Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Anno 1534.darauß alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Denn proprijssime zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem Was Tropus sey vnd heisse.wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / denn wie es lautet / wirt verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / daß in worten deß Abendmals kein solcher tropus sey / als were das Brot im Abendmal ein solch Zeichen / davon der Leib Christi so weit / als der Himmel von der Erden / abgesondert vnd abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de praedicatione Identica davon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vnd in eine praedication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich außgesprochen werden / damit anzuzeigen / daß da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd deß Menschen Son ist Gottes Son. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der Tauben Johannes sagt / Ich habe den H. Geist gesehen herabfahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HERRN / Vnd wenn von dem gesegneten Brot vnd Wein im Abendmal der Son Gottes spricht / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da zwey vnterschiedene wesen beysammen sind / vnd gleich wie continens vnd contentum coniungiret / vnd darumb auch in der rede / proposition oder praedication / zusammen gefasset werden / hat man / wie Lutherus sagt / vor Synecdoche. zeiten in den Schulen / Synecdochen genennet. Dadurch man gleichwol aber keines wegs gemeinet oder verstanden hat / einen solchen tropum, figur oder bedeutung / eines weit vnd ferrn abwesenden dinges / sintemal zwey wesen da beysammen gegenwertig sind / wie Lutherus also seine Synecdochen verstehet / nit daß die Gött- Anno 1534.darauß alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Denn proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem Was Tropus sey vnd heisse.wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / denn wie es lautet / wirt verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / daß in worten deß Abendmals kein solcher tropus sey / als were das Brot im Abendmal ein solch Zeichen / davon der Leib Christi so weit / als der Himmel von der Erden / abgesondert vñ abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de praedicatione Identica davon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vñ in eine praedication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich außgesprochen werden / damit anzuzeigen / daß da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd deß Menschen Son ist Gottes Son. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der Tauben Johannes sagt / Ich habe den H. Geist gesehen herabfahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HERRN / Vnd weñ von dem gesegneten Brot vñ Wein im Abendmal der Son Gottes spricht / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da zwey vnterschiedene wesen beysammen sind / vñ gleich wie continens vnd contentum coniungiret / vnd darumb auch in der rede / proposition oder praedication / zusammen gefasset werden / hat man / wie Lutherus sagt / vor Synecdoche. zeiten in den Schulen / Synecdochen genennet. Dadurch man gleichwol aber keines wegs gemeinet oder verstanden hat / einen solchen tropum, figur oder bedeutung / eines weit vnd ferrn abwesenden dinges / sintemal zwey wesen da beysammen gegenwertig sind / wie Lutherus also seine Synecdochen verstehet / nit daß die Gött- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0310" n="294"/><note place="left">Anno 1534.</note>darauß alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Denn proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem <note place="left">Was Tropus sey vnd heisse.</note>wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / denn wie es lautet / wirt verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / daß in worten deß Abendmals kein solcher tropus sey / als were das Brot im Abendmal ein solch Zeichen / davon der Leib Christi so weit / als der Himmel von der Erden / abgesondert vñ abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de praedicatione Identica davon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vñ in eine praedication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich außgesprochen werden / damit anzuzeigen / daß da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd deß Menschen Son ist Gottes Son. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der Tauben Johannes sagt / Ich habe den H. Geist gesehen herabfahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HERRN / Vnd weñ von dem gesegneten Brot vñ Wein im Abendmal der Son Gottes spricht / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da zwey vnterschiedene wesen beysammen sind / vñ gleich wie continens vnd contentum coniungiret / vnd darumb auch in der rede / proposition oder praedication / zusammen gefasset werden / hat man / wie Lutherus sagt / vor <note place="left"><hi rendition="#i">Synecdoche.</hi></note>zeiten in den Schulen / Synecdochen genennet. 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darauß alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Denn proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / denn wie es lautet / wirt verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / daß in worten deß Abendmals kein solcher tropus sey / als were das Brot im Abendmal ein solch Zeichen / davon der Leib Christi so weit / als der Himmel von der Erden / abgesondert vñ abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de praedicatione Identica davon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vñ in eine praedication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich außgesprochen werden / damit anzuzeigen / daß da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd deß Menschen Son ist Gottes Son. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der Tauben Johannes sagt / Ich habe den H. Geist gesehen herabfahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HERRN / Vnd weñ von dem gesegneten Brot vñ Wein im Abendmal der Son Gottes spricht / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da zwey vnterschiedene wesen beysammen sind / vñ gleich wie continens vnd contentum coniungiret / vnd darumb auch in der rede / proposition oder praedication / zusammen gefasset werden / hat man / wie Lutherus sagt / vor zeiten in den Schulen / Synecdochen genennet. Dadurch man gleichwol aber keines wegs gemeinet oder verstanden hat / einen solchen tropum, figur oder bedeutung / eines weit vnd ferrn abwesenden dinges / sintemal zwey wesen da beysammen gegenwertig sind / wie Lutherus also seine Synecdochen verstehet / nit daß die Gött-
Anno 1534.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/310>, abgerufen am 16.06.2024. |