Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Zum andern / weil bißher diß der zwyspalt gewesen ist / daß sieAnno 1535. das Sacrament allein für ein Zeichen / wir aber für den waren Leib vnsers HERRN Jesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich seyn / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinunge wolte stellen / als daß sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vnd wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das Brot / ich wil jetzund deß Gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde. So muß man dennoch diß auch bedencken / daß die mittel meinung in einem solchen handel / der jedermann betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausent fragen vnd opinionen darauß entstehen würden / daß es also viel sicherer ist / daß sie bey jrem Zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze Welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancher ley seltzame gedancken. Darumb ist mirMancherley fragen vervrsachen den vnglauben. viel lieber / dz die vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / denn daß man vrsach gebe / zu mancherley vnzehlichen Fragen / dadurch die Leute dahin zuletzt kämen / daß sie gar nichts gläubten. Zum dritten / so haben wirauff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen Text deß Euangelij für vns / welcher nit allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel Sprüche der Vätter / welche man nit so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem Gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der Spraach so starck mit dem Text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / daß es sehr fährlich ist zu schliessen / daß die Kirche so viel hundert jar / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / daß die Sacrament vnd das Wort / wiewol sie mit mancherley Grewel bedeckt / dennoch dennoch blieben sind. Zum andern / weil bißher diß der zwyspalt gewesen ist / daß sieAnno 1535. das Sacrament allein für ein Zeichen / wir aber für den waren Leib vnsers HERRN Jesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich seyn / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinunge wolte stellen / als daß sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vñ wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das Brot / ich wil jetzund deß Gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde. So muß man dennoch diß auch bedencken / daß die mittel meinung in einem solchen handel / der jedermañ betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausent fragen vnd opinionen darauß entstehen würden / daß es also viel sicherer ist / daß sie bey jrem Zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze Welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancher ley seltzame gedancken. Darumb ist mirMancherley fragen vervrsachẽ den vnglauben. viel lieber / dz die vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / deñ daß man vrsach gebe / zu mancherley vnzehlichen Fragẽ / dadurch die Leute dahin zuletzt kämen / daß sie gar nichts gläubten. Zum dritten / so haben wirauff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen Text deß Euangelij für vns / welcher nit allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel Sprüche der Vätter / welche man nit so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem Gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der Spraach so starck mit dem Text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / daß es sehr fährlich ist zu schliessen / daß die Kirche so viel hundert jar / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / daß die Sacrament vñ das Wort / wiewol sie mit mancherley Grewel bedeckt / dennoch dennoch blieben sind. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0333" n="317"/> <p>Zum andern / weil bißher diß der zwyspalt gewesen ist / daß sie<note place="right">Anno 1535.</note> das Sacrament allein für ein Zeichen / wir aber für den waren Leib vnsers HERRN Jesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich seyn / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinunge wolte stellen / als daß sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vñ wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das Brot / ich wil jetzund deß Gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde.</p> <p>So muß man dennoch diß auch bedencken / daß die mittel meinung in einem solchen handel / der jedermañ betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausent fragen vnd opinionen darauß entstehen würden / daß es also viel sicherer ist / daß sie bey jrem Zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze Welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancher ley seltzame gedancken. 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Zum andern / weil bißher diß der zwyspalt gewesen ist / daß sie das Sacrament allein für ein Zeichen / wir aber für den waren Leib vnsers HERRN Jesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich seyn / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinunge wolte stellen / als daß sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vñ wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das Brot / ich wil jetzund deß Gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde.
Anno 1535. So muß man dennoch diß auch bedencken / daß die mittel meinung in einem solchen handel / der jedermañ betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausent fragen vnd opinionen darauß entstehen würden / daß es also viel sicherer ist / daß sie bey jrem Zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze Welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancher ley seltzame gedancken. Darumb ist mir viel lieber / dz die vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / deñ daß man vrsach gebe / zu mancherley vnzehlichen Fragẽ / dadurch die Leute dahin zuletzt kämen / daß sie gar nichts gläubten.
Mancherley fragen vervrsachẽ den vnglauben. Zum dritten / so haben wirauff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen Text deß Euangelij für vns / welcher nit allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel Sprüche der Vätter / welche man nit so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem Gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der Spraach so starck mit dem Text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / daß es sehr fährlich ist zu schliessen / daß die Kirche so viel hundert jar / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / daß die Sacrament vñ das Wort / wiewol sie mit mancherley Grewel bedeckt / dennoch dennoch blieben sind.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/333>, abgerufen am 16.06.2024. |