig bin.5 Vielleicht ist dies mer, als wenn ich versichere, daß ich mit der grösten Hochachtung bin
Ew. Hocherwürden [Spaltenumbruch]Leipzig, den 17 Septemb. 1781.10 [Spaltenumbruch]gehorsamster Diener J. P. F. Richter
14. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Verzeihen Sie, daß ich schon wieder schreibe; so wie Sie mir werden verziehen haben, daß ich neulich so lange nicht geschrieben hatte.15 Immer hoff' ich auf Ihren Brief, der vielleicht schon unterweges ist, vielleicht auch von diesem erst seine Existenz erhält. Hier schikk' ich Ihnen den Katalog von den Büchern, die den 27 Oktob. werden veraukzionirt werden. Ich werde mich freuen, wenn Ihnen recht viele Bücher darunter gefallen, und wenn ich etwas zum Wachstum der20 Bibliotek beitragen kan, die mir soviel Nuzzen, soviel Vergnügen verschaft hat. -- Neuigkeiten giebt's hier nicht viel; wenige, die man mir sagte; keine, die Ihre Aufmerksamkeit verdienten. -- Folgende Anekdote möcht' ein Beitrag zum Rume der Inskripzionendeuter sein. Linguet, der iezt in der Bastille sizt, erzält sie in seinen Annalen. Zu25 Beville fand man einen Stein mit dieser Inschrift aus lesbaren, römischen Buchstaben:
I. C. I. L.30 E. C. H. E. M. I. N. D. E.35 S. A. N. E. S.
Von meinen Arbeiten ſag’ ich iezt nichts: bis mir erſt Ihre Antwort auf dieſen Brief, die Erlaubnis erteilt, den mir ſo nüzlichen Brief- wechſel fortzuſezzen. Sie werden ermüdet ſein von Leſen; ich ſchlieſſe,[22] und ſage nichts mer, als dies, daß nichts in mir die Liebe und die Dankbarkeit auslöſchen wird, welche ich Ihrer Güte ſchuldig bin.5 Vielleicht iſt dies mer, als wenn ich verſichere, daß ich mit der gröſten Hochachtung bin
Ew. Hocherwürden [Spaltenumbruch]Leipzig, den 17 Septemb. 1781.10 [Spaltenumbruch]gehorſamſter Diener J. P. F. Richter
14. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Verzeihen Sie, daß ich ſchon wieder ſchreibe; ſo wie Sie mir werden verziehen haben, daß ich neulich ſo lange nicht geſchrieben hatte.15 Immer hoff’ ich auf Ihren Brief, der vielleicht ſchon unterweges iſt, vielleicht auch von dieſem erſt ſeine Exiſtenz erhält. Hier ſchikk’ ich Ihnen den Katalog von den Büchern, die den 27 Oktob. werden veraukzionirt werden. Ich werde mich freuen, wenn Ihnen recht viele Bücher darunter gefallen, und wenn ich etwas zum Wachstum der20 Bibliotek beitragen kan, die mir ſoviel Nuzzen, ſoviel Vergnügen verſchaft hat. — Neuigkeiten giebt’s hier nicht viel; wenige, die man mir ſagte; keine, die Ihre Aufmerkſamkeit verdienten. — Folgende Anekdote möcht’ ein Beitrag zum Rume der Inſkripzionendeuter ſein. Linguet, der iezt in der Baſtille ſizt, erzält ſie in ſeinen Annalen. Zu25 Beville fand man einen Stein mit dieſer Inſchrift aus lesbaren, römiſchen Buchſtaben:
I. C. I. L.30 E. C. H. E. M. I. N. D. E.35 S. A. N. E. S.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><pbfacs="#f0044"n="21"/><p>Von meinen Arbeiten ſag’ ich iezt nichts: bis mir erſt Ihre Antwort<lb/>
auf dieſen Brief, die Erlaubnis erteilt, den mir ſo nüzlichen Brief-<lb/>
wechſel fortzuſezzen. Sie werden ermüdet ſein von Leſen; ich ſchlieſſe,<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_22">[22]</ref></note><lb/>
und ſage nichts mer, als dies, daß nichts in mir die Liebe und die<lb/>
Dankbarkeit auslöſchen wird, welche ich Ihrer Güte ſchuldig bin.<lbn="5"/>
Vielleicht iſt dies mer, als wenn ich verſichere, daß ich mit der gröſten<lb/>
Hochachtung bin</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Ew. Hocherwürden</hi><lb/><cb/><date><hirendition="#left">Leipzig, den 17 Septemb.<lb/>
1781.<lbn="10"/></hi></date><cb/><hirendition="#right">gehorſamſter Diener<lb/>
J. P. F. Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>14. An <hirendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi></head><lb/><opener><salute><hirendition="#et">Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr,<lb/>
Hochzuvererender Herr Pfarrer,</hi></salute></opener><lb/><p>Verzeihen Sie, daß ich ſchon wieder ſchreibe; ſo wie Sie mir werden<lb/>
verziehen haben, daß ich neulich ſo lange nicht geſchrieben hatte.<lbn="15"/>
Immer hoff’ ich auf Ihren Brief, der vielleicht ſchon unterweges iſt,<lb/>
vielleicht auch von dieſem erſt ſeine Exiſtenz erhält. Hier ſchikk’ ich<lb/>
Ihnen den Katalog von den Büchern, die den 27 Oktob. werden<lb/>
veraukzionirt werden. Ich werde mich freuen, wenn Ihnen recht viele<lb/>
Bücher darunter gefallen, und wenn ich etwas zum Wachstum der<lbn="20"/>
Bibliotek beitragen kan, die mir ſoviel Nuzzen, ſoviel Vergnügen<lb/>
verſchaft hat. — Neuigkeiten giebt’s hier nicht viel; wenige, die man<lb/>
mir ſagte; keine, die Ihre Aufmerkſamkeit verdienten. — Folgende<lb/>
Anekdote möcht’ ein Beitrag zum Rume der Inſkripzionendeuter ſein.<lb/>
Linguet, der iezt in der Baſtille ſizt, erzält ſie in ſeinen Annalen. Zu<lbn="25"/>
Beville fand man einen Stein mit dieſer Inſchrift aus lesbaren,<lb/>
römiſchen Buchſtaben:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#c"><hirendition="#aq">I. C.<lb/>
I.<lb/>
L.<lbn="30"/>
E.<lb/>
C. H.<lb/>
E. M.<lb/>
I. N.<lb/>
D. E.<lbn="35"/>
S. A. N. E. S.</hi></hi></quote></cit><lb/></div></body></text></TEI>
[21/0044]
Von meinen Arbeiten ſag’ ich iezt nichts: bis mir erſt Ihre Antwort
auf dieſen Brief, die Erlaubnis erteilt, den mir ſo nüzlichen Brief-
wechſel fortzuſezzen. Sie werden ermüdet ſein von Leſen; ich ſchlieſſe,
und ſage nichts mer, als dies, daß nichts in mir die Liebe und die
Dankbarkeit auslöſchen wird, welche ich Ihrer Güte ſchuldig bin. 5
Vielleicht iſt dies mer, als wenn ich verſichere, daß ich mit der gröſten
Hochachtung bin
[22]
Ew. Hocherwürden
Leipzig, den 17 Septemb.
1781. 10
gehorſamſter Diener
J. P. F. Richter
14. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr,
Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Verzeihen Sie, daß ich ſchon wieder ſchreibe; ſo wie Sie mir werden
verziehen haben, daß ich neulich ſo lange nicht geſchrieben hatte. 15
Immer hoff’ ich auf Ihren Brief, der vielleicht ſchon unterweges iſt,
vielleicht auch von dieſem erſt ſeine Exiſtenz erhält. Hier ſchikk’ ich
Ihnen den Katalog von den Büchern, die den 27 Oktob. werden
veraukzionirt werden. Ich werde mich freuen, wenn Ihnen recht viele
Bücher darunter gefallen, und wenn ich etwas zum Wachstum der 20
Bibliotek beitragen kan, die mir ſoviel Nuzzen, ſoviel Vergnügen
verſchaft hat. — Neuigkeiten giebt’s hier nicht viel; wenige, die man
mir ſagte; keine, die Ihre Aufmerkſamkeit verdienten. — Folgende
Anekdote möcht’ ein Beitrag zum Rume der Inſkripzionendeuter ſein.
Linguet, der iezt in der Baſtille ſizt, erzält ſie in ſeinen Annalen. Zu 25
Beville fand man einen Stein mit dieſer Inſchrift aus lesbaren,
römiſchen Buchſtaben:
I. C.
I.
L. 30
E.
C. H.
E. M.
I. N.
D. E. 35
S. A. N. E. S.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/44>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.